Nach den Lüdenscheiderinnen sind am Freitag zwei weitere Seniorinnen aus Menden und Meinerzhagen auf Schockanrufe hereingefallen. In beiden Fällen sollten Tochter bzw. Nichte einen tödlichen Unfall verursacht haben. Die falschen Polizeibeamten und Staatsanwälte forderten eine Kaution, um Tochter oder Nichte eine Haft zu ersparen.

„Ich habe eine Frau totgefahren.“

Am Freitag gegen 12.30 Uhr versetzten die Täter eine fast 90-jährige Meinerzhagenerin in Panik. Eine weinende und schluchzende Frau meldete sich: „Ich habe eine Frau totgefahren.“ Die Stimme klang wie die der Nichte. Ein angeblicher Polizeibeamter übernahm den Hörer und forderte von der Seniorin eine Kaution. Sonst bleibe die Nichte im Gefängnis.

Die Frau sammelte alles Bargeld zusammen, steckte es auf Anweisung in eine Tüte. Der angebliche Polizeibeamte erklärte noch, dass gerade kein Streifenwagen zur Verfügung stehe, aber das Geld werde „gleich“ abgeholt. So kam es: Gegen 14.30 Uhr kam ein ausgesprochen freundlicher Mann an die Haustür, nahm die fünfstellige Summe entgegen und verschwand. Der Geldkurier hatte blonde Haare und ein breites Gesicht. Die Geschädigte schätzte ihn auf etwa 40 bis 45 Jahre. Er trug eine Umhängetasche.

„Bei dem Unfall ist ein Kind gestorben.“

90.000 Euro „Kaution“ verlangten Schockanrufer am Mittag von einer 78-jährigen Mutter aus Menden. Angeblich habe ihre Tochter einen Unfall verursacht, bei dem ein Kind gestorben sei. Damit brachten die Betrüger die Frau völlig aus dem Konzept. Bevor der von draußen hereinkommende Ehemann richtig verstand, was los war, lief die Frau aus dem Haus. Der Hörer lag noch neben dem Telefon. Auch der Ehemann sprach mit einem der Betrüger, witterte jedoch den Betrug. Er informierte seine Bank. Zu diesem Zeitpunkt hatte seine Frau jedoch bereits eine höhere Summe abgehoben.

Wie sich später herausstellte, war sie auf dem Weg zum Amtsgericht Paderborn. Dort sollte die Geldübergabe stattfinden. Unterwegs telefonierte sie ständig mit den Tätern. Der Ehemann wandte sich an die Polizei, die eine Fahndung nach seiner Frau auslöste. Der echten Tochter, das hatte der Vater inzwischen herausgefunden, ging es gut: Sie hatte natürlich keinen Verkehrsunfall verursacht. Mehrere Versuche, die Ehefrau per Handy zu erreichen, scheiterten. Schließlich erreichte der Mann sie doch und konnte sie überzeugen, dass die Tochter niemanden tot gefahren hat. Am Nachmittag stellte die Polizei die Fahndungsmaßnahmen wieder ein.

Weitere Anzeigen wegen Betrugs

Am Donnerstag hatte bereits eine über 80-jährige Lüdenscheiderin eine Kaution gezahlt. Es gingen acht weitere Anzeigen wegen falscher Polizeibeamter oder Enkeltrickbetrügern bei der Polizei in Lüdenscheid ein. Mehrmals wurde eine Lügengeschichte über eine angebliche Covid-Erkrankung erzählt. In einem Fall verhinderten aufmerksame Bank-Mitarbeiter Geld-Abhebung und Übergabe an die Betrüger. Am Mittwoch zählte die Polizei Lüdenscheid elf Anzeigen.

Die Zahl der tatsächlich erfolgten Anrufe dürfte um ein mehrfaches höher sein. Weitere Anrufe gab es in Plettenberg, Kierspe, Iserlohn und Schalksmühle. Es ist nicht auszuschließen, dass weitere Opfer Geld gezahlt haben. Die Polizei rät unbedingt, Anzeige zu erstatten.

Vor allem ältere Menschen sollten die Gefahr solcher Anrufe nicht unterschätzen. Die Betrüger setzen sehr geschickt auf Angst und Panik und setzen ihre Opfer massiv unter Zeitdruck. Immer wieder fallen Senioren auf solche Anrufer herein, obwohl sie sich informiert glaubten über die Maschen der Betrüger. Am Telefon und im Panik-Modus fällt es ihnen schwer, die weinende Stimme am anderen Ende zu erkennen. Sie glauben das, was ihnen erzählt wird.

Die Polizei bittet deshalb insbesondere Angehörige, ihre älteren Familienmitglieder immer wieder auf das Problem hinzuweisen. Solche Kautionen, wie sie die falsche Staatsanwältin forderte, gibt es in Deutschland überhaupt nicht. Polizei oder Staatsanwaltschaft schicken auch keine Geld-Abholer los.

Die Polizei rät bei Schockanrufen: „Lassen Sie nicht zu, am Telefon aus der Ruhe gebracht zu werden! Rufen Sie die echte Polizei an – unter der 110!“ (In Österreich: 133)

Quelle: Presseportal

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