In diesem Jahr kommt die Krippe im Ulmer Münster ohne die Heiligen drei Könige aus – und darüber wird sich aufgeregt.

Neben dem Coronavirus bestimmt auch die Rassismus-Debatte in diesem Jahr die Medien. Eine kleine Nebensächlichkeit wurde in diesem Zuge medial stark aufgeblasen: Im Ulmer Münster werden dieses Jahr die Heiligen drei Könige fehlen.

Das scheinen diverse Nutzer und Nachrichtenseiten aber gar nicht gut zu finden:

Aufregung um die Heiligen drei Könige
Aufregung um die Heiligen drei Könige

Tatsächlich werden die drei Figuren dieses Jahr nicht zu sehen sein, und das hat auch einen Grund: Insbesondere die Darstellung des Melchior sowie die Geschichte hinter der Figur sind aus heutiger Sicht rassistisch.

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Die Begründung

So berichtet beispielsweise der Stern über die Ausssage von Dekan Ernst-Wilhelm Gohl diesbezüglich:

„Die Holzfigur des Melchior ist etwa mit seinen dicken Lippen und der unförmigen Statur aus heutiger Sicht eindeutig als rassistisch anzusehen.“

Doch nicht nur Melchior ist Stein des Anstosses: Die Schleppe des weißen Königs wird zudem von einem kleinen, schwarzen Jungen getragen.

Zwei der drei Figuren, Quelle: Ulmer Münster
Zwei der drei Figuren, Quelle: Ulmer Münster

In einer Pressemitteilung geht das evangelische Dekanamt Ulm auch noch genauer auf die Begründung ein.

„Selbstverständlich gehört in der kirchlichen Tradition ein schwarzer König an die Krippe. Dieser Punkt war nie strittig. Problematisch ist die Art der Darstellung des schwarzen Königs. Er ist mit einer Fratze, wulstigen Lippen, einer grotesken Körperhaltung sowie unschönen Beinen abgebildet. Ein „Mohrenkind“ dient als Schleppenträger eines weißen Königs.“

Die Legende

Zu der Figur des Melchior existiert auch noch eine Legende, die fest mit der Geschichte der Krippe verbunden ist, aber aus heutiger Sicht ebenfalls problematisch wirkt.

So besagt jene Legende, dass Melchior sich wortwörtlich schwarz geärgert habe, da seine Wanderkameraden und er selbst die gut duftenden Ulmer Brezeln, die für das Jesuskind bestimmt waren, selbst gegessen haben.

Verschiedene Quellen

Interessant: Die typische Krippendarstellung fußt auf verschiedene Quellen. Bei dem Evangelisten Lukas beispielsweise finden die Heiligen drei Könige (eigentlich Magier) keine Erwähnung.

  • Bei Lukas wird von Hirten auf dem Feld berichtet.
  • In Jesaja 1,3 werden Ochs und Esel erwähnt
  • Matthäus berichtet von drei Weisen (griech. Magoi)

Die Darstellung mit verschiedenen Hautfarben gibt es erst seit dem 14. Jahrhundert. Grund: Da Jesus als „Erretter der Welt“ gilt, sollten die Könige die drei damals bekannten Kontinente darstellen: Europa, Asien und Afrika.

Fazit

Der Dekan wollte mit dem Entfernen der drei Könige einfach nur einer eventuellen Rassismus-Debatte vorgreifen. Doch dank des Streisand-Effektes wird nun erst recht darüber diskutiert.

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