Uni Innsbruck und die gefälschten Toilettenschilder

Einige Toiletten an der Uni Innsbruck wurden neu als All-Gender WCs beschildert, mit dem Hinweis, dass sich in der Nähe eine reine Herren- oder Damentoilette finde. Doch die Uni brachte diese Schilder nicht an – was auch sinnlos wäre, denn dort gibt es bereits Unisex-Toiletten.

Autor: Ralf Nowotny

Die Behauptung

Es kursieren Fotos von Toiletten an der Universität Innsbruck, an denen Schilder die Toiletten als „WC All-Gender“ auszeichnen.

Unser Fazit

Die Schilder hingen zwar tatsächlich vor einigen Toilettenräumen der Universität Innsbruck, wurden jedoch von Unbekannten angebracht.

In vielen Unternehmen und Hochschulen gibt es mittlerweile Unisex-Toiletten, die von Männern, Frauen und trans Personen genutzt werden können. Was vor über 20 Jahren in der Serie „Ally McBeal“ noch ein kleiner Aufreger war, ist mittlerweile recht verbreitet. Doch manche Leute stört dies immer noch und wollten mit falschen Schildern an der Uni Innsbruck für mehr Empörung sorgen.

Die Aufregung um die falschen Schilder

Mehrere Fotos der falschen Schilder kursieren auf Social Media. Beispielsweise postete bereits am 20. Januar der „Ring Freiheitlicher Studenten Tirol“ ein Foto eines der Schilder auf Facebook und regt sich darüber auf:

Der RFS regt sich über das Schild auf
Der RFS regt sich über das Schild auf, Quelle: Facebook

Auf dem Schild steht: „WC All-Gender. Diese Toilette steht allen Menschen offen. Eine Herrentoilette/Damentoilette finden Sie in der Nähe.

Dem RFS Tirol gefällt das gar nicht:

„Für uns steht fest: Linkslinker Gender-Gaga hat an unseren Universitäten nichts verloren! Wer nicht mal die einfach Frage beantworten kann, ob er Männlein oder Weiblein ist, hat wohl auch kaum die geistige Kompetenz, wissenschaftliche Fragestellungen zu beantworten und damit an einer Universität ohnehin nichts zu suchen.“

RFS auf Facebook

Zudem wird sich darüber mokiert, dass wohl nur Herrentoiletten die neue Beschilderung bekommen hätten, was für den RFS die Frage aufwirft, ob Männer denn keine Menschen wären. Hier irrt der RFS Tirol jedoch, da das Schild auch an Damentoiletten zu sehen war, mit dem Hinweis, dass sich die nächste Damentoilette in der Nähe befände.

Der vermeintliche Aufreger wird jedoch Tage später dankbar von einer einschlägigen Seite (archiviert HIER), einem Boulevard-Medium (archiviert HIER) und einem österreichischen Politiker (archiviert HIER) weiterverbreitet, um sich über „Gender-Gaga“ aufzuregen.

Am 25. Januar erschien dann auch eine Klarstellung der Universität Innsbruck, dass es sich um Fälschungen handelt – welche die oben verlinkten Seiten, Medien und Personen natürlich nicht beachten, damit der vermeintliche Aufreger weiter schön für Aufregung und Klicks sorgt.

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Die Stellungnahme der Universität Innsbruck

An der Universität Innsbruck gibt es zwischen 150 und 200 Toilettenräume. Ganze vier davon sind schon seit längerem tatsächlich Unisex-Toiletten, welche einfach nur mit „WC“ beschriftet sind. Eine neue Beschilderung mancher Toiletten als „WC All-Gender“ mit großem Hinweis ergäbe also rein logisch keinen Sinn, da es bereits Unisex-Toiletten gibt, über die sich niemand aufregte.

Die Universität Innsbruck geht von einer abgestimmten Aktion aus, die noch fortgesetzt wurde: Kurze Zeit später wurden die Schilder mit einem Aufkleber mit dem Satz „There are only two genders“ (auf Deutsch: Es gibt nur zwei Geschlechter) überklebt.

Ergänzend stellt die Uni Innsbruck klar, dass sie sich zu Diversität und Gendergerechtigkeit bekennt und weder Frauen noch Männer gezwungen werden, auf Toiletten zu gehen, die sie nicht betreten wollen. Die angebrachten Schilder stammen jedoch nicht von der Universität, sondern wurden von Unbekannten angebracht.

Fazit

Bewertung: FALSCH

Die Schilder hingen zwar tatsächlich vor einigen Toilettenräumen der Universität Innsbruck, wurden jedoch von Unbekannten angebracht.

Der letzte Tweet in der Stellungnahme der Uni Innsbruck wirft zudem auch noch ein interessantes Argument ein, nämlich dass die Diskussion eigentlich absolut sinnlos ist, da die Beschilderung ja im Prinzip eine Unisex-Toilette beschreibt – und Unisex-Toiletten gibt es auch beispielsweise in Zügen, Flugzeugen und Reisebussen – ohne dass sich jemand darüber aufregt und getrennte Toiletten verlangt.

Der eigentliche Scherz der Unbekannten, die die Schilder anbrachten, ist also die Namensgebung: Über „Unisex-Toilette“ (die es ohnehin an der Universität Innsbruck gibt) hätte sich wahrscheinlich niemand aufgeregt. Doch nennt man sie nun „All-Gender-WC“, drehen konservative Seiten und Politiker durch und empören sich über „Gender-Gaga“.

Auch interessant: Verteidigungsministerin Lambrecht habe laut einem TikTok-Video „heute“ bekannt gegeben, dass trans Personen in der Bundeswehr bei einem Krieg nicht an der Front eingesetzt werden könnten, da es dort keine gendergerechten Toiletten gäbe. Die Behauptung ist jedoch frei erfunden.
Wegen Toiletten kein Einsatz von trans Personen in der BW?


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