Oder aber: Wie ihr alle eure Geburtsdaten und die Anzahl eurer Kinder öffentlich im Netz preisgebt!

Sandra hat ein Kind und ist am letzten 8. Juni 40 geworden. Jaqueline wird dieses Jahr  am 19. Juni 40 und hat sogar zwei Kinder. Nadine ist noch nicht ganz so alt, sie wurde am 3.06. 33 Jahre alt, hat aber auch 2 Kinder. Woher ich das weiß? Na, von ihnen selbst (die Nachnamen der Damen lasse ich an dieser Stelle einfach mal weg).

Ich kenne diese Damen nicht, aber sie haben alle ein paar Dinge gemeinsam: Sie sind nach eigenen Angaben Mütter, haben alle im Juni Geburtstag und haben dieses bei einem  Gewinnspiel in den Kommentaren preisgegeben. Ihr Ziel: Flugtickets von RyanAir zu gewinnen.

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Doch wird ihnen am Ende die Preisgabe ihrer Daten in den Kommentaren etwas bringen?

Die Lüge

Das Gewinnspiel behauptet:

Wir sind auf der Suche nach Mütter, die im Juni geboren wurden.

RyanAir feiert mit kostenlosen Flügen für Personen, die im Juni geboren wurden. Drücken Sie auf das Bild und holen Sie sich Ihre (2) Flugtickets zu Ihrem Lieblings-Reiseziel!

Diese Gewinnspielbeschreibung beinhaltet bereits eine dicke Lüge: RyanAir feiert mit kostenlosen Flügen und sucht Personen, die im Juni geboren wurden. Warum sollten sie das? Es handelt sich hierbei um ein Scheinargument, welches eine potentielle Zielgruppe aufbauen soll, die sich aufgrund ihrer Zugehörigkeit mit höheren Gewinnchancen ausgestattet sieht und somit eher dazu geneigt ist, an dem angeknüpften Gewinnspiel teilzunehmen. Der Aufbau einer gefühlten „Gewinnelite”, in der man sich befindet.

Das ist aber nicht so und wir müssen enttäuschen: Wer regelkonform dieses Bild anklickt (und als in Deutschland befindlicher Teilnehmer identifiziert wird), wird auf eine Webseite geleitet, die eine inhaltlich irrelevante Fragerunde darbietet. Hier wird übrigens schon gar nicht mehr davon gesprochen, dass man Mütter mit Geburtstag im Juni sucht. Der Grund ist recht einfach: Weil sowohl diese Fragerunde, als auch das Mütter-Geburtstag-Argument keinerlei Rolle spielen.

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Technisch gesehen bildet diese Fragerunde lediglich eine Brücke zu einem echten Gewinnspiel, welches ein Affiliate Gewinnspiel ist. Übrigens: RyanAir hat mit dem gesamten Ablauf hier rein gar nichts zu tun!

Von Fake zu Affiliate

Man muss an dieser Stelle einen Trennstrich ziehen: Das abschließende Affiliate Gewinnspiel ist legal, der vorangegangene Köder ist jedoch ein konstruiertes Fake-Gewinnspiel. Fake-Gewinnspiele sind die kleinen Geschwister der kommerziellen Fake-News: Sie müssen so konstruiert sein, dass man ihnen Glauben schenkt. Dem Verfasser ist es dabei egal, ob der Inhalt korrekt ist. In gewissem Umfang sind auch Fake-Gewinnspiele pseudoredaktionell.

So auch hier: Nimmt man an diesem Gewinnspiel teil, bekommt derjenige eine Provision, der den Link in seiner Webseite ZU diesem Gewinnspiel eingebaut hat. Das ist auch der Grund, warum derartige Fake-Gewinnspiele konstruiert werden: Es geht darum, Werbung anzuzeigen bzw. Werbelinks glaubhaft und wirksam einzubauen. Dem Verfasser des Fake-Gewinnspiels ist es somit schlichtweg egal, ob der eigene Inhalt korrekt ist.

Zum abschliessend verlinkten Affiliate sollte man lediglich wissen, dass es hier um DATEN geht. Sprich, die Teilnehmerdaten werden in eine Datenbank gespeist und der jeweilige Teilnehmer dürfte in Folge WERBEMAILS, WERBEANRUFE uvm. bekommen. Diese Information, auch immer wieder in abgewandelter Form, findet der User im KLEINGEDRUCKTEN unter dem Gewinnspielformular vor:

Ja, ich bin damit einverstanden, dass eine Auswahl der in der Sponsorenliste aufgeführten Firmen mich postalisch, telefonisch oder per E-Mail oder SMS über Angebote aus ihrem jeweiligen Geschäftsbereich informiert. Die Auswahl der werbenden Unternehmen können Sie selbst beeinflussen. Das Einverständnis kann ich jederzeit widerrufen. Weitere Infos dazu hier.

In den meisten Fällen, werden solche Nutzerdaten auch weiter verkauft. So ein Datensatz kann dann dem Verkäufer schon ein paar Euro bringen. Das am Ende eingebaute Affiliate Gewinnspiel ist übrigens wiederum nicht illegal. Jedoch hat es mit dem vorangegangenen Köder nichts zu tun.


Unsere virtuelle Faktencheck-Bewertungsskala: Bei der Überprüfung von Fakten, in der Kategorie der „Faktenchecks„, nutzen wir eine klare Bewertungsskala, um die Zuverlässigkeit der Informationen zu klassifizieren. Hier eine kurze Erläuterung unserer Kategorien:

  • Rot (Falsch/Irreführend): Markiert Informationen, die definitiv falsch oder irreführend sind.
  • Gelb (Vorsicht/Unbewiesen/Fehlender Kontext/Satire): Für Inhalte, deren Wahrheitsgehalt unklar ist, die mehr Kontext benötigen oder satirisch sind.
  • Grün (Wahr): Zeigt an, dass Informationen sorgfältig geprüft und als wahr bestätigt wurden.

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