Eine „Wunderbatterie“ wird derzeit auf vielen Webseiten und verschiedenen Medien beschrieben, die angeblich ein Fahrzeug 1500 Meilen (ca. 2400km) weit bringen kann.

Bei der Wunderbatterie soll es sich um eine „Aluminium-Luft-Batterie“ handeln. Ein Projekt, welches auf Eis gelegt war, doch nach Medienangaben von dem Ingenieur Trevor Jackson weiterentwickelt wurde.

Hinweis an dieser Stelle: Wir bei Mimikama haben die Batterie und die Ergebnisse natürlich nicht vorliegen. Wir können daher die Batterie nicht testen. Dennoch können wir zu dieser Geschichte einen Herkunfts-Check machen, denn was hier so viele Medien berichten, hat am Ende nur eine einzige Quelle.

Der Faktencheck „Wunderbatterie“

Zur Geschichte: Der britische Ingenieur Trevor Jackson hat nach Medienangaben 20 Jahre getüftelt und geforscht, um dem bereits ad acta gelegten Prinzip der Aluminium-Luft-Batterie doch noch eine Chance zu geben. Diese Batterien haben eine weitaus höhere Energiedichte als herkömmliche Lithium-Ionen-Batterien und somit eine wesentlich höhere Reichweite. Einen Tesla S könne man damit ca. 2400 km fahren.

Nur sind sie, so wird es überall geschrieben, nicht wieder aufladbar. Aber dafür hat Jackson eine Lösung gefunden: man kann sie binnen 90 Sekunden einfach austauschen, etwa an einer Tankstelle. Die alte Batterie wird recycelt.

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Jacksons größtes Problem war es, ein ungefährliches Elektrolyt für die Batterie zu finden. Das ursprünglich eingesetzte war hochgradig aggressiv und stellte ein großes Sicherheitsrisiko dar. Inzwischen hat Jackson aber ein Elektrolyt entwickelt, welches man theoretisch sogar trinken könnte. Wie die Umweltbilanz aussehen wird, bleibt abzuwarten.

Die Wunderbatterien sollen (noch) sehr teuer. Eine Batterie in E-Autogröße würde mehrere tausend Euro kosten. Allerdings hab sich bereits der britische Batteriehersteller Austin Electric eingeklinkt, und arbeitet mit Jackson daran, die Aluminium-Luft-Batterie marktreif zu machen. So viel zur Story.

Der Herkunfts-Check

Viele deutschsprachige Artikel über die „Wunderbatterie“ verweisen da auf eine Quelle mit dem Namen „cleantechnica.com„. Diese Webseite ist auf Englisch verfasst und beschreibt die gesamte Geschichte. Doch auch Cleantechnica.com ist nicht die ursprüngliche Quelle, denn wenn man den Text aufmerksam liest, verweist Cleantechnica.com darauf, dass sie den Inhalt von der Daily Mail übernommen haben. Ferner merkt Cleantechnica.com an, dass sie nichts über die Firma gefunden haben, die angeblich mit dem Ingenieur zusammenarbeiten will. Hier lautet es am Ende:

[Author’s note: A Google search for “Austin Electric Essex UK” failed to turn up any information or website for the company. The photos in the Daily Mail story are proprietary and cannot be republished by CleanTechnica, but nothing prevents you from reading the Daily Mail story yourself. I have guests from the UK staying with me at the moment and they suggest the Daily Mail may not enjoy the highest reputation for journalistic excellence.]

Zu Deutsch lautet das: [Hinweis des Autors: Eine Google-Suche nach „Austin Electric Essex UK“ konnte keine Informationen oder Websites für das Unternehmen aufdecken. Die Fotos in der Daily Mail Story sind urheberrechtlich geschützt und können von CleanTechnica nicht erneut veröffentlicht werden, aber nichts hindert Sie daran, die Daily Mail Story selbst zu lesen. Ich habe Gäste aus Großbritannien, die im Moment bei mir wohnen und die behaupten, dass die Daily Mail nicht den höchsten Ruf für journalistische Exzellenz genießen könnte.]

Und damit hat der Autor recht. Tatsächlich berichtete die Daily Mail als erstes über diese Geschichte. Cleantechnica.com bezieht entsprechend die Informationen von der Daily Mail, alle anderen wiederum beziehen sich auf Cleantechnica.com. Ergo: Am Ende stammt alles aus der Daily Mail und bei der Daily Mail handelt es sich um eine Boulevardzeitung, die in der Tat kritisch zu sehen ist.

Die Daily Mail wird an vielen Stellen als generell unglaubwürdig eingestuft (vergleiche hier & hier), was so weit ging, dass die Daily Mail selbst auf Wikipedia nichtmals mehr als Quelle genannt werden darf (auch hier).

Fazit zur Wunderbatterie

Einer hat vom anderen abgeschrieben, am Ende steht dann eine Seite, die den Inhalt von einer britischen Boulevardzeitung mit einem sehr ungünstigen Ruf übernommen hat. Wie eingangs erwähnt, können wir diese „Wunderbatterie“ und ihre Eigenschaften nicht prüfen. Ein einzelner Ingenieur, der einen Durchbruch erzielt haben soll, wo in der Wissenschaft doch meistens eher Teamwork und kleine Schritte passieren? Eine gewisse Skepsis darf man durchaus an den Tag legen.

Ferner haben sich bereits andere Stellen mit dem Thema befasst und sehen die Geschichte als unglaubwürdig an. Der Britische Chemiker Philip E. Mason, der eine Art Faktenchecker-Kanal auf YouTube betreibt, sieht die Wunderbatterie als Unsinn an:

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Wir müssen daher an dieser Stelle auf weitere Veröffentlichungen und vor allem wissenschaftliche Tests durch unabhängige Dritte warten.

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