Ein Bild eines Politikers und ein knackiger Spruch daneben, der sauer aufstoßen lässt: und schon wieder ein Sharepic!

Das folgende Sharepic zeigt Martin Schulz und den Satz „Wer die Regierung nicht liebt, gehört nicht mehr zum Volk. Basta.”. Zu diesem Sharepic gibt es keine weiteren Quellen oder Verlinkungen. Anhand des grafischen Stils kann man jedoch recht zügig erkennen, dass es sich ursprünglich um das Teaserbild eines Artikels auf Halle-Leaks handelt.
Die Webseite „Halle-Leaks” ist bereits in der Vergangenheit mit Pseudozitaten aufgefallen. Die optische Darstellung ist dabei immer recht identisch: Artikelvorschau, bzw. Sharepic sprechen immer eine klare und anstößige These aus, der dazu gehörige Artikel auf der Webseite ist eher zweitrangig und auch kurz gehalten. Die Facebookvorschau transportiert bereits alles, was ausgesagt werden soll.
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Was ist hier also passiert? Ganz einfach: dieser Spruch ist entstanden, indem ein tatsächlich ausgesprochener Satz genommen und durch folgende Elemente verändert wurde:

  • verkürzen
  • radikalisieren
  • auslassen
  • interpretieren
  • verdrehen

Dabei entsteht ein völlig neues Gebilde, welches dann ein Fakezitat darstellt und durch die „zitierten“ Personen nie so gesagt wurde. Der ursprünglich dazu gehörige Artikel hat ebenso häufig einen identischen Aufbau:

  • Manipuliertes Zitat als primäres Vorschauelement
  • verkürzte Darstellung als sekundäres Element auf der Webseite, was oftmals gar nicht mehr wahrgenommen wird
  • als letztes Element in der Kette steht ein Klick auf den Quellort, welcher zwar für das Verständnis des Inhaltes notwendig ist, jedoch aufgrund der deutlich plakativen Darstellung des Vorschaubildes von vielen Lesern gar nicht mehr getätigt wird.

Herkunft

Nach der Darstellung der Methodik kommen wir nun auf das aktuell gefundene Sharepic zurück. Dieses Bild ist bereits im Oktober 2016 veröffentlicht worden und stützt sich auf folgenden Satz, welcher mithilfe der oben beschriebenen Methoden verändert wurde. Jener erste Satz des folgenden Zitates, den Martin Schulz wirklich gesagt hat, stammt aus einem längeren Interview von Martin Schulz gegenüber der ZEIT online, welches am 10. Oktober 2016 veröffentlicht wurde und war die Antwort auf die Frage: „Was denken Sie, wenn Menschen in Sachsen „Wir sind das Volk“ skandieren und sich damit gegen die Demokratie, so wie wir sie kennen, aussprechen?“. Das Interview trägt den Titel „Die SPD muss den Anspruch haben, stärkste Partei zu werden„.

Diejenigen, die heute schreien ‘Wir sind das Volk’ und gleichzeitig die Repräsentanten der Demokratie anpöbeln, die haben den Ausruf nicht verstanden und das Volk sind sie schon gar nicht. Der große Satz „Wir sind das Volk“ war immer weltoffen, tief europäisch und niemals völkisch und nach innen gekehrt. Helmut Kohl und Willy Brandt sagten damals sinngemäß: Wir wollen ein europäisiertes Deutschland und kein germanisiertes Europa. Deshalb war die deutsche Einheit ein Schritt im Rahmen eines europäischen Einigungsprozesses. Die Grenzen sollten auf- und nicht zugemacht werden. Es ist traurig, dass heute diejenigen das rufen, die das genaue Gegenteil wollen.“

Mittlerweile ist das Sharepic von seinem Artikel auf Halle-Leaks entkoppelt worden und wird in Form eines Screenshots, bzw. Re-Uploads der Grafik in den sozialen Netzwerken verteilt. Ohne Nennung der Herkunft, sowie des ursprünglichen Zitates, ist dieses Bild natürlich Unsinn.

Binäre Darstellung

In der Welt der Halle-Leaks Sharepics gibt es nur schwarz oder weiß, gut oder böse, richtig oder falsch. Die Aussagen der Facebookvorschau kennen nur die Extreme und wollen diese auch bewusst so darstellen. Dies geschieht schon allein durch die kontrastreiche Wahl der weißen Schrift auf schwarzem Hintergrund. Die inhaltliche Linie ist sehr einfach und demagogisch aufgebaut: die vermeintlich Bösen wollen den vermeintlich Guten ans Leder.
 
 
Lektorat: Beate

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