Was genau können Bots?

Bots sind Programme, die durch einen Algorithmus eigenständig eine bestimmte Handlungsanforderung ausführen. Das heißt jemand programmiert einmal, was der Bot zu tun hat, und dieser führt das dann aus. Beispielsweise durch bestimmte Schlagwörter tritt ein Bot in Aktion. Das heißt, er erkennt in einem Twitter-Feed zum Beispiel das Wort „Politik“ und antwortet darauf mit einem einprogrammierten Satz automatisch.

Online kommen Bots zu unterschiedlichen Zwecken und auf unterschiedlichen Plattformen zum Einsatz.

Jeder Bot hat ein eigenes Ziel: Es gibt Bots, die einfach in Messenger-Apps auf Schlagwörter wie Wetter oder News reagieren, oder auf Webseiten den Kundenservice betreuen – das sind sogenannte Chatbots. Social Bots werden speziell auf Sozialen Netzwerken, vor allem Twitter, eingesetzt, um zu liken, teilen oder zu antworten. Bots wie Apples Siri sind Allrounder und haben auf alles eine Antwort – wenn auch nicht immer die Richtige.

Welche Technik steckt hinter Bots?

Es gibt zwei technische Varianten von Bots: Eine textbasierte und eine auf Verständnis basierende Variante. Um Antworten zu generieren, greifen beide Bots auf Datenbanken zurück. Diese können unterschiedlich umfangreich sein und unterschiedliche Muster mit Grammatik und Vokabeln beinhalten.

Textbasierte Bots

Ein textbasierter Bot reagiert nur auf spezielle Schlüsselbegriffe, die einprogrammiert wurden. Mit einem nicht einprogrammierten Begriff kann ein Bot nichts anfangen, er versteht den Gegenüber nicht. So funktioniert beispielweise der Chatbot des US-Nachrichtensenders CNN. Auf das Schlagwort „Top Stories“ liefert der Bot die neusten Nachrichten, auch auf Stichwörter wie „Food“ liefert er Geschichten über Essen.

Verständnis basierte Bots

Einen Schritt weiter gehen Bots, die darauf angelegt sind, eine Sprache zu verstehen und nicht nur einzelne Begriffe. Hier benutzt man weitestgehend künstliche Intelligenz, um intelligentes Verhalten, also ein Gespräch, zu imitieren. Damit ein vollständiger Satz verstanden wird, ist in der Datenbank die Grammatik als Muster hinterlegt. Nach diesem Muster analysiert der Algorithmus des Bots das Geschriebene, entschlüsselt den Sinn und gibt eine passende Antwort. Der Bot kann bei diesen Prozessen Wissen gewinnen, indem er seine Wissensbasis um die neuen Muster und Wörter erweitert.

Lesen Sie auch >   Ist es eine Straftat, eine "Compact"-Zeitschrift zu besitzen?

Bots lernen lassen

Die Wissensbasis kann allgemein auf drei Wege erweitert werden. Die einfachste Methode ist das überwachte Lernen: Durch das manuelle Einfügen von neuen Mustern wird ein Bot leistungsfähiger. Beim bestärkten Lernen wird der Bot beim Lernen kontrolliert. Es wird überprüft, ob der Bot ein Muster richtig angewendet hat. Wurde es falsch angewendet, wird das dem Bot mitgeteilt. Dieser versucht bei der nächsten, ähnlichen Struktur ein anderes Muster anzuwenden, bis er schließlich immer das richtige anwendet. Die dritte Lernvariante ist das autonome Lernen, das bis jetzt allerdings nur bedingt funktioniert. Ein Bot soll dabei Informationen selbst abspeichern und Muster erkennen können. Also eine künstliche Intelligenz, die sich ohne menschliche Hilfe weiterentwickelt.

Wie werden Bots eingesetzt?

Bots sind eine Art Werkzeug, das durch Menschen einen Auftrag erhält. Erst durch das einschlägige Programmieren erhält ein Bot eine Richtung, beispielsweise ob er nette Antworten gibt oder unverschämt wird. Die zwei gängigsten Bot-Arten sind die Social  und Chat Bots. Sie werden auf Social Media-Plattformen und in Messenger Apps verwendet.
Häufiges tweeten innerhalb von kürzester Zeit lassen auf einen Bot schließen.

Social Bots – Soziale Netzwerke

Social Bots mimen auf Sozialen Netzwerken einen normalen Nutzer. Sie reagieren auf Schlagwörter, antworten, teilen und liken daraufhin. Social Bots sind dabei extrem leistungsfähig. Sie können ein paar hundert Tweets am Tag senden, ein paar hundert Beiträge am Tag liken, ein paar hundert Beiträge am Tag teilen. Dabei haben die Bots unterschiedliche Aufträge.

