Selenskyj fordert nicht 400 Euro monatlich von jedem Deutschen!
In einem von einem Monitor abfotografierten Nachrichtenartikel soll stehen, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj von jedem Deutschen monatlich 400 Euro fordert, um die Ukraine zu unterstützen. Der Artikel ist jedoch gefälscht.
Die Behauptung
Angeblich fordere Selenskyj 400 Euro monatlich von jedem Deutschen, der ukrainische Botschafter in Berlin fordere zudem eine Wehrpflicht für Deutsche zwischen 16 und 68 Jahren.
Unser Fazit
Der Artikel über Selenskyj und seine Forderung nach 400 Euro monatlich von jedem Deutschen existierte nie. Es handelt sich um eine Fälschung mittels Änderung am (lokalen) Quellcode der Seite.
Wisst ihr, was rational denkende Menschen machen? Sie fragen nach einer Quelle für eine Behauptung. Es gibt aber auch Leute, die sich zwar stolz „selbst denkend“ nennen, aber ohne jeglichem Zweifel einem von einem Monitor abfotografierten Artikel ohne jegliche Quellenangabe über Selenskyj glauben, der angeblich 400 Euro monatlich von jedem Deutschen fordere – auch wenn absolut niemand sonst darüber berichtet.
Selenskyjs angebliche Forderung
Das Foto des gefälschten Artikels wird auf Social Media verbreitet:
Demnach fordere Selenskyj „400 Euro an monatlichen Spenden an das ukrainische Volk“, damit „die Regierung die Kriegsmoral und Materialien erhöhen kann, um somit die Russen aus dem Donbass zu verjagen“. Zudem fordere der ukrainische Botschafter in Berlin eine „Wehrpflicht jedes Deutschen im Alter von 16 – 68, da die Nazis zurückgeschlagen werden müssen“.
Auf Quellensuche
Wichtig, wenn man mit gefälschten Beweisen hetzen will: Auf keinen Fall eine Quelle angeben! Die ist auch gar nicht wichtig, denn in den entsprechenden Kreisen wird alles geglaubt, was irgendwie in das eigene Narrativ passt.
Uns interessiert die Quelle allerdings schon, also gehen wir auf Spurensuche. Auf dem Foto ist erkennbar, dass über dem Artikel „Wir sind unabhängig und wollen…“ steht. Rechts neben dem Artikel ist ein Foto, dessen Unterschrift mit „Der ukrainische“ beginnt. Unter dem Artikel steht dpa/lex 8.8.2022 – 23:32 Uhr“.
Mit diesen Hinweisen können wir uns also auf die Suche machen… die wir jetzt einfach mal abkürzen, um euch nicht mit Suchdetails zu langweilen. Das Ergebnis ist jedoch ein Artikel der Berliner Zeitung (siehe HIER), der alle obigen Merkmale aufweist!
Im echten Artikel fordert Selenskyj keine 400 Euro, sondern einen internationalen Reisebann für Russen.
Fälscher-Sport „Quellcode ändern“
Auf diese Methode der Fälschung stoßen wir immer wieder (zum Beispiel HIER, HIER und HIER): Mittels relativ einfachen Mitteln (die wir hier natürlich nicht erklären werden) ist es möglich, lokal auf dem PC den Quellcode einer Seite zu ändern, um dann von der geänderten Seite einen Screenshot zu fertigen oder sie zu fotografieren.
Solche Fakes lassen sich nachweisen, indem man z.B. nachschaut, ob die echte Seite in der Vergangenheit geändert wurde (ist im Quelltext zu sehen) oder ob es Archiv-Versionen des Artikels gibt, z.B. mit archive.ph oder cachedpages.com, die vielleicht einen anderen Inhalt haben.
Und dann natürlich auch das Checken von anderen Quellen: Bereits am 8. August soll Selenskyj das gefordert haben, aber kein einziges Medium berichtete davon? Also gibt es entweder eine riesige Verschwörung aller Medien untereinander… oder es handelt sich schlicht und einfach um eine Fälschung!
Fazit
Der Artikel über Selenskyj und seine Forderung nach 400 Euro monatlich von jedem Deutschen existierte nie. Es handelt sich um eine Fälschung mittels Änderung am (lokalen) Quellcode der Seite, der Originalartikel berichtet jedoch von einer Forderung eines Reisebanns für Russen.
Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstand durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)
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