Fake-Brief des Österreichischen Alpenvereins

Autor: Tom Wannenmacher

Die Behauptung

Es wird behauptet, dass in einem Schreiben die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich den Österreichischen Alpenverein dazu gebracht hat, der Platzierung von Halbmonden auf Berggipfeln zuzustimmen.

Unser Fazit

Dieser Brief, der in Wirklichkeit schon seit 2006 in Umlauf ist, ist keineswegs neu. Schon damals offenbarte eine Künstlergruppe ihre Urheberschaft an dem Brief, welcher sich bereits vor 17 Jahren als Fälschung entpuppte.

Derzeit kursiert ein gefälschter Brief, der irrtümlich den Österreichischen Alpenverein mit der „Etablierung einer islamischen Sparte“ und der „Platzierung eines Halbmondes auf einem Berggipfel“ in Verbindung bringt. Es handelt sich um eine Fälschung, die momentan über die sozialen Medien verbreitet wird.

Das gleiche Schreiben wurde schon 2006 als Fälschung entlarvt, wobei in der aktuellen Version lediglich das Datum geändert wurde. In der Vergangenheit führte dieses gefälschte Schreiben zu einem rechtsgültigen Urteil, nachdem ein Politiker es für seinen Wahlkampf missbrauchte. Der Politiker musste später öffentlich einräumen, dass der Brief nicht von Dr. Andreas Ermacora (ehemaliger Vizepräsident des Österreichischen Alpenvereins) stammte. Das Urteil betonte ausdrücklich, dass der Alpenverein eine unabhängige und parteipolitisch neutrale Organisation ist. Wer den Ruf des Alpenvereins beschädigt, muss mit Gegenmaßnahmen rechnen, wie der damalige Vizepräsident des Alpenvereins, Andreas Ermacora, betonte.

Es handelt sich um diesen Brief:

Fake-Brief des österreichischen Alpenvereins aus dem Jahr 2023
Fake-Brief des österreichischen Alpenvereins aus dem Jahr 2023

Im Vergleich die Fälschung aus dem Jahre 2006

Fake-Brief des österreichischen Alpenvereins aus dem Jahr 2006
Fake-Brief des österreichischen Alpenvereins aus dem Jahr 2006

In einem vermeintlichen Schreiben des Österreichischen Alpenvereins an die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) geht es um einen angeblichen Kompromiss nach einer Beschwerde der IGGÖ. Diese hätte kritisiert, dass Gipfelkreuze in Österreich als „christliche Herrschaftssymbole“ die Religionsfreiheit von Muslimen einschränkten. Der Alpenverein solle, so der Brief, die Anbringung eines Halbmondes auf einem Berggipfel erlauben und eine islamische Sektion innerhalb des Vereins gründen.

Schon ein kurzer Blick auf die im Schreiben genannten Personen zeigt, dass es sich nicht um eine aktuelle Korrespondenz handeln kann. Andreas Ermacora ist mittlerweile Präsident des Österreichischen Alpenvereins und nicht mehr Vizepräsident, wie im Schreiben behauptet. Weiters ist der Wiener SPÖ-Politiker Omar Al-Rawi seit 2011 nicht mehr Integrationsbeauftragter der IGGÖ und sein Name ist auf der IGGÖ-Website nicht mehr zu finden.

Ein Vergleich des Schreibens mit einer älteren Version zeigt, dass das Datum in der aktuellen Version offensichtlich gefälscht wurde. Im Original steht „20.3.006“. Tatsächlich wurde der Brief bereits 2006 verbreitet und löste damals eine politische Kontroverse aus. Ein BZÖ-Politiker zitierte in einer Fernsehsendung aus dem angeblich echten Brief und wurde daraufhin von der IGGÖ und Al-Rawi verklagt.

Der Brief stellte sich als Fälschung heraus, zu der sich eine Künstlergruppe bekannte. Die APA – Austria Presse Agentur konnte damals sogar mit den Verantwortlichen sprechen. Nun ist der gefälschte Brief abermals im Umlauf und verbreitet sich so stark, dass sogar der Alpenverein aktuell auf seiner Website vor der Fälschung warnt.

Quellen:
Alpenverein Österreich 2023: Fake News: Gefälschtes Schreiben in Umlauf
der Standard 2007: Halbmonde statt Gipfel­kreuze: „Künstler­gruppe“ wollte mit Aktion „how low can you go“ „testen, wie weit populistische Politiker gehen“


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