Zumindest ekelt es aktuell einige Facebook Nutzer vor einem Video, das dies beweisen soll.

Jedes Schulkind lernt, dass Fliegen Eier legen, aus denen sich erst nach einiger Zeit Larven und dann später die Insekten in ihrer Erwachsenenform entwickeln. So weit das Lehrbuch.

Trotzdem zeigt ein Video auf Youtube eine angebliche „Stubenfliege“, die lebende Maden gebärt – und das auf einer Portion Nahrungsmittel für den menschlichen Verzehr und in nicht gerade geringer Zahl.

Ist dieser Vorgang etwa Normalität? Kann man den Gedanken an gelegentliche Fliegeneier in schlecht abgedeckten Speisen vielleicht eben noch so verdrängen – bekanntlich wird die Magensäure mit einigem fertig, und Krankheitsfälle hierdurch sind nicht bekannt – so eröffnet dieser Vorgang scheinbar eine neue Dimension des Ekels.

Das im Video gezeigte Geschehen ist durchaus keine frei erfundene Horrorstory, allerdings handelt es sich auch nicht um einen „normalen“ oder auch nur häufigen Vorgang. Der Essteller als Fliegenkreißsaal ist die Ausnahme und „aus höchster Not geboren“.

Wie kommt es dazu?

Zunächst dürfte es sich bei dem Tier um eine Schmeißfliege, nicht, wie im Video behauptet, um eine Stubenfliege handeln; bei letzteren taucht dieses Phänomen nicht auf. Stubenfliegen legen ihre Eier bevorzugt in Exkrementen ab, die sich bekanntlich auf Schritt und Tritt finden lassen. [1]

Die Schmeißfliege dagegen bevorzugt für ihre bis zu mehreren hundert Eiern enthaltenden Gelege organische, proteinreiche Stoffe. [2] Angelockt wird sie dabei vom Geruch zerfallenden Eiweißes, in der Regel Tierkadaver. In den Städten und Häusern sucht das Insekt oft lange verzweifelt nach einem geeigneten Platz – und dann kommt es zu dem beobachteten Phänomen:

„Bei Legenot kann die Eientwicklung jedoch schon so weit fortgeschritten sein, dass während oder kurz nach der Eiablage die Larven (Maden) schlüpfen.“ [2]

[vc_message message_box_color=“green“ icon_fontawesome=“fa fa-check“]Zu sehen ist tatsächlich eine Fliege, die Larven gebärt; die Aussage des Videos ist richtig.[/mk_info]

In ihrer Verzweiflung stürzt sich die werdende Mutter auf jede Substanz, die die Sicherung des Überlebens ihrer Brut verspricht und landet dabei logischer Weise auch mal auf unseren Tellern. Auch wenn das für manche von uns vielleicht „eklig“ wirkt – sie hat sichtlich keine andere Wahl, und man sollte ihr die Mahlzeit großmütig überlassen.

Dabei spielen hygienische Gründe gar keine so große Rolle – die erwachsenen Schmeißfliegen ernähren sich von Pollen, Nektar und Honigtau. Erst zur Eiablage entwickeln sie die berühmt-berüchtigte Neigung zu zerfallendem Eiweiß.

In vielen Kulturen gelten Maden und Larven als Delikatesse; vom gesundheitlichen Standpunkt ist der scheinbar so ekelhafte Vorgang wesentlich unbedenklicher als auch nur eine einzige Stubenfliege, die sich an unserem Tisch bedient, nachdem sie ihren Nachwuchs in einem Hundehäufchen untergebracht hat – was nach Auffassung der Gesundheitsbehörden ein ernst zu nehmendes Gesundheitsrisiko darstellt. [4]

Autor: Dagmar K. – mimikama.org


Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
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