Eine wissenschaftliche Untersuchung bringt Interessantes zutage: Nutzer halten sich für informierter, obwohl sie nur die Artikelvorschauen gelesen haben.

Forscher des York College in Pennsylvania/USA sind zu dieser Erkenntnis gekommen.
Demnach beziehen 67% der US-Bürger ihre News aus Social Media-Kanälen, zumeist aus Facebook. Unter den Beiträgen sind natürlich auch sehr viele politische Meldungen, die allerdings beim Überscrollen nur die Illusion erwecken, informiert zu sein. Tatsächlich  werden durchschnittlich nur 7% der im Newsfeed erscheinenden Artikel auch wirklich gelesen.

Das Experiment

Die Wissenschaftler legten den Probanden nach dem Zufallsprinzip entweder einen vollständigen Nachrichtenartikel, einen Facebook-Newsfeed mit der Artikelvorschau oder gar keine Informationen zu einem bestimmten Thema vor.
Dann wurde ermittelt, wie viel Wissen die Probanden zu einem bestimmtes Thema haben – oder auch nur zu haben glauben.

Das Positive

Facebook bietet mit seinen kurzen Artikelvorschauen tatsächlich genug Informationen, die zum Lernen geeignet sind. Damit – so die Forscher – ist der Newsfeed tatsächlich eine relativ neue Art und Weise, in kürzerer Zeit schnell und mehr Informationen zu erhalten.

Das Negative

Allerdings hat diese Art der Informationsbeschaffung auch einen negativen Effekt – besonders bei Personen, die auf bestimmte Themen emotionaler reagieren und sich dadurch auch stärkere Meinungen bilden.
Diese Personen halten sich dann häufig für informierter und vertreten ihre Meinung stärker – obwohl sie die eigentlichen Zusammenhänge und Informationen, die sich nur im Artikel selbst befinden, überhaupt gar nicht haben.

Durch die „häppchenweise“ Präsentation der Nachrichten im Newsfeed, verbunden mit der durch den Facebook-Algorithmus bedingten Informationsblase, glauben affektive Nutzer, bestens über ein Thema informiert zu sein, obwohl sie nur Bruchstücke der eigentlichen Nachrichten kennen.

Das gefühlte Wissen beeinträchtigt das Verhalten

Nicht jeder ist sich seines Wissens sicher. Es gibt viele gut informierte Nutzer,  die jeden Artikel lesen, sich aber trotzdem unsicher fühlen. Und es gibt sehr viele Nutzer, die nur die Überschriften lesen und sich ihres Wissens sicher sind.
Dies führt zu einem Ungleichgewicht von geäußerten Meinungen und tatsächlichen Verhältnissen: Besonders affektive Personen vertreten ihre Meinungen sehr viel stärker und „übertönen“ damit die eigentlichen Fakten. Auch neigen solche Personen dazu, mit größerer Inbrunst die Politik der eigenen Partei zu vertreten – auch, wenn diese im Widerspruch zu den eigenen Werten steht.

Fazit

Die Ergebnisse der Forschungsarbeit zeigen, dass man alleine durch das Lesen der Artikelvorschauen auf Facebook ein gewisses Wissen erlangt. Die Wirkung jenes Wissens unterscheidet sich jedoch von Nutzer zu Nutzer: Viele Nutzer haben erst ein positives Gefühl des Wissens, wenn sie auch die dazugehörigen Artikel gelesen und verstanden haben. Anderen Nutzern genügt die Artikelvorschau, um sich für genauso gut oder besser informiert zu halten – eine Illusion.

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