Ein Facebook-Post, garniert mit ein paar Großbuchstaben und hintereinander folgenden Satzzeichen, löst derzeit Fragen aus: wird hier Panik verbreitet oder ist da was dran?

Wir haben uns die folgende Statusmeldung genauer angeschaut und bei der Suche nach dem Ursprung bemerkt: ja, diese Meldung basiert auf einer Auskunft zum Thema “Chlorphacinon auf landwirtschaftlichen Flächen“

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Im barrierefreien Klartext steht hier:

ACHTUNG!

Vorsicht auf den Feldern!!!!! BUNDESWEIT !!!
Achtung Grade von jemandem aus der Hundeschule erfahren.
Holger Baesch:
UND JETZT ETWAS FÜR ALLE HUNDEHALTER!!!!!!!!!
Ich war gerade mit Lilli über die Felder laufen und hab einen Mann gesehen, der nen Eimer und eine Stange mit sich führte, mit der er immer in die Erde stieß. Da ich mir nicht vorstellen konnte, was er da macht, ich auch etwas neugierig bin, hab ich ihn angesprochen und gefragt, was er denn da mache. Zum Glück!!!!
ER IST EIN MÄUSEFÜTTERER, sprich: -töter!!!!!!!
Durch den heißen Sommer haben sich die Mäuse unheimlich vermehrt und fressen den Bauen auf den Feldern die jungen Pflanzentriebe weg!
Dieser MÄUSEFÜTTERER geht nun überall die Felder und Feldwege ab, hat in seinem Eimer Giftköder (Rote Kügelchen), die er in die Stange läd und in JEDES Mauseloch eine Ladung mit der speziellen Stange reinschüttet!!!!!
Das läuft momentan BUNDESWEIT!!!!!!
Achtet jetzt bitte auf eure Hunde, dass sie weder in einem Mausloch buddeln, noch lebende oder schon tote Mäuse fressen, die wohl in der nächsten Zeit überall rum liegen werden!!!!!
Lilli war gerade auch wieder schneller als ich, obwohl ich sie nach dem Gespräch mit dem Mann gleich an die Leine gemacht hatte, hat sie sich doch wieder eine Maus geschnappt, hat sie auch nicht mehr hergegeben und ich hab sie nicht aus ihrem Maul rausbekommen!
Nun wird sie beobachtet!

Bitte großflächig teilen unter den Hundehaltern, da ich nicht weiß Wer das hier alles lesen kann!

Bereits 2015 im Umlauf!

Suchmaschinen sind ein recht hilfreiches Mittel, um Parallelstellen zu finden, welche man im Anschluss historisch einordnen kann.  Und genau diese Suche brachte ein Ergebnis: bereits im September 2015 gab es diesen Warnaufruf, wir haben ihn als kopierte Version in einem Hundeforum gefunden [1].

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(Screenshot: Hundeforum.com)

Worauf basiert diese Warnung?

Diese Warnmeldung von einem Facebookaccount mag durchaus auf einem Artikel der Seite Wildtierschutz-Deutschlande.de basieren, in dem tatsächlich eine Info durch eine Mitarbeiterin einer Hundeschule veröffentlicht wurde [2]:

Vielen Dank an Tina Langenbeck von der Hundeschule Erbach für die Unterstützung bei der Erstellung dieser Petition

Zum 1. September 2015 wurde vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) die Erlaubnis erteilt in Hessen, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen das Mäusegift Chlorphacinon auf landwirtschaftlichen Flächen offen auszustreuen. Die „Notfallzulassung“ wurde mit Ernteausfällen begründet. Das Pestizid mit dem Wirkstoff Chlorphacinon ist in der EU seit 2007 wegen seiner hohen Toxizität und der damit verbundenen  Gefahren für die Tierwelt verboten. In den Jahren 2012 und 2013 sind solche Maßnahmen bereits genehmigt gewesen, der Notfall scheint somit eher zur Regel zu werden, denn erhöhte Feldmäusepopulationen gibt es etwa alle drei bis fünf Jahre. […]

Dieser Artikel wurde am 05. September 2015 veröffentlicht. Nur wenige Tage später, am 15. September 2015, veröffentlichte das Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) [3] ebenfalss eine Darstellung zu diesem Thema:

Feldmausköder stellen keine Gefahr für Haustiere dar

BVL erläutert Notfallzulassung des Pflanzenschutzmittels „Ratron Feldmausköder“
Feldmäuse und Erdmäuse verursachen bei massenhaftem Auftreten Fraßschäden, die im Extremfall zu vollständigen Ernteverlusten führen. Kommt es zu solchen Massenvermehrungen, reichen die regulär zugelassenen Pflanzenschutzmittel nicht mehr aus. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat deshalb am 12.08.2015 eine sogenannte Notfallzulassung erteilt, mit der das Mittel „Ratron Feldmausköder“ von September bis Dezember 2015 angewandt werden kann. Die Anwendung stellt für Haustiere praktisch kein und für Wildtiere nur ein geringes Risiko dar. […]

Information unsererseits

Dieser Artikel beleuchtet ausschließlich die Herkunft des oben dargestellten Facebook-Posts. Die Wirkung des Giftes – und somit auch der Streitpunkt beider Parteien – ist nicht Gegenstand des Artikels.

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