Was hat dieser Porsche mit der Agentur für erneuerbare Energien zu tun? (Faktencheck)
Was hat dieser Porsche mit der Agentur für erneuerbare Energien zu tun? (Faktencheck)

„Wasser predigen und Wein saufen“ – so wird über diesen Porsche gemutmaßt, der angeblich von einem Diplomaten der Agentur für erneuerbare Energien gefahren wird.

Bereits seit Mai kursiert das Foto eines Porsche, dessen Kennzeichen darauf hinweisen soll, dass er von einem Diplomaten der Agentur für erneuerbare Energien gefahren wird. Die Behauptung stimmt jedoch nur teilweise – weder ist es ein Dienstfahrzeug, noch wird es von einem Diplomaten gefahren.

Um dieses Foto handelt es sich:

Wurde der Porsche von Steuergeldern gekauft?
Wurde der Porsche von Steuergeldern gekauft? (Kennzeichen von uns teilweise unkenntlich gemacht)

Kein Witz, kann man selbst recherchieren“ – Nun gut, machen wir das mal.

Das Kennzeichen

Dies lautet BN 302-[dreistellige Zahl].
Laut einer Tabelle auf „Kennzeichenwelt“ (siehe HIER) steht:

  • BN für den Sitz in Bonn
  • 302 für die Internationale Organisation für Erneuerbare Energien (IRENA)

Was allerdings fehlt: eine Null.
Das Kennzeichen für Mitglieder der Organisation, die einen Diplomatenstatus besitzen, enthält eine Null, beispielsweise BN 0-302-.

Somit steht schonmal fest, dass es sich nicht um einen Diplomaten der IRENA handelt, sondern um einen Mitarbeiter.

Das ist zwar eine leichte Abschwächung der Behauptung, ändert aber noch nicht viel, denn immer noch haben wir da einen Mitarbeiter, welcher einen teuren Benziner fährt, während er für eine Organisation arbeitet, die sich für erneuerbare Energien einsetzt.

Doch handelt es sich überhaupt um ein Dienstfahrzeug?

Der Halter des Porsche

Zweifel sollten schon mal aufkommen, ob eine Organisation, gerade wenn sie sich für erneuerbare Energien einsetzt, wirklich Porsche-Autos als Dienstfahrzeuge für die Mitarbeiter verteilen würde, das hätte schon längst einen Skandal ausgelöst.

Also muss nachgefragt werden, was dankenswerterweise die Kollegen von Correctiv auch gemacht haben.

  • Eine IRENA-Sprecherin mit Hauptsitz in Abu Dhabi teilt mit, dass die Organisation mit Sitz in Bonn gar keine Dienstwagen besitzt
  • Isabel Klotz, Pressesprecherin der Stadt Bonn, teilt mit, dass das Auto auf eine natürliche Person zugelassen war, nicht auf den Namen der Organisation

So wies sich der Halter des Wagens zwar durch sein Kennzeichen als IRENA-Mitarbeiter aus, den Porsche kaufte und fuhr er jedoch privat. Bestimmte Regelungen erlauben, dass er an seinem privaten Fahrzeug dieses Kennzeichen trägt, beispielsweise wenn der Wohnsitz nicht in der betreffenden Stadt (in diesem Fall Bonn) ist.

Auch das Auswärtige Amt wurde von Correctiv angefragt, welche jedoch keine offizielle Stellungnahme abgab. Aus der Antwort geht jedoch hervor, dass das Foto älterer Natur sein muss, das Fahrzeug mittlerweile ein herkömmliches Kennzeichen trägt.

Aus datenschutzrechtlichen Gründen konnte das Auswärtige Amt und die Stadt Bonn natürlich keine genauen Angaben zu dem Halter des Porsche machen.

Zusammenfassung

Zum „selbst recherchieren“, wie aufgefordert wurde, gehört mehr, als einfach nur zu googlen und die ersten Ergebnisse zu lesen. Es gehört auch dazu, an den entsprechenden Stellen anzufragen, um sich mehr Infos einzuholen, denn nicht alles findet sich offensichtlich im Internet.

In diesem Fall erledigten das die Correctiv-Kollegen bereits:
Der Porsche trug zwar zum damaligen Zeitpunkt ein KFZ-Kennzeichen eines Mitarbeiters (nicht eines Diplomaten!) der Agentur für Erneuerbare Energien, dieser fuhr den Porsche jedoch privat, das Fahrzeug war nicht auf die Organisation zugelassen.

Ein wenig säuerlich ist es dennoch, denn man sollte meinen, dass ein Mitarbeiter der Organisation sich auch privat mit den Zielen dieser identifiziert und sich dementsprechend auch verhält, doch ist dies trotzdem seine Privatsache und kann deshalb nicht der Organisation in die Schuhe geschoben werden.

Weitere Quelle: Correctiv
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