Da haben wir sie wieder. Irgendwelche Kommentare auf Facebook, die zum eigentlichen Statusbeitrag gar nicht passen. Angeblich befinde sich eine, wie im aktuellen Fall, eine gewisse „Lisete Hélène“ in einem Krankenhaus in Kanada und sie hinterlasse nun eine Nachricht, da sie Lungenkrebs habe und sie nun jemanden sucht, der Ihr Vermögen verwalte. Ja SicHer^!1!!!!!!!!

Es handelt sich aktuell um solche oder ähnliche Kommentare:

MIMIKAMA
Facebook-Screenshot vom 5.9.2022

Der Inhalt als Wortlaut (sic!)

„Hallo, ich bin Lisete Hélène, Witwe dänischer Herkunft, aber derzeit in Kanada im Krankenhaus. Ich hinterlasse Ihnen diese Nachricht, weil ich Lungenkrebs im Endstadium habe und ich wirklich Ihre Gebete brauche, deshalb möchte ich mein Vermögen an eine ernsthafte, zuverlässige Person spenden, die in der Lage ist, es gut zu verwalten.
Bei Interesse kontaktieren Sie mich.
WhatsApp; wa.me/+22…………..“

Sieht man sich das Profil genauer an, erkennt man rasch, dass es sich hierbei um einen Fake und Betrug handelt, denn vor kurzer Zeit hatte diese Person noch ein anderes Was Bild auf Facebook

MIMIKAMA
Fieser Betrug auf Facebook

Was haben wir hier?

Es handelt sich bei solchen Kommentaren, Beiträgen und „Angeboten“ um einen sogenannten Vorschussbetrug

Vorschussbetrug, Romance Scam, Nigeria Connection – diese Begriffe stecken hinter dem Text der angeblich todkranken Frau.

Wie auch beim Romance Scam, ist die Story der Frau nur ein Vorwand, um Gefühle beim Leser auszulösen und diesen emotional zu verhaften. Es soll der Eindruck erweckt werden, dass die Frau tatsächlich nur mehr wenige Wochen zu leben hat. Geht das Opfer dann auf das Geldangebot ein, entpuppt sich das Angebot als Forderung. Bald schon würden Gebühren fällig werden oder andere Verbindlichkeiten entstehen, die das Opfer vorab berappen soll. Bei solchen Nachrichten, wie oben gezeigt, handelt es sich zu 99,9% um diese Art Vorschussbetrug. Diese Art Betrug gibt es schon sehr lange. Die Angebote werden via E-Mail oder über soziale Netzwerke verschickt.

Nigeria Connection in Verbindung mit dem Vorschussbetrug

Verschickt werden solche Betrugsversuche unter anderem von der sogenannten Nigeria Connection. Sie versucht, ihre Opfer um den Finger zu wickeln und sie – aufgrund der entstandenen emotionalen Nähe – um einen finanziellen Vorschuss zu bitten. Die Nigeria Connection ist aber keine strukturierte Organisation. Es handelt sich hierbei um verschiedene Gruppen von afrikanischen Betrügern, die zum Teil in Europa und zum Teil in Nigeria leben.

Diese Internetbetrüger haben sich auf Kreditkartenbetrug, Dokumentenfälschung, Vorschussbetrug uvm. spezialisiert – und sind seit geraumer Zeit auch mit vielen Fake-Profilen auf Facebook unterwegs. Sie kontaktieren ahnungslose Facebook-Nutzerinnen, gewinnen ihr Vertrauen und geben nach einiger Zeit vor, sich in einer finanziellen Notlage zu befinden.

Die Betrüger haben ein recht festgelegtes Beuteschema: Die Hauptzielgruppe ihrer Opfer ist in den meisten Fällen:

  • weiblich
  • halbwegs intelligent (muss zumindest über gute Englischkenntnisse verfügen)
  • alleinstehend
  • mittleren Alters (sehr junge Frauen verfügen noch über keine finanziellen Ressourcen)

Auf dem Profilfoto des ausgesuchten Opfers muss ein klar erkennbares, lächelndes Gesicht zu sehen sein, denn die Betrüger beziehen sich in den ersten Kontaktversuchen darauf. Das gilt natürlich auch für Männer.

