Die Behauptung

Flüchtlinge sollen 500 Euro Begrüßungsgeld bei ihrer Ankunft in Deutschland erhalten. Um die Auszahlung würde sich die Caritas kümmern. Die Finanzierung erfolge aus dem Steuertopf.

Unser Fazit

Die Behauptung ist völlig aus der Luft gegriffen. Sowohl Caritas als auch die deutsche Bundesregierung sagen: falsch.

Wir haben in der Vergangenheit schon darüber berichtet, aber diese Videos mit Falschbehauptungen werden weiterhin fleißig geteilt, ganz besonders auf TikTok:

begrüßungsgeld
Screenshots diverser TikTok-Videos mit der Behauptung

Ab sofort bekommen unsere geflüchteten Freunde aus der Ukraine 500 Euro Begrüßungsgeld bei jeder Caritas-Stelle in Deutschland. Der Bundestag hat dem Antrag im Eilverfahren zugestimmt. Finanziert wird dies aus deutschen Steuergeldern. Ihre grüne Bundesregierung.

Immer dieselbe Frauenstimme, immer dieselben Falschbehauptungen

Die Behauptung mit der Frauenstimme geht auf ein Video eines selbsterklärten „Satirikers“ zurück, der noch nicht einmal in Deutschland lebt. Dieser ist in der Vergangenheit schon mehrfach ähnliche Videos mit Falschbehauptungen aufgefallen, die oft nach einem ähnlichen Muster gestrickt sind: Der fettbaer_man zeigt mit wackeliger Handykamera gefilmte Bilder aus seiner Heimat Mallorca, die mehr oder weniger inhaltlich zur Tonspur passen. Währenddessen hört man eine Frauenstimme scheinbare Fakten verkünden.

Was sagen Innenministerium, Bundestag und Caritas dazu?

Die AFP hat von einem Sprecher des Innenministeriums folgende Auskunft erhalten: „Aus der Ukraine Geflüchteten wird von der Bundesregierung kein Begrüßungsgeld gezahlt.“ Die Behauptung ist „eine bewusste Falschinformation, die seitens der Bundesregierung nicht bestätigt wird. […] Es gibt auch keine entsprechenden Pläne dazu für die Zukunft.“

Auch die kirchliche Hilfsorganisation Caritas will von der Falschbehauptung nichts wissen. Caritas-Sprecherin Anja Stoiser schrieb den Kollegen von AFP, „dass die Caritas kein Begrüßungsgeld bezahlt oder anbietet“. Es gäbe auch gar keine Nachfrage dazu von Flüchtlingen aus der Ukraine.

Der Sprecher des Bundestages, Sven Göran Mey, verneint gegenüber Correctiv ebenfalls: Es befinde sich weder etwas „derartiges im parlamentarischen Verfahren des Bundestages“ noch gebe es einen „Entwurf, der in die Gremien ginge“.

Fazit: Die Behauptung mit den 500 Euro Begrüßungsgeld ist frei erfunden. Sie geht zurück auf einen TikTok-Account, der regelmäßig Falschinformationen verbreitet. Caritas, Innenministerium und Bundestag verneinen ebenfalls die Falschbehauptung, auch auf deren Seiten ist nichts zum Thema zu finden.

Quellen: AFP, Correctiv, Caritas, Bundesministerium des Innern und für Heimat, Bundestag, eigene Recherche
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Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)