„Vorsicht vor der Giftspinne“ und „Gefährliche Giftspinne in Deutschland“ – so und so ähnlich lauten die Schlagzeilen vieler Zeitungs- und Internetartikel über den Ammen-Dornfinger.

Verständlich, dass manche Menschen in Panik geraten. Was ist dran an solchen Überschriften? Wie giftig ist der Ammen-Dornfinger wirklich und was ist zu tun, wenn man gebissen wurde?

Spinnenforscher Peter Jäger kann über solche Nachrichten nur den Kopf schütteln.

„Die Angst ist irreal“, sagt er. Der Biologe vom Senckenberg-Forschungsinstitut hat sich sogar freiwillig von einem Ammen-Dornfinger beißen lassen – um zu zeigen, dass man danach keineswegs tot umfällt.

Damit gehört er zu den wenigen Menschen, die wirklich einmal von der ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammenden Spinne gebissen wurden. Denn auch wenn die Angst groß ist vor dem kleinen Tier: Gesehen haben es in Deutschland bislang nur wenige Menschen und noch weniger haben tatsächlich ihr Gift zu spüren bekommen.

Die Ammen-Dornfinger-Spinne, oder auch einfach Dornfinger, ist eigentlich im Mittelmeerraum heimisch. Jetzt aber geben Experten bekannt, dass sie sich auch immer mehr im deutschsprachigen ausbreitet!

Ist sie wirklich giftig?

Ja, sie besitzt Giftdrüsen und mit ihren Kieferklauen ist sie durchaus in der Lage, die menschliche Haut zu durchdringen. Der Biss ist schmerzhaft und kann einige Komplikationen auslösen, deshalb wurde ihr dann auch in den sozialen Netzwerken sehr schnell der Name „Todesspinne“ zugeschrieben. Mit dem Biss der Dornfingerspinne wird ein relativ starkes Nervengift abgegeben, sie ist die giftigste Spinne Europas. Mit ihrem Gift tötet sie kleine Insekten, aber Achtung: für den Menschen ist dieses Gift zwar gefährlich, aber nicht tödlich.

Betroffene berichten, der Biss sei vergleichbar mit einem Bienen- oder Wespenstich und ähnlich wie bei Insektenstichen können unterschiedliche Reaktionen vorkommen. Bei einigen kommt es nicht einmal zu einer kleinen Schwellung, während es bei anderen auch zu einer starken allergischen Reaktion führt. So können auch bei einem Biss der Ammen-Dornfingerspinne unterschiedliche Reaktionen auftreten.

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Folgende Symptome sind möglich:

  • Heftige, brennende Schmerzen, die sich ausbreiten
  • Schwellungen, die sich ebenfalls ausbreiten
  • Schmerzen in nahen Lymphknoten, hat die Dornfingerspinne etwa in einen Finger gebissen, tun die Lymphknoten in den Achseln weh
  • Starke Reaktionen, wie auffällige Hautverfärbung, die weit über die Bissstelle hinausgeht, Schwindel, Erbrechen, Fieber und Kreislaufversagen sind sehr selten und sollten selbstverständlich vom Arzt abgeklärt werden.

(Quelle: Lifeline)

Die Angst vor einer Nekrose ist unbegründet, es ist bislang weltweit nur ein Fall bekannt, bei dem sich nach einem Biss eine bohnengroße Nekrose gebildet hat.

Ammen- Dornfinger „Todesspinne“?

Das setzt voraus, dass die Spinne von einer unbändigen Aggression getrieben auf alles losgeht, was in ihre Nähe kommt.

Dem ist aber nicht so, wie bei nahezu allen anderen Spinnen ist auch der Dornfingerspinne der Mensch einfach zu groß, nicht einmal annähernd im Bereich einer eventuellen Beute. Nähert man sich allerdings ihrem Nest, dann wird Mama Dornfingerspinne durchaus zum Tier und verteidigt das Gelege mit allen Mitteln, womit auch der Namensteil Amme verständlich wird.

Also gut, nicht tödlich, aber gefährlich. Keine Todesspinne, weil die Aggression außerhalb des Reviers fehlt.

Aber das mit der erderwärmungbedingten Ausbreitung stimmt?

Eines vorweg, auch wenn es aus einigen politischen Richtungen immer noch anders schallen mag, ja es gibt einen Klimawandel und die Erderwärmung ist auch kein Hirngespinst, selbst wenn ein verregneter Sommer uns etwas Anderes glauben lässt, vielleicht ist ja der Regen wärmer?

Jedoch ist diese Klimaveränderung nicht die Ursache für die Verbreitung des Tieres, auch ist ihre „Nordgrenze“ nicht weiter nordwärts gewandert, wie man eventuell vermuten mag. Es ist ja nicht so, als ob man jetzt mit einem Lineal einen Strich von Ost nach West, oder umgekehrt, durch Berlin zeichnet, südwärts gibt es die Spinne, nordwärts nicht. Doch so einfach ist es nicht, was unter anderem auch daran liegt, dass nicht gezielt gesucht und erfasst wurde, so gab es in den 1940er Jahren und 2004 einen Nachweis auf der schwedischen Ostseeinsel Öland. Einzelfunde in Dänemark, Schleswig – Holstein und auf Usedom, das Vorkommen auf Usedom konnte im Sommer 2010 bestätigt werden. Einzelfunde lagen auch aus Brandenburg vor.

Ob und in welchem Umfang sich diese Spinne in Mitteleuropa in den letzten Jahrzehnten ausgebreitet hat, ist nur ansatzweise geklärt, da in vielen Regionen Europas erst in den 1990er Jahren eine intensive Bearbeitung der Spinnen begonnen hat. Durch zahlreiche Funde bis 1998 konnte ein recht geschlossenes Verbreitungsgebiet von der nordwestlichen Niederlausitz im zentralen Süden Brandenburgs über den Fläming bis in den Westen Sachsen-Anhalts und nach Norden bis Rathenow und Potsdam belegt werden. Berlin direkt war bis 1991 nachweislich nicht besiedelt, 2002 galt die Spinne dort noch als sehr selten.

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Wenn sie aber 2002, zwar noch recht selten, aber immerhin schon da war, kann von einer plötzlichen Besiedelung nicht gesprochen werden. Ob für die Zunahme der Besiedlung die steigende Fläche von Ackerbrachen seit 1990 oder der Klimawandel verantwortlich ist, kann nicht abschließend bestätigt oder verneint werden, eventuell eine Kombination von beidem.

(Quelle: Ammen-Dornfinger)

Abschließend bleibt zu sagen

Abschließend bleibt zu sagen, man sollte nicht unbedingt barfuß mit kurzer Hose durch Feld, Wald und Flur streichen, aber nicht alleine wegen der Dornfingerspinne, auch Zecken und anderes Getier warten dort auf freundliche Blutspender. Es gibt keinen Grund zur Panik, auch nicht, wenn eine Dornfingerspinne einmal in eine menschliche Behausung vordringt, nicht töten, sie stehen in Deutschland auf der roten Liste, lieber mit einem Glas abdecken und mit einem stabilen Papier weit hinaus ins Grüne tragen.

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