Artikelbild Herles: ADragan / Shuttersrock.com
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Doch alle gesteuert? Wolfgang Herles, der ehemalige Leiter des ZDF-Studios Bonn hat sich kritisch geäußert.

Anlass war eine Talksendung im Deutschlandfunk, in der Herles davon sprach, dass es Anweisungen von oben geben würde. Man müsste so berichten, dass es Europa und dem Gemeinwohl diene.

Diese Sendung wurde bereits im Januar 2016 ausgestrahlt. Herles berichtet, dass es eine schriftliche Anweisung gab, dass das ZDF der Herstellung der Einheit Deutschlands zu dienen habe.

Herles Aussagen finden sich in verschiedenen Videos, in denen dann angeführt wird, die öffentlich-rechtlichen Medien würden wie gedruckt lügen und nach Merkels Pfeife tanzen. Diese Videos sind in den letzten Jahren immer wieder aufgetaucht.

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Was mein Herles damit?

Eine Analyse zu den Aussagen von Herles findet man bereits auf Übermedien.de. In dem Artikel „Enthüllt: Die schriftlichen Anweisungen „von oben“ im ZDF!“ vom 31. Januar 2016 erklärt Stefan Niggemeier, welche schriftlichen Anweisungen meint.

Genauer gesagt handelt es sich dabei nach Angaben von Niggemeier um den Staatsvertrag des ZDF, denn darin fand sich tatsächlich der Hinweis zur Herstellung der Einheit Deutschlands. Übermedien zitiert:

In den Sendungen der Anstalt [gemeint ist: das ZDF] soll den Fernsehteilnehmern in ganz Deutschland ein objektiver Überblick über das Weltgeschehen, insbesondere ein umfassendes Bild der deutschen Wirklichkeit vermittelt werden. Diese Sendungen sollen vor allem auch der Wiedervereinigung Deutschlands in Frieden und Freiheit und der Verständigung unter den Völkern dienen. Sie müssen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung entsprechen und eine unabhängige Meinungsbildung ermöglichen.

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Hierbei dürfte es sich jedoch um eine ältere Version handeln, den in der Version seit 2018 ist davon nichts zu lesen (Anmerkung: Der Artikel von Übermedien stammt aus 2016!).

Was Herles NICHT sagte

Die Faktenprüfer beim Correctiv haben Herles Aussagen ebenso geprüft und kamen zu dem Fazit, dass Herles zwar den öffentlich-rechtlichen Rundfunk kritisiert, jedoch nirgends behauptete, dass Journalisten lügen oder dass sie direkt nach Anweisungen der Politik berichten.

Das Correctiv kritisiert gleichzeitig an den vielen kleinen Videos, die über Herles berichten, dass diese Videos das manipulative Element der Auslassung nutzen. In diesen Videos wird nicht erklärt, was er genau gesagt habe, sondern der folgende Teil wird häufig ausgelassen:

„Das heißt, die Themen, über die berichtet wird, werden von der Regierung vorgegeben. Es gibt aber viele Themen, die wären wichtiger als das, was die Regierung, die natürlich auch ablenken will von dem, was nicht passiert – aber das, was nicht passiert, ist oft wichtiger als das, was passiert. Wichtiger als die Symbolpolitik, die betrieben wird. Also wir gehen der Agenda auf den Leim.“

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Rundfunkstaatsvertrag

Wie auch Niggemeier, so kommt auch das Correctiv zu der Aussage, dass Herles in erster Linie vom Rundfunkstaatsvertrag spricht. Dieser Vertrag ist öffentlich einsehbar (siehe hier, hier oder hier) und soll das Rundfunkrecht zwischen den deutschen Bundesländern einheitlich regeln.

Es geht also um die Ansicht, dass so ein Staatsvertrag und darin geknüpfte Programmrichtlinien eine komplett freie Berichterstattung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk behindern würden und somit nicht komplett frei berichtet werden kann.

Eigene Gegendarstellung

Ebenso 2016, jedoch nach den Aussagen im Deutschlandfunk-Talk, meinte Herles in einem Interview auf Freitag.de, dass die Politik nach wie vor Einfluss auf ARD und ZDF nimmt.

Gleichzeitig bestritt Herles aber auch, ob es sein könne, dass da jemand von oben nach unten etwas durchgewunken habe. Er antwortet auf eine Fragestellung dazu:

„Nein, das bestreite ich vehement, da ist nichts von oben befohlen. Fernsehen funktioniert als große Simplifizierungsmaschine. Komplexität wird nicht zugelassen aus Quotengründen.“

Insgesamt bleibt also zu sagen, dass Herles durchaus den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und die Vorgaben durch den Staatsvertrag kritisiert und eine Einschränkung darin sieht, jedoch gibt er nirgends an, dass Journalisten lügen würden oder von Politikern gesagt bekommen, was sie zu sagen haben.

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