Die Proteste im Iran haben WhatsApp veranlasst, eine neue Funktion einzuführen. In einem aktuellen Blogbeitrag kündigt der Messengerdienst Einführung von Proxy-Unterstützung an, mit der Nutzer Sperren des Dienstes umgehen können. Damit soll nicht nur im Iran, sondern weltweit die Meinungs- und Kommunikationsfreiheit gestärkt werden.

WhatsApp kündigt Proxy-Unterstützung an

Will Cathcart, Head of WhatsApp bei Meta verweist in einem Tweet ausdrücklich auf die politische Situation im Iran und das Recht aller Menschen, frei und privat miteinander zu kommunizieren.

Während viele von uns feierten, indem sie ihren Lieben auf WA eine SMS schickten, gibt es Millionen von Menschen im Iran und anderswo, denen weiterhin das Recht verweigert wird, frei und privat zu kommunizieren.

Deshalb machen wir es heute für jeden einfacher, sich über einen Proxy mit WA zu verbinden.

Will Cathcart, Head of WhatsApp bei Meta

Um gegen diese politisch motivierten und Rechte einschränkenden Sperren vorzugehen, bietet WhatsApp Nutzern nun weltweit Proxy-Unterstützung für WhatsApp an. Damit können Nutzer selbst dann Zugang zu WhatsApp haben, wenn die Verbindung unterbrochen oder blockiert ist.

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WhatsApp betrachtet Internetsperren, wie seit geraumer Zeit im Iran zu beobachten sind, als klare Menschenrechtsverletzungen. Außerdem werde dadurch verhindert, dass sich Menschen in dringenden Notfällen Hilfe holen könnten. Mit der Proxy-Lösung hofft WhatsApp, Menschen, die keine sichere und verlässliche Verbindung via WhatsApp haben, unterstützen zu können.

Auch wenn einige von uns den Start ins Jahr 2023 durch den privaten Nachrichtenaustausch und Anrufe gefeiert haben, sind wir uns darüber im Klaren, dass vielen anderen Menschen aufgrund von Internetsperren weiterhin die Möglichkeit verwehrt wird, Kontakt mit ihren Liebsten aufzunehmen.

WhatsApp

Proxy-Unterstützung überwindet Internetsperren

Mit einem Proxy kann WhatsApp über Server genutzt werden, die von freiwilligen Helfern und Organisationen weltweit eingerichtet werden, damit Nutzer ungehindert frei kommunizieren können.

Proxy-Server funktionieren nach dem Prinzip „Viele Wege führen nach Rom.“ Wenn der direkte Weg zu einer gewünschten URL blockiert ist, zum Beispiel durch ein restriktives Regime, dienen Proxyserver als Zwischenstation für den umgeleiteten Datenverkehr zu der blockierten Adresse. Indem viele solcher Server genutzt werden können und deren Adressen teilweise dynamisch wechseln, ist der Zugriff der Nutzer auf den gewünschten Dienst, hier WhatsApp, realistisch nicht mehr zu unterbinden. Erst wenn das komplette Internet lahmgelegt wird, wäre eine Sperre möglich, aber das wäre selbst für Diktaturen vermutlich ein zu großer Schritt.

Datenschutz soll gewährleistet bleiben

Auch wenn ein Proxy-Server genutzt wird, soll sich nichts an dem Datenschutzniveau ändern, das WhatsApp seinen Nutzern bietet und von der Plattform selbst als hoch bezeichnet wird. Privaten Nachrichten seien weiterhin durch Ende-zu-Ende-Verschlüsselung geschützt. Damit könne niemand außer den beiden kommunizierenden Personen auf die Unterhaltung zugreifen. Auch der Proxy-Server selbst, WhatsApp oder Meta hätten keinerlei Zugriff auf die Inhalte der Kommunikation. 

Die neue Option ist jetzt im Menü „Einstellungen“ und im Untermenü „Speicher und Daten“ für jeden Nutzer mit der neuesten WhatsApp-Version verfügbar. Weitere Informationen zur Nutzung dieser Funktion gibt es hier.

MIMIKAMA
Screenshot: Mimikama

Als Helfer Proxy-Server einrichten

Diese Unterstützung für die freie Kommunikation von Menschen, die von WhatsApp abgeschnitten sind, benötigt Unterstützer, die einen der Proxyserver einrichten, über die der Datenstrom umgeleitet werden kann, sodass Betroffene wieder auf WhatsApp zugreifen und frei und sicher kommunizieren können.

Um Menschen eine Verbindung mit WhatsApp zu ermöglichen, kann jeder einen Proxy einrichten. Dazu sollte ein Server mit den Ports 80, 443 oder 5222 und einem Domainnamen (oder einer Subdomain) verwendet werden und dort auf die IP-Adresse des Servers verwiesen werden. Ausführliche Anleitungen und der Quellcode sind auf GitHub zu finden. Diese Adressen können dann privat an Nutzer weitergeben werden, die keine direkte Verbindung zu WhatsApp herstellen können.

Signal hat´s vorgemacht

So ehrenwert dieser Versuch WhatsApps ist, den Menschen im Iran zu helfen, so war eine andere Plattform schneller. Der Messengerdienst Signal hat bereits kurz nach Ausbruch der Proteste Hilfestellung gegeben, wie die von Internetsperren betroffenen Menschen via Proxy-Servern auch weiter Zugriff auf Signal haben und Nachrichten austauschen konnten. Allerdings ist Signal im Vergleich zu WhatsApp im Iran der deutliche kleinere Nachrichtendienst. Durch den aktuellen Schritt von WhatsApp werden nun viel mehr Menschen im Iran in die Lage versetzt, die Blockaden zu umgehen.

Quellen:

WhatsApp-Blog, FAQ, Heise
Schon gelesen? Forscher stellen KI-System zur Bekämpfung von Deepfakes vor

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