Ist ein Netz von diversen Social Bots erst einmal aktiv, kann es zur gezielten Verbreitung von Informationen eingesetzt werden und diese mit entsprechenden Möglichkeiten zur Desinformation, Täuschung und Manipulation von Meinungsbildungsprozessen.

Einige Bots überschwemmen Plattformen mit ähnlichen oder gleichen Aussagen und können sich durch liken und teilen gegenseitig unterstützen. Bots können Nutzer/-innen aber auch in langwierige Diskussionen verwickeln: Provozierende Aussagen beschäftigen die Nutzer/-innen und andere Diskussionen mit realen Interaktionspartnern werden verhindert. Durch die einfache Herstellung von Social Bots sowie deren Leistungsfähigkeit, werden immer wieder kritische Stimmen laut: Sieht man als Nutzer/-in in seiner Timeline dann überwiegend Tweets zu einer bestimmten Meinung, könnte es den Anschein haben, dass gerade diese Meinung häufig vertreten ist.

Lesen Sie auch >   Tradwives: Der gefährliche Rückfall in traditionelle Rollenbilder

Stimmungen werden verbreitet und falsche Mehrheiten vorgetäuscht – eine Beeinflussung könnte stattfinden. Auf der anderen Seite werden Social Bots nicht von allen Experten allzu kritisch gesehen. Linus Neumann, Mitglied des Chaos Computer Clubs, äußerte, dass eine Beeinflussung wegen der geringen Nutzerzahlen von Twitter in Deutschland unwahrscheinlich ist. Andere gehen davon aus, dass Bots „nur“ Meinungen vertiefen, also nicht beeinflussen.

Chat Bots – Messenger Apps

Chatbots können unkompliziert in Messenger Apps wie Kik, Telegram oder den Facebook Messenger integriert werden. Dort treten sie als virtueller Chatpartner auf, der bestimmte Informationen heraussucht. Auf eine Frage, die meist mit einem Schlagwort verbunden ist, antwortet der Bot in Sekunden im Chatverlauf. Diese Chatbots gibt es für alle möglichen Themen: Nutzer/-innen können nach den neuesten Nachrichten fragen, direkt über einen Bot Pizza beim nächsten Lieferdienst bestellen, eine Auskunft über das Wetter bekommen, den Kundenservice über Bots erreichen oder aufgrund ihrer Wünsche im Chat Produkte angezeigt bekommen.

Gerade in der Kundenbetreuung können Chatbots einen Vorteil bieten. Dabei müssen die Kunden noch nicht einmal eine extra App downloaden, sondern einfach einen vorhandenen Messenger benutzen. Vor allem Facebook plant mit Bots und bietet Entwicklern mit dem Facebook Messenger eine Plattform für ihre Bots. Für Facebook ist das nicht ganz uneigennützig: Der Nutzer verlässt durch die Nutzung eines Chatbots die eigene App nicht.

Bots – Und dann?

Bots agieren nach dem Programmieren so eigenständig wie möglich – aber können Bots in Zukunft noch selbstständiger werden? Ein nächster Schritt wären beispielsweise viele IBM „Watsons“, mit einer künstlichen Intelligenz, die große Datenmengen analysiert, selbstständig daraus Informationen gewinnt und daraufhin Schlüsse und Hypothesen treffen kann – also über die Fähigkeiten eines Chatbots hinaus geht.

Lesen Sie auch >   Bidens Rede war live! Bilder seiner Uhr sind manipuliert

Video: Beeinflussen Bots unsere Meinung?

Mirko Drotschmann über Filterblasen, Fake News und Algorithmen

Soziale Netzwerke, Suchmaschinen und Co. sind sehr präsent in unserem alltäglichen Leben. Wir nutzen Social Media auch immer mehr dazu, uns über das Weltgeschehen zu informieren. In Sozialen Netzwerken zum Beispiel werden aber nicht nur seriöse Informationen verbreitet. Gerade zum Coronavirus werden teilweise wilde Mythen geteilt, gerne auch von Promis. Was macht das mit uns? Ist es überhaupt gut, dass wir uns so viel in Sozialen Netzwerken informieren oder sollten wir das besser lassen? Diesen und weiteren Fragen geht Mirko Drotschmann auf den Grund!

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Quelle und Dank an Ina Mangold vom Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

Passend zum Thema:
Fake News können gefährliche, radikale Botschaften enthalten
Sex-Bots: Das steckt hinter der Spam-Falle
Social Bots – Wenn der Computer eine Meinung hat

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)