Im Zeitalter der sozialen Medien, in dem Informationen in Lichtgeschwindigkeit um die Welt jagen, haben Gerüchte und Missverständnisse eine neue Viralität erreicht. Ein besonders eindrückliches Beispiel ist das jüngste Missverständnis um die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg und den ihr fälschlicherweise zugeschriebenen „Weltuntergang“ im Jahr 2023.

BehauptungenFaktencheck
Greta Thunberg hat den Weltuntergang für 2023 prophezeit.Falsch. Greta Thunberg hat nie einen Weltuntergang für 2023 prophezeit.
Greta Thunberg zitierte in ihrem Tweet von 2018 eine wissenschaftliche Prognose, dass die Menschheit im Jahr 2023 ausgelöscht würde.Falsch. Thunberg zitierte einen Klimawissenschaftler, der vor den potenziellen Risiken warnte, wenn der Verbrauch fossiler Brennstoffe nicht reduziert wird. Sie sprach nicht von einer Auslöschung der Menschheit.
Der von Greta Thunberg zitierte Wissenschaftler James Anderson prophezeite den Weltuntergang im Jahr 2023.Falsch. Anderson sprach von der Notwendigkeit eines radikalen Umschwungs in unserem Umgang mit fossilen Brennstoffen und warnte vor den potenziellen Konsequenzen, einschließlich des vollständigen Abschmelzens der Polkappen. Er prophezeite jedoch keinen Weltuntergang.

Der „Weltuntergang“ Thunberg-Tweet von 2018

Im Juni 2018 veröffentlichte Thunberg einen Tweet, der laut verschiedenen Medien die Aussage enthielt, dass die Menschheit im Jahr 2023 ausgelöscht wird. Das war jedoch eine eklatante Fehlinterpretation. Thunberg zitierte lediglich die Warnung eines führenden Klimawissenschaftlers, der davor warnte, dass, wenn wir in den nächsten fünf Jahren nicht auf die Nutzung fossiler Brennstoffe verzichten, der Klimawandel die gesamte Menschheit bedrohen könnte.

Dem damaligen Tweet zufolge hat Greta Thunberg am 21. Juni 2018 auf Twitter geschrieben: „Ein führender Klimawissenschaftler warnt davor, dass der Klimawandel die gesamte Menschheit auslöschen wird, wenn wir in den nächsten fünf Jahren nicht auf die Nutzung fossiler Brennstoffe verzichten.“ Tatsächlich verfasste Thunberg damals diesen Tweet, der mittlerweile gelöscht ist.

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Screenshot vom gelöschten Tweet von Thunberg

Verdrehter Kontext und Misstrauenskultur

Zweifellos hat diese Fehlinterpretation einer Aussage dazu beigetragen, die Kluft zwischen Klimaaktivisten und ihren Kritikern weiter zu vertiefen. Es ist ein Paradebeispiel dafür, wie Kontext verdreht und zur Schaffung einer Misstrauenskultur verwendet werden kann. Das ist das echte Problem. Das Narrativ, das von bestimmten Medien und Influencern aufgegriffen und verbreitet wurde, entstellte die tatsächliche Botschaft von Thunberg.

Der wahre Kontext

Thunberg’s Tweet von 2018 war ein Zitat aus dem Artikel auf gritpost.com, der sich auf einen Vortrag von Klimawissenschaftler James Anderson bezog. In diesem Vortrag betonte Anderson die dringende Notwendigkeit, bis 2023 den Verbrauch fossiler Brennstoffe erheblich zu reduzieren, um das Schmelzen der Polkappen zu verhindern.

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Was James Anderson wirklich sagte

James Anderson, ein Harvard-Experte auf dem Gebiet der Atmosphärenforschung, hat in seinem Vortrag nie das Auslöschen der Menschheit innerhalb von fünf Jahren prophezeit. Stattdessen sprach er von der Notwendigkeit eines radikalen Umschwungs in unserem Umgang mit fossilen Brennstoffen, vergleichbar mit den Anstrengungen des Marshallplans nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die wesentlichen Punkte seiner Rede waren:

  1. Die Gefahr des vollständigen Abschmelzens der Polkappen, wenn wir nicht bis 2023 drastische Maßnahmen ergreifen.
  2. Die Auswirkungen dieses Szenarios als Kipppunkt, der irreversible Dominoeffekte auf das Weltklima auslösen könnte.

Die Ironie der Missinterpretation

Die Ironie dieses Missverständnisses ist, dass die eigentliche Botschaft – eine eindringliche Warnung vor den katastrophalen Folgen des Klimawandels – in den Hintergrund gerückt ist. Statt einer sachlichen Diskussion über die Notwendigkeit, unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu überwinden, wurde die Debatte von absurden Behauptungen über einen prophezeiten Weltuntergang überschattet.

Fazit: Die Falschmeldung „Thunberg-Weltuntergang“ ist ein lehrreiches Beispiel dafür, wie durch Kontextverzerrung und Polemik eine wichtige Botschaft verloren gehen kann. Es zeigt, wie wichtig es ist, sich mit den zugrundeliegenden Fakten auseinanderzusetzen und sich nicht von Halbwahrheiten und Fehlinformationen ablenken zu lassen. Nicht zuletzt unterstreicht es die Bedeutung von Medienkompetenz in einer zunehmend digitalisierten und vernetzten Welt.

In einer Zeit, in der der Klimawandel eine drängende Herausforderung darstellt, ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir uns auf wissenschaftliche Erkenntnisse stützen und eine klare und präzise Kommunikation anstreben. Wir müssen uns bemühen, den Lärm der Fehlinformationen herauszufiltern, um die echten Signale der Wissenschaft und die dringenden Aufrufe zum Handeln, wie sie von Aktivisten wie Greta Thunberg artikuliert werden, klar zu hören.

Noch ein Hinweis:
Obwohl der Tweet von Thunberg mittlerweile entfernt wurde, könnte er durchaus für Verwirrung und Missverständnisse gesorgt haben. Dieser Vorfall unterstreicht die Notwendigkeit einer sorgfältigen Überlegung vor dem Veröffentlichen von Inhalten, insbesondere wenn man über eine weitreichende Plattform verfügt, wie es bei Thunberg der Fall ist. Es ist nicht ohne Grund, dass der alte Rat „Zuerst denken, dann klicken“ immer noch gilt.
Dieser Grundsatz betrifft nicht nur die Urheber von Beiträgen, sondern auch jene, die Inhalte weitergeben. Die stetig wachsende Bedeutung der sorgfältigen Auswahl und Weitergabe von Informationen wird hier klar hervorgehoben. Wenn wir etwas veröffentlichen, sollten wir uns immer in die Lage des Lesers versetzen und überlegen, wie er die bereitgestellten Informationen interpretieren könnte. Es ist von äußerster Wichtigkeit, dass wir uns bemühen, transparent zu posten und unsere Gedanken und Kontext zu den Informationen hinzuzufügen.
Dies trägt dazu bei, mögliche Missverständnisse zu minimieren und sicherzustellen, dass die Leser das vollständige Bild unserer Absichten und der zugrunde liegenden Informationen erhalten. In einer Zeit, in der Informationen mit nur wenigen Klicks weltweit verbreitet werden können, ist es unerlässlich, dass wir als Verfasser von Inhalten diese Verantwortung ernst nehmen.

Quelle: DPA

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