Welche Merkmale, zum Thema Vorschussbetrug, haben solche Betrüger?

Eine ganz genaue Beschreibung ist leider nicht möglich, da diese Kriminellen äußerst kreativ vorgehen und sich natürlich auch den Gegebenheiten anpassen. Jedoch gibt es einige Grundkriterien, auf die man achten kann, um sich zu schützen: Die Betrüger sind angeblich:

  • etwa im Alter des Opfers
  • beruflich eher im mittleren Management tätig
  • geschieden, aber wesentlich öfter verwitwet. Ihre Kinder sind entweder ebenfalls verstorben oder müssen von dem Mann vorgeblich alleine versorgt werden.
  • Das Facebook-Profil ist nicht besonders informativ; es gibt keine sichtbaren Postings.
  • Die Betrüger geben sich auffallend empathisch.

So gehen die Kriminellen bei einem Vorschussbetrug vor:

  • Erstkontakt via Nachricht. Die gesamte Kommunikation erfolgt meist auf Englisch.
  • Profilbild: nicht unattraktiv, aber auch kein „Adonis“. Bei angeblichen Erbschaften sehr betagte, liebenswürdige Menschen
  • Berichtartiger Lebenslauf, z. B. „Meine Eltern starben bei einem Unfall, meine Frau bei der Geburt unseres Kindes.“
  • Ausfragen des anvisierten Opfers (= Suche nach Schwächen)
  • Liebesschwüre, die kein realer Mann nüchtern über die Lippen bringen würde.
  • Es tritt ein unvermitteltes Ereignis auf, z. B. „Piraten kommen“ (= skurrilste Version). Oft ist die Geschichte aber in sich schlüssig – als Begründung für eine daraus folgende Notlage.
  • Bitte um finanzielle Leihgabe (Betrag im vierstelligen Eurobereich) unter Einsatz von massivem, emotionalem Druck und unter Vorlage sog. „Beweise“ als Datei.
  • Nach Gelderhalt – Geld weg. Unbekannter Verehrer natürlich auch oder frühzeitig verstorben – und kein Anrecht mehr auf das Erbe.

Was kann ich tun, wenn mir so jemand schreibt?

Leider handelt es sich bei dieser Form von Betrug rechtlich gesehen um eine Art „Graubereich“.

Der Schaden, den ein solcher Betrüger anrichten kann, ist bedauerlicherweise in der Praxis bis dato kaum behebbar. Darum sollte man seine potentiellen Internet-Bekanntschaften ganz genau unter die Lupe nehmen.

  • Gebt nicht zu viele Informationen von Euch preis.
  • Nehmt suspekte Freundschaftsanfragen nicht an.
  • Falls es schon passiert ist: Eigene Kontakte verbergen.
  • Vorsicht mit Informationen über die eigene Person: Seine Ängste, Träume, familiäre Situation und dgl. erzählt man doch auch sonst nicht jedem Wildfremden.
  • Misstrauen bei relativ schneller Anwendung von Kosenamen und dem Begriff „Liebe“ durch das unbekannte Gegenüber ist angebracht.
  • Für Mutige: Das Ganze abkürzen und entweder die eigene Ankunft ankündigen oder gleich fragen, wie viel Geld er denn bräuchte.
  • Für Vernünftige: Blockieren und zum Schutz anderer zukünftiger Opfer bei Facebook melden.

Fazit zu diesem aktuellen Vorschussbetrug auf Facebook

Es gibt hier kein Erbe, kein Vermögen, kein Geld. Und es gibt wohl kaum jemanden im Internet, der so liebenswürdig und freundlich ist – und unbedingt sein Geld verschenken möchte. Also tut es ihnen gleich – und verschenkt nicht blindlings Geld an Internet-Bekanntschaften, die ihr im echten Leben noch nie gesehen habt.

Lesen Sie auch, was passiert, wenn man solchen Fake-Profilen in Kontakt tritt.


Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)


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