Laut eines Berichts wurden eine Vielzahl von gefälschten Nacktbildern von Frauen in Telegram geteilt und verbreitet.

Ein Bot wandelt die Aufnahmen von bekleideten Frauen in Nacktbilder um. Darunter befinden sich auch immer wieder Bilder von Minderjährigen.

Was hat es mit den Nacktbilder-Bot auf sich?

Erstmalig kam 2019 eine Software namens „Deepnude“ auf, die Menschen „auszog“. Jene wurde zwar schnell wieder aus dem Verkehr gezogen, doch nun sind Splitterversionen davon im Umlauf. Darunter auch ein Bot auf Telegram. Von diesem waren laut eines Reports des Sicherheitsunternehmens Sensity zwischen Juli 2019 und 2020 104.852 Frauen betroffen. Die Bilder konnten dabei ganz einfach ohne das Wissen – geschweige denn das Einverständnis – der Frauen von Social Media Profilen entwendet und dann vom Bot in Nacktbilder umgewandelt werden.

Sensity bezeichnet die Technologie als Deepfake. Deepfakes sind computergenerierte oft realistische Bilder und Videos, die auf einer realen Vorlage basieren. Laut BBC wurden diese auch dazu verwendet, gefälschte pornografische Videoclips von Prominenten zu erstellen.

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Macher der Software geben sich unschuldig

Die BBC testete das Programm und empfand die Ergebnisse als nicht ganz realistisch. Das Problem ist aber wohl eher, dass es diesen Bot überhaupt gibt und hunderttausende Nacktbilder von Frauen, auch wenn sie gefälscht sind, einfach über Telegram verbreitet werden können. Ein ungeheurer Eingriff in die Privatsphäre von Frauen.

Die Macher der Software sind sich aber keiner Schuld bewusst. Ein Vertreter des Anbieters „P“ meinte laut BBC nur lapidar: „So wichtig ist mir das nicht. Das ist Unterhaltung, die keine Gewalt mit sich bringt. Niemand wird damit jemanden erpressen, da die Qualität unrealistisch ist.“

Das mit der Erpressung sei mal so dahingestellt, denn das bleibt noch offen zu sehen. Und Gewalt kann durchaus andere, nicht physische Formen annehmen. Und zwar im Sinne von Missbrauch: Denn Frauen werden hiermit wieder einmal um die Selbstbestimmung ihres eigenen Körpers beraubt, auch wenn die „Qualität“ schlecht ist. Nacktbilder können offensichtlich zu sehr schmerzhaften Erfahrungen führen. Das betrifft auch die zahlreichen gefälschten Aufnahmen von Minderjährigen, die Sensity bei seiner Recherche gefunden hat.

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Telegram bleibt stumm

Mit kritischen Schlagzeilen kennt sich Telegram langsam aus. Denn immer mehr radikale Gruppen können sich sehr einfach auf der Plattform zusammentun. Dadurch ist der Messanger auch beliebt bei QAnon-Anhänger*Innen geworden – wie wir bereits berichteten. Nun gibt es neben Verschwörungslügen auch gefälschte Nacktbilder von Frauen zu finden. Auf Anfrage der BBC schweigt das Unternehmen aber.

Von Seiten der Plattform können sich Betroffene also erst einmal keine Hilfe erwarten. Die einzige wirkliche Möglichkeit sich vor solchen entwürdigenden und frauenfeindlichen Übergriffen zu schützen, bleibt – wie so oft – sich von Social Media zurückzuziehen. Kein Bedenkenloses Teilen von Urlaubsbildern oder vom letzten Wanderausflug mit Freund*Innen mehr. Es sind die eigenen Bilder, aber nicht die eigene Kontrolle. Und wenn es einen trifft, dann ist das perfide und ungeheuerlich. So sollte es natürlich nicht sein. Doch wie es sexuelle Übergriffe auf Frauen in der „materiellen“ Welt gibt, so gibt es sie auch im Netz. Leider immer noch.

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