Einer Studie zufolge kann ein starker Pollenflug für Allergiker das Risiko erhöhen, sich mit Covid-19 anzustecken. Der Grund: Das Immunsystem sei durch die zusätzliche Belastung der Atemwege geschwächt.

Die Studie: Die Studie wurde von Forschenden des Helmholtz Zentrums München und der TU München im Fachmagazin „Proceeding oft he National Academy of Science“ veröffentlicht (Quelle). Dafür haben die Forschenden unter Berücksichtigung der jeweiligen Umweltbedingungen, Bevölkerungsdichte, Lockdown-Ausprägungen und demografischer Faktoren Daten zu Pollenbelastung und Corona-Infektionszahlen aus 130 Regionen in 31 Ländern analysiert.

Die Analyse habe dabei einen Anstieg der Infektionszahlen mit erhöhtem Pollenflug gezeigt. Die Forschenden begründen dies damit, dass die Körperabwehr von Allergikern bei Pollenflug durch eine geringere Produktion sogenannter antiviraler Interferone abgeschwächt würde. Dies verursache eine geringere Immunität gegen Viren in den Atemwegen. In Regionen, in denen es Lockdown-Regelungen gegeben habe, seien die Infektionszahlen im Vergleich zu Nicht-Lockdown-Regionen mit ansonsten gleichen Voraussetzungen, etwa halb so hoch gewesen.

„Staubfiltermasken zu tragen, wenn die Pollenkonzentration hoch ist, kann das Virus und den Pollen gleichermaßen von den Atemwegen fernhalten.”— Prof. Claudia Traild-Hoffmann

Falsche Schlussfolgerung

Laut dem Leiter des Pollenwarndienstes der Medizinischen Universität Wien, Uwe Berger, sei diese Schlussforderung allerdings nicht korrekt. Berger sollte die besagte Studie vor der Veröffentlichung mit seinem Team begutachten. Ihm zufolge sei das Infektionsrisiko für Allergiker nicht erhöht. Einen Zusammenhang zwischen der Pollenkonzentration und der Zahl der Corona-Erkrankungen im Frühjahr 2020 zu ziehen, sei der falsche Ansatz. Die erhöhte Infektionszahl zu dieser Zeit sei durch den Ausbruch der ersten Welle zu begründen. Durch das Tragen von Masken seien die Allergie-Beschwerden für Allergiker 2020 trotz starken Pollenflugs sogar geringer gewesen.

Zusammenhang zwischen Pollenflug und verschiedenen Virus-Erkrankungen bekannt

Jörg Kleine-Tebbe, Allergologe und Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) gab an, dass es zwar einen Zusammenhang zwischen Pollenkonzentration und Infektionen gebe, diese jedoch so gering ausgeprägt sei, dass es keinen Anlass für Panik gebe. Laut dem Münchener Infektiologen Clemens Wendtner sei ein genereller Zusammenhang zwischen erhöhtem Pollenaufkommen und der Anfälligkeit für die Infektionen mit bestimmten Viren bereits bekannt. Die Erkenntnis, dass dies auch auf Covid-19-Viren zuträfe sei nun allerdings eine neue Erkenntnis.

Quellen:
Erhöht starker Pollenflug das Risiko für Corona-Infektion? | kurier.at

Abstract der Studie

Pressemitteilung / TZ München
Artikelbild: Shutterstock / Von leonov.o
Gastautorin: Annika Hommer von “Irgendwas Mit Schreiben

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