Wie der Standard berichtet, wendet sich die russische Söldnertruppe Wagner bei ihrer Rekrutierung einer neuen Zielgruppe zu: jungen Männern mit „Gamer-Hintergrund“. Angesichts der hohen Verluste, die die Gruppe während des Krieges in Europa hinnehmen musste, wird die Suche nach neuen Rekruten auf immer mehr Bereiche ausgeweitet. Dabei werden auch alle Social-Media-Plattformen genutzt.

Social-Media-Plattformen: Von der Radikalisierung zur Rekrutierung

Von Facebook bis TikTok – Social-Media-Plattformen werden zunehmend zur Radikalisierung und Rekrutierung genutzt. Sowohl reguläre Streitkräfte als auch Söldnertruppen sind auf der Suche nach neuen Soldaten. Die Wagner-Gruppe wendet sich laut Verstka vor allem an Männer zwischen 21 und 35 Jahren, die keinen militärischen Hintergrund haben müssen. Als Gegenleistung verspricht die Söldnertruppe eine entsprechende Ausbildung, moderne Ausrüstung sowie Kranken- und Lebensversicherung.

Quelle: "Russian Mobilization and Force Generation Efforts (Russian objective: Expand combat power without conducting general mobilization)"
Quelle US-Institut für Kriegsstudien: „Russian Mobilization and Force Generation Efforts (Russian objective: Expand combat power without conducting general mobilization)“ (Link)

Screenshot Telegram des Kanals „Verstka“ ist von der gleichnamigen Organisation „Verstka“ betrieben. Es handelt sich um ein unabhängiges Medienunternehmen in Russland, das sich mit gesellschaftlichen und politischen Themen befasst. Hier steht sinngemäß übersetzt:

„Die Wagner-Gruppe hat damit begonnen, Spieler ohne militärische Erfahrung anzuwerben.
Die Wagner-Gruppe sucht nach Technikern und Bedienern für unbemannte Luftfahrzeuge (UAVs) und ist bereit, Spieler ohne militärische Erfahrung als Söldner anzuheuern, berichtete „Verstka“.
Am Morgen des 19. Juni wurden Nachrichten über die Suche der Wagner-Gruppe nach Fachleuten für die Steuerung und Wartung von UAVs über den Bot der Organisation in „Vkontakte“ verbreitet. In den Nachrichten wurde darauf hingewiesen, dass potenzielle Bewerber zwischen 21 und 35 Jahre alt sein, über gute PC-Kenntnisse verfügen und körperlich fit sein sollten.
Es wurde auch darauf hingewiesen, dass „Erfahrung in der Steuerung von Flugsimulatoren mit Joysticks“ und eine Vergangenheit als Gamer für Bewerber als UAV-Operator von Vorteil wären. „Diejenigen, die stundenlang spielen“, hieß es in der Nachricht.
„Verstka“ kontaktierte den in der Nachricht genannten Personalverantwortlichen der Wagner Group. Neben den üblichen Fragen zu Alter, Vorstrafen und Krankheiten erkundigte er sich auch nach den Geräten, an denen der Bewerber arbeiten wollte. „Wir haben zwei Arten von Drohnen: Kopter und ernsthaftere Geräte“, sagte der Personalverantwortliche. Er fragte auch nach den bevorzugten Einsatzgebieten: Ukraine oder Afrika. Schließlich bestätigte er, dass das Fehlen jeglicher Erfahrung, einschließlich Wehrdienst, kein Hindernis sei. „Das ist kein Problem“, fügte der Personalverantwortliche hinzu.
Die Wagner Group ist nicht die erste Firma, die Gamer für den Militärdienst rekrutiert. Bereits 2020 beschäftigte sich das Verteidigungsministerium mit dem Thema. Damals erschien auf Facebook gezielte Werbung für den Wehrdienst, die dazu aufforderte, „Freunde offline herauszufordern“ und „nach echten Regeln zu spielen, ohne Cheats und Spielstände“.
Quelle: Telegram

Screenshot Telegram des Kanals "Verstka" ist von der gleichnamigen Organisation "Verstka" betrieben. Es handelt sich um ein unabhängiges Medienunternehmen in Russland, das sich mit gesellschaftlichen und politischen Themen befasst. Die Wagner-Gruppe hat damit begonnen, Spieler ohne militärische Erfahrung anzuwerben.
Rekrutierung der Wagner-Gruppe: Gamer im Visier

Die Historie der Videospiel-Rekrutierung

Dieser Ansatz ist nicht ganz neu. Die US-Armee nutzte bereits das Videospiel „America’s Army“, um ein positives Bild des Krieges zu vermitteln und junge Männer für den Dienst in der Armee zu gewinnen. Dieses Spiel war der erste groß angelegte Einsatz von Spieltechnologie zur strategischen Kommunikation und Rekrutierung durch die US-Regierung. In Deutschland sorgte ein Stand der Bundeswehr auf der größten Videospielmesse Gamescom in Köln immer wieder für Aufmerksamkeit. Dort wurde unter anderem das Spiel „Santrain“ vorgestellt, mit dem die taktische Verwundetenversorgung trainiert werden kann.

E-Sport als Rekrutierungsplattform

Auch das dänische Militär hat die Möglichkeit erkannt, E-Sports als potenzielle Rekrutierungsplattform zu nutzen. In Kooperation mit dem E-Sports-Team Astralis wurde 2017 und 2019 getestet, ob Gamer als Soldaten infrage kommen. Dabei zeigte sich, dass Gamer unter Druck ruhiger sind und schneller reagieren als Nichtspieler. Auch in den Bereichen Teamwork, Orientierung und Visualisierungsfähigkeit erwiesen sich Gamer als geeignete Kandidaten.

Dennoch betonte Major Anders Bech, Chef des dänischen Verteidigungsministeriums, dass nicht jeder Spieler ein guter Soldat sein könne. Für einen erfolgreichen Dienst in der Armee seien vielfältige Fähigkeiten erforderlich.

Fazit: Die Nutzung von Videospielen und E-Sport zur Rekrutierung von Soldaten ist ein wachsender Trend. Während einige Bedenken hinsichtlich der Ethik solcher Praktiken geäußert wurden, zeigt die zunehmende Nutzung dieser Methoden durch militärische und paramilitärische Organisationen, dass dieser Ansatz als vielversprechend angesehen wird. Es bleibt abzuwarten, wie sich dieser Trend in Zukunft entwickelt und welche Auswirkungen er auf die globale militärische und sicherheitspolitische Dynamik haben wird.


Quellen:

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