Bundesgesundheitsminister Jens Spahn soll die Zahl der am neuen Coronavirus Infizierten „dreist manipuliert“ und dies sogar zugegeben haben.

So berichtete die Seite „anonymousnews. ru“ und daraufhin mehrere andere Seiten, die den Text kopierten, Spahn habe die Coronavirus-Infektionszahlen um ganze 48 Prozent manipuliert, statt 25.000 habe er 37.000 Infizierte angegeben. In der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“ vom 3. Mai habe er den Fehler dann zugegeben.

So berichten diverse Seiten darüber
So berichten diverse Seiten darüber

Bei jener Pressekonferenz vom 29. April spricht Spahn von 157.000 Infizierten, von denen 120.000 Patienten wieder genesen sein. Somit ergeben sich rechnerisch 37.000 Infizierte.

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Tatsächlich verrechnet – aber nicht so stark

Die dpa-Faktenchecker gingen den Zahlen etwas genauer auf den Grund und fanden wirklich einen Rechenfehler – allerdings nicht nur von Jens Spahn, sondern auch von der Ursprungsquelle jener Meldung, anonymousnews. ru.

Der Fehler von Jens Spahn:
Demnach vergaß Spahn, von der Zahl der Infizierten (157.000) nicht nur die Genesenen (120.000), sondern auch die Verstorbenen (zu dem Zeitpunkt 6.000) abzuziehen. Die korrekte Zahl wäre also 157.000 – 120.000 – 6.000 = 31.000 Infizierte gewesen, nicht 37.000.

Der Fehler von anonymousnews:
Diese schauten aufgrund der Ausstrahlung der ARD-Sendung, in der Spahn den Fehler zugab, auf die zu dem Zeitpunkt aktuellen Zahlen vom 3. Mai, nicht etwa auf die Zahlen vom 29. April. Am 3. Mai lagen die Zahl der Infizierten tatsächlich bei 25.000.

Die Seite nahm also die Aussagen Spahns vom 29. April und verglich sie mit den Zahlen vom 3. Mai – und da ergibt sich natürlich eine stärkere Differenz.

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Fazit

Von einer „dreisten Fälschung und Manipulation“ kann da also nicht wirklich die Rede sein, insbesondere da die Zahlen vom RKI ja offen genannt werden und dort überprüft werden können. Spahn verrechnete sich da tatsächlich, aber nicht um 48 Prozent, sondern um 19 Prozent.

Einem Bundesgesundheitsminister sollte so ein Rechenfehler während einer Pressekonferenz eigentlich nicht unterkommen, aber wenigstens wurde dieser Fehler dann auch transparent in der ARD-Sendung thematisiert und korrigiert, nicht etwa unter den Teppich gekehrt.

Artikelbild: Shutterstock / Von photocosmos1

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