Es kursiert die Behauptung, eine Impfung gegen COVID-19 würde eine Erkrankung aufgrund von Antikörpern verstärken. Die These ist jedoch falsch!

Es ist bekannt, dass man trotz einer Impfung mit geringerer Wahrscheinlichkeit an COVID-19 erkranken kann, jedoch ist der Krankheitsverlauf dann üblicherweise bei weitem nicht so schwer, als wenn man nicht geimpft ist. In einem verbreiteten Artikel wird jedoch das exakte Gegenteil behauptet: Die COVID-19 Impfungen würden einen Krankheitsverlauf sogar verstärken, begründet wird dies mit einer Studie der Medizinischen Universität Innsbruck.

Für die ganz Eiligen

Die Behauptung ist nicht wahr. In der Studie der Medizinischen Universität Innsbruck (siehe HIER) wurden nur die Gewebeproben von ungeimpften Patienten untersucht, die während einer schweren Erkrankung eine hohe Anzahl von Antikörpern aufwiesen.

Die Erkenntnisse der Studie lassen sich jedoch nicht auf geimpfte Patienten übertragen, wie einer der Autoren der Studie selbst sagt, da durch die Impfung nur Antikörper gegen das Spike-Protein gebildet werden, nicht gegen das komplette Virus. Bei der hohen Anzahl an bereits geimpften Menschen müsste es mittlerweile eine Welle an schweren Erkrankungen von Geimpften geben.

Die Behauptung

In dem verbreiteten Artikel der Seite „Transparenztest“ (archiviert HIER) wird sich auf eine Studie der Medizinischen Universität Innsbruck gestützt. Demnach sei eine hohe Anzahl von SARS-CoV-2 Antikörpern mit einem schweren Krankheitsverlauf verbunden, da sich viele nicht-neutralisierende Antikörper an das Virus binden würden und somit die Produktion von Immunkomponenten verstärken würden. Die Folge sei eine erhöhte Entzündungsreaktion des Körpers.

Da diese autoimmunen Fehlreaktionen durch sogenannte Zytokinstürme bereits seit längerem bekannt sind und es darüber auch eine Vielzahl von Studien gibt, wird in dem Artikel die Frage aufgeworfen, warum diesem Problem bei den COVID-19 Impfungen nicht nachgegangen wurde.

Einer der Autoren der Studie widerspricht

Die Kollegen von „Correctiv“ wandten sich an den Immunologen und Molekularbiologen Wilfried Posch, der an der benannten Studie mitwirkte. Dieser machte deutlich, dass die Schlussfolgerungen in jenem Artikel falsch sind:

„Das Resümee von ‚Transparenztest‘ entspricht nicht den Schlussfolgerungen, die wir aus der Studie gezogen haben, da wir ausschließlich Immunantworten in Gewebeproben von ungeimpften Covid-19 PatientInnen untersucht haben und diese Ergebnisse nicht auf Covid-19-Geimpfte übertragen werden können.“

Die Studie habe gezeigt, dass schwer an Covid-19 erkrankte Menschen eine niedrige T-Zellantwort, hohe Antikörpertiter und hohe Entzündungsmarker hatten. Die Bestandteile des Immunsystems, die vom Körper selbst gebildet werden (T-Zellen und Antikörper), werden erst nach 7 bis 12 Tagen gebildet.

Wohlgemerkt: Wir reden hier von ungeimpften Personen, deren Immunantwort bei einer COVID-19 Erkrankung erst aufgebaut werden muss. Das Immunsystem Ungeimpfter reagiert also erst recht spät, dafür dann aber manchmal so stark, dass es zu einer Entzündungsreaktion kommt, demzufolge zu einem schweren Verlauf einer Erkrankung.

Und wie ist das nun bei Geimpften?

In dem Artikel wird der Schluss gezogen, dass eine solche Entzündungsreaktion bei Geimpften demnach häufiger vorkommen muss, da durch die Impfung ja viel schneller Antikörper gebildet werden.

Es gibt jedoch einen wesentlichen Unterschied, welcher auch bei der Entwicklung der Impfungen bedacht wurde: Die Antikörper, welche durch die Impfungen entstehen, richten sich nur gegen das Spike-Protein des Virus.

„Bei (nicht geimpften) Covid-19-Patienten werden nicht nur gegen das Spike-Protein, sondern auch gegen weitere virale Proteine Antikörper gebildet, und diese machen wahrscheinlich den großen Unterschied, jedoch haben wir das in unserer Studie nicht genauer untersucht.“

so der Immunologe Posch.

Der Immunologe Carsten Watzl widerspricht ebenfalls den Behauptungen in dem Artikel. In einem Thread auf Twitter (siehe HIER) erklärt er, dass gerade aufgrund früheren Erkenntnissen mit anderen Erkrankungen wie z.B. dem Dengue-Fieber und SARS bei den COVID-19 Impfungen keine infektionsverstärkenden Antikörper gebildet werden.

Dass dies nicht nur eine Behauptung ist, zeigt die Realität am deutlichsten: Bisher wurden bei geimpften COVID-19 Patienten gar keine sogenannten Zykotinstürme beobachtet. Bei weltweit 2,72 Milliarden vollständig Geimpften (Stand: 8, Oktober) und 6,41 Milliarden weltweit verabreichten Dosen wäre dies auch schon längst aufgefallen – Die Intensivstationen müssten tatsächlich überwiegend mit geimpften Personen belegt sein (was nicht der Fall ist).

Fazit

Die Erkenntnisse der Studie lassen sich jedoch nicht auf geimpfte Patienten übertragen, wie einer der Autoren der Studie selbst sagt, da durch die Impfung nur Antikörper gegen das Spike-Protein gebildet werden, nicht gegen das komplette Virus. Bei der hohen Anzahl an bereits geimpften Menschen müsste es mittlerweile eine Welle an schweren Erkrankungen von Geimpften geben.


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