Oder aber: Wie ihr alle eure Geburtsdaten und die Anzahl eurer Kinder öffentlich im Netz preisgebt!

Das Thema hatten wir erst vor wenigen Tagen bei uns auf dem Tisch. Da ging es aber nicht um “Saturn” sondern um “RyanAir”, das Prinzip dahinter ist aber dasselbe. Da wurden Mütter gesucht, die im Juni geboren wurden. Nun sucht man nach Müttern, die im Juli geboren wurden.

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Es ist ein Lüge!

Das Gewinnspiel behauptet:

Wir sind auf der Suche nach Mütter, die im Juli geboren wurden. Dieser Elektronikladen hat eine Feier. Drücken Sie auf das Bild und um ein €750 Gutschein zu erhalten.

Es handelt sich dabei um ein Scheinargument, welches eine potentielle Zielgruppe anlocken soll, die sich aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer Gruppe (Mutter mit Geburtsmonat Juli) mit höheren Gewinnchancen ausgestattet sieht und somit eher dazu geneigt ist, an dem angeknüpften Gewinnspiel teilzunehmen. Der Aufbau einer gefühlten „Gewinnelite”, in der man sich befindet.

Das ist aber nicht so und wir müssen enttäuschen: Wer regelkonform dieses Bild anklickt (und als in Deutschland befindlicher Teilnehmer identifiziert wird), wird auf eine Webseite geleitet, die eine inhaltlich irrelevante Umfrage anbietet. Hier wird übrigens schon gar nicht mehr davon gesprochen, dass man Mütter mit Geburtstag im Juli sucht. Der Grund ist recht einfach: Weil sowohl diese Fragerunde, als auch das Mütter-Geburtstags-Argument keinerlei Rolle spielen.

Technisch gesehen bildet dieses Quir lediglich eine Brücke zu einem echten Gewinnspiel, welches ein Affiliate Gewinnspiel ist. Übrigens: SATURN hat mit dem gesamten Ablauf hier rein gar nichts zu tun!

Von Fake zu Affiliate

Man muss an dieser Stelle einen Trennstrich ziehen: Das abschließende Affiliate Gewinnspiel ist legal, der vorangegangene Köder ist jedoch ein konstruiertes Fake-Gewinnspiel. Fake-Gewinnspiele sind die kleinen Geschwister der kommerziellen Fake-News: Sie müssen so konstruiert sein, dass man ihnen Glauben schenkt. Dem Verfasser ist es dabei egal, ob der Inhalt korrekt ist. In gewissem Umfang sind auch Fake-Gewinnspiele pseudoredaktionell.

So auch hier: Nimmt man an diesem Gewinnspiel teil, bekommt derjenige eine Provision, der den Link in seiner Webseite ZU diesem Gewinnspiel eingebaut hat. Das ist auch der Grund, warum derartige Fake-Gewinnspiele konstruiert werden: Es geht darum, Werbung anzuzeigen bzw. Werbelinks glaubhaft und wirksam einzubauen. Dem Verfasser des Fake-Gewinnspiels ist es somit schlichtweg egal, ob der eigene Inhalt korrekt ist.

Zum abschliessend verlinkten Affiliate sollte man lediglich wissen, dass es hier um DATEN geht. Sprich, die Teilnehmerdaten werden in eine Datenbank gespeist und der jeweilige Teilnehmer dürfte in Folge WERBEMAILS, WERBEANRUFE uvm. bekommen. Diese Information, auch immer wieder in abgewandelter Form, findet der User im KLEINGEDRUCKTEN unter dem Gewinnspielformular vor:

Ja, ich bin damit einverstanden, dass eine Auswahl der in der Sponsorenliste aufgeführten Firmen mich postalisch, telefonisch oder per E-Mail oder SMS über Angebote aus ihrem jeweiligen Geschäftsbereich informiert. Die Auswahl der werbenden Unternehmen können Sie selbst beeinflussen. Das Einverständnis kann ich jederzeit widerrufen. Weitere Infos dazu hier.

In den meisten Fällen werden solche Nutzerdaten auch weiter verkauft. So ein Datensatz kann dann dem Verkäufer schon ein paar Euro bringen. Das am Ende eingebaute Affiliate Gewinnspiel ist übrigens wiederum nicht illegal. Jedoch hat es mit dem vorangegangenen Köder nichts zu tun.

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