Der aktuelle Fall zeigt das perfide, skrupel- und rücksichtslose, aber leider auch geschickte Vorgehen der Betrüger.

„Nur wer die Maschen der Betrüger kennt, der kann sich und durch Weitergabe der Vorgehensweise auch andere davor schützen, Opfer dieser gemeinen und rücksichtslosen Straftäter zu werden. Die Betrüger erfinden ständig neue Storys, variieren die Geschichten, passen sich an aktuelle Begebenheiten oder Geschehnisse an und lassen Erfahrungen in ihr Verhalten einfließen.“

Polizeipräsidium Mittelhessen

Raffinierte Masche: Schockanruf durch falsche Polizeibeamte 2.0

Der Betrug war am Dienstag, 21. Februar und zog sich über fast drei Stunden hin. Die Seniorin aus einer Nordkreisgemeinde bekam den Anruf einer weinenden Frau. Die Anruferin, angeblich die Tochter, berichtete von einem von ihr verursachten Unfall, bei dem ein Kind gestorben ist. Das Gespräch übernahm eine vermeintliche Polizeibeamtin, die letztlich wegen der drohenden Untersuchungshaft für die Tochter eine Kaution in Höhe von 65.000,00 EUR forderte. Bis hierhin ist das ein ganz typisches Vorgehen der Betrüger bei der Anwendung dieser Masche.

Über diese Betrugsmasche berichtete die Polizei wiederholt, weshalb die gut informierte Seniorin hier auch misstrauisch wurde. Sie bezeichnete die „Polizeibeamtin“ als Betrügerin und beendete das Gespräch.

Perfide: ein zweiter „falscher Polizeibeamter“

Damit endete in diesem Fall der Betrugsversuch jedoch nicht. Das weitere Vorgehen der Betrüger gab es im Landkreis Marburg-Biedenkopf so noch nicht. Kurz nach dem Ende des ersten Telefonats meldete sich telefonisch ein Mann und stellte sich als „Polizeibeamter Flütter“ vom Betrugskommissariat vor. Er sprach die Seniorin auf das zuvor geführte Telefonat mit dem Betrugsversuch durch die „falsche Polizeibeamtin“ an. Erklärend ergänzte er, seine Kenntnis von dem Telefonat habe er aufgrund einer Telefonüberwachung. Im weiteren Verlauf fragte er die Seniorin, ob sie bereit sei, an der Ergreifung dieser „Verbrecher“ mitzuwirken, worauf sie sich einließ.

Nun erfolgten Anleitungen und Weisungen, was die Seniorin machen sollte, um die Festnahme beim Abholen des Vermögens zu ermöglichen. Sie fuhr weisungsgemäß auf den Edeka-Parkplatz in der Alten Kasseler Straße, legte den Beutel mit dem Vermögen unter ihr Auto und ging wie besprochen weg. Die Seniorin sah noch, wie ein junger, dunkel gekleideter Mann sich bückte, den Beutel an sich nahm und dann verschwand. Die angekündigte Festnahme erfolgte nicht. Eine weitere Beschreibung des Abholers liegt nicht vor.

Zeugen gesucht

Wer war am Dienstag in der fraglichen Zeit, insbesondere um die Zeit gegen 17 Uhr auf dem Edeka-Parkplatz und hat das Verhalten des dunkel gekleideten jungen Mannes beobachtet? Wer kann den Mann näher beschreiben? Wer hat gesehen, wohin dieser Mann gegangen oder in welches Auto er eingestiegen ist? Wer hat auf dem Edeka-Parkplatz sonstige verdächtige Beobachtungen gemacht? Wer hat z. B. herumstehende oder scheinbar wartende Personen gesehen? Wer hat Personen im Auto gesehen, die länger nicht ausgestiegen sind? Wem ist ein oder mehrere Autos mit auswärtigen Kennzeichen aufgefallen?

Sachdienliche Hinweise bitte an die Kripo Marburg, Tel. 06421 406 0.

Die Polizei Marburg rät

Aus gegebenem Anlass wiederholt die Polizei nochmal ihre Tipps, die davor bewahren sollen, Opfer der Betrüger am Telefon zu werden.

  • Legen Sie zunächst mal auf, wenn es am Telefon um Geld bzw. generell Vermögen oder um persönliche Daten geht.
  • Seien Sie wachsam und misstrauisch und besprechen Sie sich mit einer Vertrauensperson, bevor Sie überhaupt an eine Abhebung von Bargeld oder Überweisung oder die Übergabe von Vermögen denken!
  • Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzen! Glauben Sie nicht jede Geschichte, die Sie bei einem unerwarteten Anruf hören.
  • Geben Sie niemals vertrauliche Informationen preis.
  • Behörden und seriöse Unternehmen agieren nicht in dieser Form.
  • Rufen Sie zurück. Verwenden Sie dabei aber niemals Rufnummern, die man Ihnen mitteilt oder die Sie auf dem Display sehen (die könnten gefälscht sein). Wählen Sie bewusst neu! Benutzen Sie nicht die Rückruftaste!
  • Wählen Sie die Notrufnummer 110 oder die Festnetznummer der zuständigen Polizei, die Sie im Telefonbuch oder über das Internet ermitteln können.

„Geben Sie diese Hinweise mit der Bitte um Weiterverbreitung weiter. Informieren Sie Freunde, Bekannte, Verwandte. Informieren und instruieren Sie potentielle Opfer, meist ältere Menschen, wie sie sich bei einem solchen Anruf verhalten sollen!“

Polizeipräsidium Mittelhessen

Hinweise und Tipps zu den Vorgehensweisen und zum Schutz vor Betrügern am Telefon wie z.B. zu den Betrugsphänomenen Anrufe falscher Polizeibeamter, Enkeltrick oder Schockanrufe finden Sie im Internet unter www.polizei-beratung.de oder auf der Präventionsseite unter https://k.polizei.hessen.de/1254894044 (Polizei Hessen>Schutz und Sicherheit>Rat und Vorsorge> Sicherheit für Senioren)

Quelle:

Polizeipräsidium Mittelhessen
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