Eichhörnchenkinder, die sich ans Hosenbein klammern! Eichhörnchenkinder, die ihre Mutter verloren haben, können sich tatsächlich in ihrer Not an den Menschen wenden.

Immer wieder erhalten wir Anfragen zu einem Sharepic, das erklärt, dass Eichhörnchenkinder, die Menschen hinterherlaufen oder sich sogar ans Hosenbein klammern, Hilfe benötigen. Es geht um folgendes Bild:

Screenshot: Facebook / April 2021
Screenshot: Facebook / April 2021

Der Inhalt des Bildes: „Eichhörnchenkinder, die einem Menschen hinterherlaufen und sich sogar am Hosenbein festklammern, haben keine Tollwut! Helft mir! Sie tun dies aus purer Verzweiflung, weil sie ihre Mutter verloren haben und seit Tagen unterversorgt sind. Wenn Eichhörnchenkinder keinen Kontakt mehr zu ihrer Mutter haben, nehmen sie all ihren Mut zusammen und suchen gezielt die Nähe des Menschen.“

Der Faktencheck

Ein ähnliches Sharepic kursiert bereits seit dem Jahr 2016. (wir berichteten) Und ja, es stimmt. Verliert ein Eichhörnchenjunges seine Mutter, sucht es tatsächlich auch Hilfe beim Menschen. Vor allem, wenn die Tiere den Anblick der Zweibeinern gewohnt sind, verhalten sie sich wenig distanziert. Damit bilden sie laut Wildtierhilfe Odenwald – „Koboldhof“ eine Ausnahme im Tierreich.

Schon im Jahr 2014 weisen sie auf diese Eigenheit der jungen Eichhörnchen hin und entkräften die Angst der Menschen, das Tier habe Tollwut, wenn es sich an das Bein eines Menschen klammert:

Facebook

Mit dem Laden des Beitrags akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Facebook.
Mehr erfahren

Beitrag laden

Was tun mit dem Findelkind?

Rein rechtlich betrachtet, muss für jede Leistung eines Tierarztes bezahlt werden. Viele Tierärzte entscheiden sich aber bei Wildtieren wie Eichhörnchen oder Igel freiwillig für eine kostenlose Behandlung. Dazu sind sie letztendlich aber nicht verpflichtet. Oft zahlt der Finder aber zumindest die Medikamente, die bei einem Eichhörnchen in der Regel nicht besonders viel ausmachen.

Ob ein Tierarzt nach der Gebührenordnung für Tierärzte abrechnet oder nicht, sollte vor der Behandlung geklärt werden. Eine Verpflichtung einer Kostenübernahme seitens der Gemeinde besteht nicht, da Wildtiere als herrenlos eingestuft werden und nicht dem Fundrecht unterliegen.

Falls aber zum Beispiel die Polizei (im Falle einer Gefährdung der öffentlichen Sicherheit) das verletzte Wildtier zum Tierarzt bringt, begleicht diese in der Regel auch die aufkommenden Behandlungskosten bzw. übernimmt das zuständige Ordnungsamt die Kosten.

Fazit:

Ein junges Eichhörnchen, dass sich also verzweifelt an dein Hosenbein klammert und vielleicht noch eine verwundete Schnauze aufweist, bringst du am besten in tierärztliche Obhut.

In der Regel leidet das Tierchen nicht an Tollwut, sondern hat seine Mutter verloren. Sich an den Menschen zu wenden, ist sein letzter Ausweg auf ein Überleben.

Quellen: Tierarzt Sebastian Goßmann-Jonigkeit, Eichhörnchen Notruf e.V., Eichhörnchen-Hilfe Berlin/Brandenburg e.V., Wildtierhilfe Odenwald
Artikelbild: Shutterstock / Von Nilanka Sampath

 

Unterstütze jetzt Mimikama – Für Wahrheit und Demokratie! Gründlicher Recherchen und das Bekämpfen von Falschinformationen sind heute wichtiger für unsere Demokratie als jemals zuvor. Unsere Inhalte sind frei zugänglich, weil jeder das Recht auf verlässliche Informationen hat. Unterstützen Sie Mimikama

Mehr von Mimikama

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)