Wenn Medien Videos über die Ukraine schneiden, kann es schonmal passieren, dass uralte Videos „aus Versehen“ darunter sind. Oder?

Nachrichtenmedien müssen schnell sein und möglichst exklusive Bilder liefern, und je sensationeller sie sind, umso besser. Ein recht verbreitetes Medium, welches nicht nur einen Online-Auftritt, sondern auch eine Tageszeitung und einen TV-Sender betreibt, nahm es allerdings anscheinend nicht so genau damit, ob die Videos wirklich aktuell sind. Wozu auch Quellen von Videos prüfen? Sie müssen echt sein, schließlich sind sie im Internet! Richtig?

Eine Explosion von 2015

Nein, nicht wirklich richtig, denn im Internet werden gerne alte Videos als aktuell betitelt, um Likes und Shares zu bekommen. Hier ein Beispiel, wie in einem Bericht jenes Mediums das Video einer Explosion zu sehen ist (oberes Bild)…

Keine aktuelle Explosion in Kiew
Keine aktuelle Explosion in Kiew

welches aber in Wirklichkeit aus dem Jahr 2015 in Tijanjin/China stammt (unteres Bild, Originalvideo siehe HIER und HIER) und die Explosion eines Lagerhauses zeigt.
Dies war aber nicht der einzige Faux Pas.

Fallschirmspringer von 2014

Ebenso wurden Fallschirmspringer gezeigt, die angeblich gerade in der Ukraine landen würden:

Fallschirmspringer... im Jahr 2016
Fallschirmspringer… im Jahr 2014, Quelle: Twitter

Angeblich zeige das Video russische Fallschirmspringer, die gerade dabei sind, Kiew einzunehmen:


Doch das Video ist alles andere als aktuell, sondern stammt aus dem Jahr 2014:

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Damals landeten rund 2.000 Fallschirmspringer gleichzeitig in der Region Rostow im Süden Russlands.
Der Bericht mit den alten Videos wurde mittlerweile auf YouTube auf „Privat“ gestellt. Viele Twitter-Nutzer bewiesen ihre Medienkompetenz und wiesen die Nachrichtenseite auf die Ursprungsvideos hin, weswegen der Bericht anscheinend derzeit nachbearbeitet wird:


Es waren allerdings nicht nur „einige Sekunden“ Videomaterial, sondern nicht nur längere Ausschnitte, die wiederholt gezeigt wurden, inklusive der falschen Behauptungen, dass es sich beispielsweise um Fallschirmspringer über Kiew handele.

Fazit

Die Tatsache, dass ein Medium weit verbreitet und häufig konsumiert wird, ist nicht unbedingt ein Garant dafür, dass es sich auch um Qualitätsjournalismus handelt, denn oft zeigt sich, dass Quantität und Sensationsjournalismus vor der Qualität liegt, und Korrekturen nur dann erfolgen, wenn eine breite Schar von Internetnutzern auf die Fehler aufmerksam werden.
Leider ist das nicht immer so. Oftmals bleiben Fakes und Unwahrheiten monate- bis jahrelang unbehelligt im fast nie vergessenden Internet stehen. Nicht aber in diesem Falle, in dem viele Nutzer mit ihrer Medienkompetenz aufzeigten, dass nicht jede Unwahrheit kommentarlos geschluckt wird.
Und das ist exakt das, was wir bei Mimikama uns so wünschen. Ein Hoch auf euch Zwitschervögel auf Twitter!

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Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)