Coin Master ist nicht geeignet für Kinder

Wenn man der Werbung Glauben schenkt, spielen es Dieter Bohlen, Bibi, Daniela Katzenberger und Pietro Lombardi.

Das kostenlose Spiel „Coin Master“, welches recht erfolgreich in den Charts der Stores steht, besticht vor allem Dingen durch sein simples Spielprinzip und seine gerade Kinder ansprechende putzige Comic-Grafik. Man muss ein kleines Dorf aufbauen und erspielt sich dafür Gold an einem Spielautomaten. Hat man ein Dorf fertig aufgebaut, kommt man zum nächsten thematischen Dorf. Zwischendurch darf man auch mal die Dörfer anderer Spieler angreifen oder dort nach Gold buddeln.

Was jedoch so harmlos klingt, ist aber gerade für Kinder und Jugendliche nicht nur eine Kostenfalle, sondern auch psychologisch mehr als fragwürdig:
Zwar ist echtes Glücksspiel in Deutschland für Jugendliche unter 18 Jahren verboten, simuliertes Glücksspiel jedoch erlaubt. Die Simulierung definiert sich dadurch, dass man kein echtes Geld gewinnen und der Algorithmus vom Hersteller vorgegeben werden kann.

An sich mag das nun nicht so schlimm erscheinen, doch wenn man die Hintergründe betrachtet, wird einem einiges klar.
Die Ersteller von „Coin Master“, das Start Up-Unternehmen „Moon Active„, haben nur eine einzige App in ihrem Portfolio: „Coin Master“. Damit ist das Unternehmen auch sehr erfolgreich, denn seit dem Erscheinen 2015 wurden bereits 280 Millionen Dollar damit umgesetzt.

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Damit es aber mit einer einzigen App auch so gut läuft, inklusive Werbung auf Youtube, TV und Influencern, braucht es finanzstarke Investoren wie beispielsweise Gigi Levy (ehemaliger CEO der 888 Holdings) und Norbert Teufelsberger (Gründer der Sportwettenseite bwin).

So wird in der App immer wieder mit Popups dazu angehalten, sich mehr Versuche an dem „einarmigen Banditen“ zu kaufen, zusätzlich mit Zeitdruck, dass diese Angebote von 80 Prozent bis 550 Prozent (!) nur noch für kurze Zeit gelten würden. Mit Blick auf die Investoren, dem Spielautomaten und dem ständigen Druck, besser als die Freunde sein zu wollen, ist der letzte Level von „Coin Master“ schon sehr zynisch: Es ist eine Spielhalle!

Jan Böhmermann hat sich diese App ebenfalls angesehen und findet keine guten Worte dafür:

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Der Aufruf Jan Böhmermanns hat Gehör gefunden

Laut der Bundesprüfstelle für jugendgefährende Medien gingen tatsächlich nach der Sendung eine Vielzahl von Anträgen zur Indizierung des Spiels ein.
Über die Jugendgefährdung wird nun in pluralistisch besetzte Gremien in einem gerichtsähnlichen Verfahren entschieden. Ein Hauptaspekt ist dabei die in „Coin Master“ verwendete Glücksspielsimulation, welche im Kontext Glücksspiel, Begünstigung von Mediensuchtverhalten und Kostenfallen im Internet diskutiert wird.

Wie die BPjM nun entscheidet, also ob das Spiel beispielsweise indiziert wird oder erst ab einem gewissen Alter gespielt werden darf (was allerdings nur wirkt, wenn im App-Store eine Sperre für Apps ab einem gewissen Alter eingerichtet wurde), wird sich noch zeigen.

Update vom 21.10.2019: An dieser Stelle dürfen wir eine wichtige Information weitergeben, die wir von Herrn Markus Meschik, MA (Enter – Fachstelle für digitale Spiele) erhalten haben.

Dass ein Indizierungsverfahren eingeleitet wurde, stimmt so noch nicht, es wurden, wie Sie im Text geschrieben haben, diesbezüglich lediglich Anträge bei der BPjM eingebracht. Eine Indizierung wäre ein spannender (und mMn begrüßenswerter) Präzedenzfall, der die Mobile Games Szene in Deutschland nachhaltig verändern würde.

Sie schreiben, der letzte Level bei „Coin Master“ sei eine Spielhalle. Das stimmt so nicht, es gibt darüber hinaus noch andere Level, und die werden ständig erneuert. Vielleicht war es zum Zeitpunkt der Recherche des Teams von Jan Böhmermann so.

Glücksspielmechanismen in digitalen Spielen sind Teil meiner Dissertation und ein Umstand, auf den ich und viele andere KollegInnen bereits seit Jahren hinweisen (z.B: https://medienimpulse.at/article/view/mi1186)

Verweis: „Coin Master“ – Über Gambling und Gaming

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