In Bayern wurde auf einem Hof eine mutmaßliche „Querdenker-Schule“ betrieben – unterrichtet wurden die Kinder von Kräuterpädagogen und Schamanen.

Unweit von Schechen im Landkreis Rosenheim in Oberbayern steht ein idyllischer, alter Bauernhof, inklusive Schaukel an einem Baum, großer Wiese und einem Wald in der Nähe. Erst beim genaueren Hinschauen wirkt er seltsam: Ein Schild mit „Freiheit braucht Mut“ ist zu sehen, darunter kyrillische (russische) Schriftzeichen – es soll eine Schule sein.

Der Bauernhof wurde zu einer Schule für rund 50 Kinder umgewandelt – unterrichtet von Eltern, Kräuter- und Musikpädagogen und Schamanen. Es war eine mutmaßliche Schule für „Querdenker“-Eltern.

Leiterin: eine verbeamtete Lehrerin

Nach Recherchen des BR war die Leiterin der Schule für Kinder, deren Eltern die Testpflicht an Schulen ablehnte, Lehrerin einer Grund- und Mittelschule, war aber seit längerem im Krankenstand. Nach eigenen Angaben sei sie eine „aus dem System ausgestiegene Lehrerin“.

Die Schule gründete sie nach „Eingabungen von oben“, das Konzept der Schule habe sie bereits vor einigen Jahren entworfen. Es solle eine „Lernoase“ sein, in der sich an „Lernen mit Kopf, Herz und Verstand“ und sogenannter „Evolutionspädagogik“ orientiert wird, einer esoterisch angehauchten Lehre, nach der in der kindlichen Entwicklung die gesamte Evolution im Zeitraffer noch einmal abläuft (Stangl, 2021).

Die Schule war angeblich auf russischem Staatsgebiet

In Bayern ist ein Stück Russland? Ja, wenn es nach der Leiterin der Schule geht: Es handele sich um eine russische Stiftungs-Schule, die auf russischem Hoheitsgebiet liegt, weswegen in der Schule auch nicht die deutschen Hygiene-Maßnahmen gelten würden und auch nicht genehmigt werden müsse.

Eine Sprecherin des Landratsamts teilte dem BR mit, dass aus diesem Grund die Schule auch geschlossen wurde: Es wurde nie ein Antrag auf Gründung und Betrieb der Schule gestellt, doch auch mit Antrag wäre die Schule nicht genehmigt worden, da die Schule keinerlei Informationen über die Lerninhalte vorlegen könne.

Die Dokumente, die vorliegen, lassen an einen ordnungsgemäßen Schulbetrieb zweifeln. Laut Wolfang Rupp, einem Sprecher der Regierung von Oberbayern, lassen auf Gedankengut schließen, welches in Richtung Querdenker- und Reichsbürger-Szene gehe.

Seit Mittwoch dicht

Seit dem 22. September ist die mutmaßliche „Querdenker-Schule“ geschlossen. Den Eltern der dort unterrichteten Kinder drohen wahrscheinlich keine Konsequenzen, denn bis auf einen Fall wurden die Kinder ordnungsgemäß mit Begründung von den jeweiligen Schulen abgemeldet. Dabei reicht als Begründung, dass die Eltern Maskenpflicht und Corona-Tests ablehnen würden.

Unbekannt ist noch, wie lange dort bereits unterrichtet wurde. Der Verdacht, dass eine „Querdenker-Schule“ betrieben würde, kam anscheinend erst auf, als die Schule Werbung machte: In einem Werbeflyer der Schule stand, dass es sich um eine russische Schule handele, die dem deutschen Schulrecht nicht unterläge – mitten in Oberbayern.


Quelle: BR (HIER und HIER)
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