Es gibt ja schon einige Onlinevideo-Trends, bei denen man anderen Leuten bei einer Tätigkeit zuschaut. Lernen gehörte allerdings bisher nicht dazu.

Das hat sich vor einiger Zeit allerdings geändert: „Gongbang“ nennen sich diese Videos, die koreanische Kurzform von „gongbu bangsong“, was soviel wie „Lernsendung“ bedeutet.
Wie bei Let’s Play-Videos, bei denen man anderen beim Spielen zuschaut oder Mukbang-Videos, bei denen man anderen beim Essen zuschaut (von manchen auch „Foodporn“ genannt), macht man dabei selbst nicht viel… außer eben zuschauen.

In diesem Video beispielsweise testet eine junge Frau eine Lernmethode namens „Pomodoro Technik“ und lädt quasi die Zuschauer dazu ein, mitzumachen:
25 Minuten lernen, 5 Minuten Pause. Das ganze viermal, dann 20 Minuten Pause, dann wieder von vorne.

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Das Grundkonzept der Videos ist immer gleich:
Man sieht Menschen beim Lernen, dazu eingeblendet ist ein Timer, wie lange schon gelernt wird. Dazu hört man im Hintergrund oftmals leise, entspannende Musik, manchmal auch nur ein leichtes Rauschen oder entspannende Geräusche, die nicht ablenken.

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Der Sinn der Videos

Doch ganz so sinnlos, wie es auf den ersten Blick scheint, sind diese Videos nicht, denn tatsächlich erfüllen sie für viele Menschen einen Zweck: Man hat einen virtuellen „Lernpartner“. Zudem setzen sich die lernenden Personen dabei selbst ein wenig unter Druck, besonders wenn sie live streamen:
Man möchte den Zuschauern gleichzeitig auch zeigen, wie fleißig und diszipliniert man lernt. Gerade in östlichen Ländern wie Südkorea, woher dieser Videotrend ursprünglich stammt, China und Japan wird viel Wert auf diszipliniertes Lernen gelegt, viele Schüler lernen bis zu 18 Stunden am Tag für wichtige Prüfungen!

Gleichzeitig sind diese Streams ein guter Ausgleich zur Einsamkeit, die man oftmals empfindet, wenn man stundenlang alleine über Lernmaterial brütet, so ein Gongbang-Streamer mit dem Kanal „Man sitting next to me“:

„Durch das Beobachten von Gongbang und das Chatten in Echtzeit können die Menschen motiviert bleiben und sich zugehörig fühlen. Sie können auch ihre Lerntipps und Testinformationen in den Kommentaren mitteilen.“

Viele Zuschauer dieser Videos und Streams lassen diese am Monitor die ganze Zeit laufen, während sie selbst am Lernen sind, was einen doppelten Nutzen hat: Man fühlt sich nicht so alleine, wenn man selbst am Lernen ist und man lässt sich nicht so leicht von anderen Dingen ablenken, da ja der fleißige Streamer ebenfalls konzentriert am Lernen ist.

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Funktioniert das auch hierzulande?

Zumindest deutet sich an, dass dieser Trend auch so langsam in westliche Länder schwappt. Zwar steht man hier nicht so sehr durch Familie und Freunde unter Druck, an die besten Universitäten zu kommen, wie es in Südkorea, China und Japan häufig ist, jedoch tauchen auch mittlerweile englischsprachige „Study with me“-Kanäle auf.

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Der Lern und Gedächtnis-Experte Martin Korte widerspricht jedoch der Theorie, dass man durch die Videos besser lernen könne:

„Die Aufmerksamkeit wird geteilt, zwischen dem, was auf dem Bildschirm passiert, und dem, was ich selber versuche zu erledigen. Und das bedeutet, dass man nur einen Teil seiner Rechenkapazität und seines Konzentrationsvermögens zur Verfügung hat.“

So der Experte im Bayern 2 Podcast „Tagesticket“.

Fazit

Zwar gibt es eine oberflächliche Ähnlichkeit mit Let’s Play-Videos, doch während man bei diesen einfach nur zuschaut (aber auch lernt, wie man selbst so manche schwere Levels meistern kann), fordern die Gongbang-Videos eher zum aktiven Mitmachen auf: „Seht her, ich lerne, lernt doch einfach mit“, wirken also eher motivierend.

Ob sich diese Videos hierzulande genauso stark etablieren werden wie im fernen Osten, bleibt abzuwarten, denn für manche Lernenden ist diese virtuelle Alternative zur Lerngruppe, bei der man ja auch mehr lernt und nicht viel miteinander redet, vielleicht eher zu ablenkend.

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