„Künftig lassen sich per Blitzer nicht nur Temposünder erfassen, sondern auch alkoholisierte Fahrer“.

So wird in einem 35 Sekunden langen Video berichtet. Ist das technisch tatsächlich möglich, und wenn ja, wird diese Technik bereits eingesetzt?

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Wie soll das funktionieren?

Konkret wird die Funktionsweise folgendermaßen beschrieben:
Der Blitzer wirft gleichzeitig einen Laserstrahl auf einen Spiegel am Straßenrand. Jeder lenkt den Strahl auf einen gegenüberliegenden Spiegel, der den Strahl wieder zurückwirft. Mit dieser Methode sollen sich Alkoholmoleküle im Inneren ab einem Wert von 0.1 Promille messen lassen.

Ist das physikalisch möglich?

Ja, denn der eingesetzte Laser hat eine besondere Eigenschaft: Er strahlt in einer bestimmten Wellenlänge, welche von Alkoholgasen absorbiert wird. Strahlt der Laser also schwächer zurück, steht fest, dass ein Teil des Lichts von Alkoholmolekülen innerhalb des Fahrzeugs „verschluckt“ wurde.


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Diese Methode findet in der Praxis schon seit Längerem Anwendung in der sogenannten „Stand-Off Detection“. Hierbei stellt man per Laser fest, ob sich in einem bestimmten Objekt giftige Gase oder Sprengstoffe befinden.

Hier das dazugehörige Video!

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Wo sind diese speziellen Blitzer im Einsatz?

Wir raten euch mal, falls ihr in die Situation kommen solltet, auf dem Gelände der TU Würzburg vorsichtig zu fahren, denn dort werden jene speziellen Alkohol-Radargeräte derzeit getestet. Entwickelt wurde das System bereits 2014 von polnischen Wissenschaftlern an der Universität Warschau. Angeblich soll das System der polnischen Firma Airoptic noch dieses Jahr in Europa und Nordamerika angeboten werden. Allerdings muss hierzulande noch geklärt werden, inwiefern es überhaupt rechtlich erlaubt ist, solcherlei Messungen durchzuführen.

Kann man das System überlisten?

Dazu sollten wir eigentlich nichts schreiben, schließlich wollen wir ja niemanden dazu verführen, trotz Alkoholgenusses sich ans Steuer zu setzen. Nichtsdestotrotz muss man auch die Schwächen dieses Systems betonen:
Grundsätzlich misst es einfach nur die Anzahl der Alkoholmoleküle im Inneren des Wagens. Es zeigt nicht an, woher jene Moleküle nun kommen, und da haben wir schon das erste Problem: Gerade am Wochenende sind z.B. viele unterwegs, die im Grüppchen trinken, aber einen Fahrer haben, der nüchtern bleibt. Solche Fahrgemeinschaften würden für die Polizei als potentielle Alkoholsünder gelten.
Auch lässt sich so ein System einfach überlisten, indem man mit offenen Fenstern fährt, was gerade in den Sommermonaten nicht wirklich auffällt. Die Alkoholmoleküle würden verwirbeln bzw. aus dem Autoinneren entweichen, eine exakte Messung ist damit kaum möglich.
Und letztlich müssen Alkoholmoleküle nicht immer nur in trinkbarer Form vorhanden sein: auch alkoholhaltige Aftershaves würden dann einen unangebrachten Trinkeralarm auslösen.

Fazit

So faszinierend die Technik auch sein mag: derzeit sieht die praktische Anwendung eher mau aus. Zu viele brave Autofahrer, die z.B. der nüchterne Fahrer einer Clique sind oder ein starkes Aftershave tragen oder vielleicht eine Dose Bier auf dem Rücksitz verschüttet haben, geraten unter Generalverdacht, während auf der anderen Seite die echten Gefahrenquellen, die betrunkenen Autofahrer, einfach nur mit offenen Fenster fahren müssen, um einer evtl. Kontrolle zu umgehen.

Die Idee an sich ist also löblich, die praktische Anwendung, wenn sie denn zum Zuge kommt, eher zweifelhaft. Ganz abgesehen davon, dass das System bisher nur bei stehenden Autos richtig funktionierte, bei Autos in Bewegung aber fehlerhaft war.

Aber auch, wenn es noch ein Weilchen dauern kann, bis das System perfekt funktioniert: Fühlt euch trotzdem nicht zu sicher, denn Alkoholkontrollen wird es natürlich noch geben. Also nehmt lieber Geld für ein Taxi/Bus mit oder einen nüchternen Fahrer. Wir möchten euch lieber gesund und lebendig.

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Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)