Das war vermutlich die “Schockmeldung” (sofern es schockieren kann) des vergangenen Wochenendes: in Kassel sagt ein Kindergarten die Weihnachtslieder ab. Ja sogar christliche Bräuche, wie Weihnachtslieder singen oder Plätzchen backen, werden nicht zelebriert. Wir geben zunächst eine Zwischenaufstellung:

Was gibt es bis dato zu vermelden? Beginnen wir am Anfang, denn die erste Meldung dazu gab es in der HNA [1] (Hessische/Niedersächsische Allgemeine) am 07.10.2016, veröffentlicht um 11:28 Uhr.. Nach angaben der HNA haben sich Eltern der der Kinder, die in der Kindertagesstätte Sara-Nussbaum-Haus betreut werden, an die Zeitung gewandt:

In der städtischen Kindertagesstätte Sara-Nussbaum-Haus an der Unteren Königsstraße fällt das Weihnachtsfest regelmäßig aus: Kein Weihnachtsbaum, keine Weihnachtsgeschichten, keine Weihnachtsstimmung.

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Die HNA hat Kontakt mit den Verantwortlichen der Stadt Kassel aufgenommen und dort in einer ersten Aussage eine Bestätigung erhalten. Im Verlauf des Artikel schreibt die HNA jedoch auch, dass die Aussage teilweise revidiert wurde:

Nach nochmaliger Rücksprache mit den Verantwortlichen habe sich herausgestellt, dass Weihnachten in der Kita doch eine Rolle spiele. So werde Weihnachtliches gebacken und auch gebastelt.

Hier lautet es nun, dass Weihnachten irgendwie doch gefeiert werden, aber nicht im strengeren Sinne und auf Weihnachtslieder werde verzichtet, weil die Kinder der KiTa nicht mehrheitlich christlich seien. Zum Abschluss des Artikels wird noch die Schweinefleischdebatte angesprochen, da am Mittagstisch kein Schweinefleisch angeboten wird.

Darstellung der Stadt Kassel

Die Stadt Kassel reagierte recht schnell darauf und veröffentlichte ihrerseits am 07.10.2016 eine Stellungnahme [2], die anders klingt. Ma spricht davon, dass die Angaben “falsch” seien.

Die Hessische/Niedersächsische Allgemeine (HNA, Kassel) titelte in Ihrer Ausgabe vom 7. Oktober 2016 „Weihnachten fällt im Kindergarten aus“. In der Berichterstattung heißt es, dass in der städtischen Kita Sara-Nussbaum-Haus Weihnachten „nicht gefeiert wird“ wird „oder wenn, dann nur ein bisschen. So, dass keiner es merkt.“ Diese Behauptungen sind falsch, erklärt Kassels Jugend-Stadträtin Anne Janz im Interview.

Nach Aussagen der Stadt Kassel werde sowohl die Adventszeit traditionell gefeiert, als auch Weihnachtslieder gesungen und sogar der Nikolaus käme. Man spricht in dieser Stellungnahme zwei Mal davon, dass die Angaben in der HNA falsch seien.

Die Aussage, dass in den vergangenen Jahren das Weihnachtsfest ausgefallen ist, ist falsch.

Zwei Aussagen – ein Dilemma

Hier wirkt Einiges noch nicht ganz schlüssig, ebenso hat auch die HNA auf die Stellungnahme der Stadt reagiert und zeigt sich verärgert [3]: am 09.10.2016 erschien auf der Webseite der HNA eine Reaktion auf die Reaktion:

Zick-Zack-Kurs zu Weihnachten in städtischen Kitas

Die Pressestelle der Stadt Kassel und ihre eigene Wahrheit – eine Dokumentation

Dieser Artikel geht insbesondere darauf ein, dass die Stadt Kassel, bzw. deren Sprecher, unterschiedliche Angaben gemacht haben. Hier wird die Informationspolitik der Stadt kritisiert, speziell dahingehend, dass die Aussagen der städtischen Sprecher revidiert wurden. Die HNA bezieht an dieser Stelle auf die Version, die ihnen NACH der ersten Aussage zugesendet wurde. Tatsächlich veröffentlichte die HNA am 08.10.2016 eine revidierte Presseaussage [4].

Ausgang bis dato offen

Im Gegensatz zu einer großen österreichischen Boulevardzeitung und diversen “alternativen Blogs” haben wir alle Darstellungen angeschaut und ebenso auch Anfragen an die KiTa, die Stadt Kassel und auch die HNA herausgeschickt: da passt vieles noch nicht zusammen, teilweise fühlt es sich auch an, als verliere sich die Darstellung in Begrifflichkeiten. Formulierungen wie “Weihnachten im strengeren Sinne” oder “Die Kinder erfahren, dass zu Weihnachten zum Beispiel die Wohnungen geschmückt werden” fühlen sich teilweise wie ungenau beantwortet an, es fehlt “Tacheles”: wird dort nun die Adventszeit weihnachtlich gefeiert oder nicht? Wer hat nun “recht”?

Im Optimalfall bekommen wir vielleicht noch entsprechende Elternaussagen zu lesen, ansonsten wagen wir an dieser Stelle die Vermutung, dass es noch den ein oder anderen Schlagabtausch um die Definition der Begrifflichkeiten “Weihnachten” gehen wird. Ausgang bis hier hin also offen.


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