Ein Nutzer hat auf Facebook ein Foto kritisiert, dass laut Facebook nicht gegen die Gemeinschaftsstandards verstößt.

Das höchstverstörende Bild zeigt, wie ein Mann auf einem Baby kniet und mit einem Sturmgewehr auf den Kopf zielt. Das Bild scheint echt zu sein – wir haben die Hintergründe recherchiert.

Es geht um folgendes Bild, dass von der Facebook-Seite „Özel harekat“ veröffentlicht wurde:

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(mimikama: wir haben das Bild bewusst verpixelt. Auf FB ist dieses ohne Verpixelung zu sehen)

Dazu gibt es folgende Bildunterschrift in türkischer Sprache:

Kan donduran bu fotoğrafı herkes paylaşsın arkadaşlar bu şerefsiz bulunup deşifre edilmeli her türlü yorum serbestdir…

Ein deutschsprachiger Facebook-User hat daraufhin das Bild nach eigenen Angaben gemeldet, und bekam wohl folgende Antwort von Facebook:

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Er hat daraufhin eine wütende Reaktion an Facebook geschrieben, ob er diese auch abgeschickt hat, wissen wir nicht:

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Auf eine Verlinkung auf das Profil verzichten wir an dieser Stelle: Der Facebook-User teilt nämlich zahlreiche Fakes/Hybridfakes!

Hintergründe

Das Bild wurde von der Seite „Özel harekat“ nicht als erstes hochgeladen. Es finden sich zahlreiche vornehmlich arabischsprachige Quellen, welche das Foto verwenden. Dazu gehören auch einige Nachrichtenportale.

Diese erzählen alle grundsätzlich dieselbe Hintergrundgeschichte:

  • Das Bild sei im Jemen aufgenommen.
  • Es hat dort und auch in anderen Ländern der Region zu heftigen Protesten inner- und außerhalb der sozialen Netzwerke geführt.
  • Insbesondere wird gefordert, dass der Täter zur Rechenschaft gezogen wird.

Daraufhin haben zahlreiche User das Bild auf Facebook, Twitter und Co. geteilt.

Es handelt sich um eine private Öffentlichkeitsfahndung

Wie auf anderen Seiten, wird auch bei „Özel harekat“ aufgerufen, dieses Foto zu teilen und dem – Zitat! – „Mistkerl zu finden“. Die Meldung an Facebook, es handele sich um eine gewaltfördernde Darstellung, stimmt hier also so nicht. Es geht hier um einen – privaten! – Fahndungsaufruf.

Auch an dieser Stelle wollen wir darauf hinweisen, dass solche privaten Fahndungsaufrufe äußerst kritisch zu betrachten sind.

Neben der Gefahr, dass man – beispielsweise aufgrund von bewusst diskreditierenden Fakes – den „Falschen“ erwischt, kann man zudem nicht sicherstellen, ob die Person überhaupt noch gesucht wird. Häufig wurden sie nämlich schon verurteilt und das permanente Teilen alter Bilder, kann die Resozialisierung gefährden. Einzig die Staatsanwaltschaft ist berechtigt, Öffentlichkeitsfahndungen zu initiieren. Wer private Fahndungsaufrufe startet oder auch nur teilt, kann deshalb schnell selber ins Visier des Staatsanwalts kommen oder auch zivilrechtlich belangt werden.

Die Seite „Özel harekat“ und warum die Kritik scheinheilig ist

Bei der Seite „Özel harekat“ handelt es sich um eine Facebookseite. Der Begriff ist türkisch und steht für „spezielle Operationen“. Sieht man sich die Seite an, wird klar, dass damit die Abteilung für spezielle Operationen der türkischen Polizei gemeint ist. Es handelt sich allerdings nicht um die offizielle Facebook-Seite der Antiterroreinheit.

Aus den oben genannten Gründen muss man den privaten Fahndungsaufruf kritisch sehen.

Offenbar geht es demjenigen darum, der das Bild gemeldet hat, aber gar nicht um das Bild selber. Er hat es immerhin selber geuploadet, es wurde bisher 112 mal geteilt. Damit trägt er selber zur Verbreitung des Bildes bei.

Damit wird klar: Es geht ihm nicht darum, dass er das Bild nicht mehr sehen will, weil es Gewalt fördern würde, sondern es geht ihm einzig allein darum, sich selbst als „Der Gute“ zu präsentieren. Anhand seines Facebook-Profils darf man daran erhebliche Zweifel haben.

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