Erneut erhielten wir Anfragen, diesmal über unsere Facebook-Gruppe, zu einem Video, in dem ein Mann zu Musik tanzt.

An sich nichts Ungewöhnliches, doch das Erscheinungsbild des Mannes veranlasst einige Nutzer, sich die Frage zu stellen, ob es sich vielleicht doch um einen Fake handeln könnte. Es geht dabei um dieses Video. (Hinweis: Wir haben auf das Einbetten des Videos hier bewusst verzichtet. Begründung:  Was im 19. Jahrhundert die Freak Show war, nutzt der Clickbait nun für sich… und das auf Kosten der Würde von anderen Lebewesen.) Daher an dieser Stelle nur ein Screenshot der Anfrage:

MIMIKAMA

Der Faktencheck

Leider ist die Ursprungsquelle des Videos noch unklar. Es sind vereinzelt Einträge auf Facebook und YouTube zu finden. Es ist jedoch anzuzweifeln, dass einer dieser Einträge direkt vom Ersteller des Videos stammt. Viele Einträge deuten darauf hin, dass der Ursprung in Brasilien zu finden sei.

Mikrozephalie

Durch diese Umstände kann das Aussehen des Mannes leider nicht mit kompletter Sicherheit erklärt werden. Eine mögliche Ursache besteht jedoch in Mikrozephalie.

Laut Zeit haben knapp drei Prozent der Menschen in Deutschland Mikrozephalie, also einen Kopfumfang, der weit unter dem Durchschnitt liegt.

„Je kleiner der Kopf, umso größer ist die Gefahr, dass eine Entwicklungsstörung auftritt“,

sagt Angela Kaindl, ärztliche Leiterin des Sozialpädiatrischen Zentrums der Charité Berlin.

Die Deutsche Apotheker Zeitung erklärt, dass seit Mitte bis Ende 2015 vor allem in Brasilien gehäuft Kinder mit Mikrozephalie geboren wurden und zwar zumeist in Regionen, in denen in den Monaten zuvor Ausbrüche von Zika-Virus-Infektionen nachgewiesen worden waren. Ein sehr berühmtes, aber auch zugleich trauriges Beispiel für Mikrozephalie ist Schlitzie, der durch den Horrorfilm „Freaks“ von Tod Browning 1932 bekannt wurde. Er blieb sein Leben lang auf dem Entwicklungsstand eines 3-Jährigen und stand ab 1924/25 im Dienst verschiedener Schausteller in den USA. Zu jener Zeit boomte das Geschäft mit so genannten Freaks.

Ergebnis:

Wer das Video gedreht hat, ist noch unklar. Es wird jedoch seit über einem Jahr auf Social Media Plattformen geteilt. Ein Fake kann ausgeschlossen werden. Der gezeigte Mann hat höchstwahrscheinlich Mikrozephalie.

Unterstütze jetzt Mimikama – Für Wahrheit und Demokratie! Gründlicher Recherchen und das Bekämpfen von Falschinformationen sind heute wichtiger für unsere Demokratie als jemals zuvor. Unsere Inhalte sind frei zugänglich, weil jeder das Recht auf verlässliche Informationen hat. Unterstützen Sie Mimikama

Mehr von Mimikama

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)