Wie bitte? Sars-CoV-2 könnte auf ein Coronavirus im Hund zurückgehen?

Ein Faktencheck: Die WHO hat das bestätigt, die Erfahrung bestätigt es ebenfalls. Der Mensch lebt seit sehr langer Zeit mit Hunden eng zusammen, noch nie wurde von einem Übersprung von Corona Viren die Hunde befallen können auf den Menschen berichtet. Das liegt daran, dass die „Wirte“ zu unterschiedlich sind und auch die Viren.

CANINES CORONOAVIRUS – CCoV

Das Canine Coronavirus kann bei Hunden zu Darmentzündungen führen. Es gehört jedoch zu einer anderen Virengruppe als das SARS-CoV-2. Die Familie der Coronaviren lässt sich in mehrere Unterfamilien und Gattungen aufteilen, davon sind einige für den Menschen problematisch, andere nicht. Das Canine Coronavirus (CCoV) ist schon längere Zeit weltweit verbreitet und betrifft insbesondere Hunde in Zwingerhaltung sowie Welpen. Nach oraler Aufnahme von beispielsweise kontaminiertem Kot befällt das Canine Coronavirus den Magen-Darm-Trakt und führt besonders bei immunschwachen Hunden zu teils starkem Durchfall und Todesfällen.

DER UNTERSCHIED

Hundevirus
Gattung: Alphacoronavirus

SARS-Cov2
Gattung: Betacoronavirus

ÜBERTRAGUNG HUND – MENSCH?

Nach aktuellem Stand der Wissenschaft – Nein. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV sagt dazu ganz klar: „Es gibt keinerlei Anzeichen, dass das Virus bei Hunden oder Katzen auftritt. Im gleichen Zug gibt es keine Hinweise, dass das Virus von diesen Heimtieren auf den Menschen übertragen werden könnte.“

Eine Übertragung des Coronavirus vom Menschen auf Haustiere, im speziellen Fall, den Hund – und umgekehrt – ist bis heute nicht bekannt. Vielmehr sagen Experten, dass ein solcher Weg der Ansteckung unwahrscheinlich ist. Doch die Gerüchte halten sich hartnäckig. Das führt dazu, dass viele Hundebesitzer extrem verunsichert sind und in verschiedenen Ländern Tieren ausgesetzt oder getötet wurden.

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DIE MEDIEN TRAGEN EINE VERANTWORTUNG

Wissenschaftliche Spekulationen sind keine wissenschaftlichen Erkenntnisse. Wenn Medien diesen Unterschied nicht beachten, dann werden sie mitverantwortlich für Tierleid.

EINE SCHLAGZEILE IST KEIN LEBEN WERT

Einige Zeitungen zitieren nun eine Forschung aus Kanada. Die „Wiener Zeitung“ zum Beispiel schreibt:

„Xia und seine Kollegen haben den genetischen Fingerabdruck des Coronavirus in verschiedenen Tierarten untersucht. Sie kommen zum Schuss, dass die Pandemie ihren Ausgang in Hundekot nahm. „Unsere Beobachtungen lassen eine neue Hypothese zur ersten Ansteckung mit Sars-CoV-2 zu“, wird Xia in einer Aussendung des Fachjournals „Molecular Biology and Evolution“ zitiert: „Die Vorversion von Sars-CoV-2 und des verwandten Fledermaus-Coronavirus infizierte die Gedärme von Hundeartigen, was zu einer rapiden Evolution des Virus in wild lebenden Hunden geführt haben könnte, sodass es später auf den Menschen überspringen konnte.“ …als er canine Coronaviren (CCoVs) untersuchte, die hochansteckende Darmerkankungen in Hunden auslösen, entdeckte er, dass die CpG-Werte jenen in Sars-CoV-2 and BatCoV RaTG13 sehr ähnlich sind. In Hunden betritt das Virus die Zelle zudem über denselben Rezeptor, ACE-2, wie bei Menschen, der auch im Darm vorkommt. Xia geht davon aus, dass die beiden Coronaviren in der Fledermaus und im Menschen auf ein Coronavirus im Hund zurückgehen, der in den 1960er Jahren lebte.“

ÄHNLICH IST NICHT „GLEICH“

Coronaviren sind im Tierreich nicht unbekannt, auch Haustiere haben Coronaviren, aber eben andere. Jeder Tierarzt kann das sehr schnell und sehr einfach aufklären. Wenn Hundebesitzer nun aufgrund einer einzigen Publikation verunsichert sein sollten, dann sei ihnen empfohlen mit dem Tierarzt ihres Vertrauens zu sprechen. Er kann ihnen genau erklären, warum Canine Coronaviren für den Menschen kein Problem darstellen.

SPEKULATIONEN DIESER ART TÖTEN

In China, in Ägypten aber auch in anderen Ländern wurde, aufgrund dieser Hysterie, Jagd auf Straßenhunde gemacht. Die Tiere wurden, teils auf ausgesprochen grausame Art, getötet. Es ist zu hoffen, dass Europa zivilisierter ist und vergleichbare Maßnahmen nicht setzt.
Medien haben in diesem Bezug eine große Verantwortung. Es ist nicht ihre Aufgabe zur Verunsicherung beizutragen. Man sollte daher eine einzige Publikation nicht überbewerten, sondern in eine vernünftige Relation setzen. Noch dazu, wenn sich diese Publikation auf einen Hund bezieht, der vor 60 Jahren lebte.

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MUSS MAN NUN ANGST VOR HUNDEN HABEN?

Nein, muss man nicht, weder vor dem eigenen Hund am Sofa, noch vor Straßenhunden. Ein 60 Jahre andauernder Feldversuch belegt, dass Hunde mit SARS-CoV-2 nichts zu tun haben. Canines Corona ist in dieser Zeit nie auf den Menschen übergesprungen. Hunde haben bisher bei keiner Epidemie eine Rolle als Zwischenwirt oder Überträger gespielt. Weder bei SARS noch bei MERS. Hund und Mensch mögen einander emotional nahe sein aber sie sind zu unterschiedlich um Zoonosen zu begünstigen.

Dieser Inhalt wurde in Zusammenarbeit mit DOGnews und TierarztpraxisAnkeMeeuw  erstellt!

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AGES: Kann das Virus von Haustieren übertragen werden?

Derzeit gibt es keinen Hinweis darauf, dass Haustiere das Virus auf Menschen oder andere Haustiere übertragen können bzw. selbst daran erkranken. Nachweise des Virus bei zwei Hunden und einer Katze in Hongkong, einer Katze in Belgien und bei einem Tiger in einem New Yorker Zoo gelten nach wie vor als Einzelfälle. Tierhalter, die am Coronavirus erkrankt sind oder die sich womöglich mit dem Coronavirus infiziert haben, sollten zum Schutz des Tieres den Kontakt so gering wie möglich halten bzw. vor und nach dem Kontakt gründlich die Hände mit Seife waschen.

Quellen und weitere Artikel zu diesem Thema:

Artikelbild: Shutterstock / Von Eder

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