Erneut kursiert ein Sharepic, welches augenscheinlich von der Partei „Die Grünen“ erstellt wurde.

Auf dem Sharepic wird von einem Jungen namens „Kanku“ berichtet, der täglich für einen Niedriglohn 12 Stunden lang in einer Kobaltmine im Kongo arbeiten müsse, um Kobalt zu fördern, welches für „die Elektroautos der Grünen-Wähler“ gebraucht werde.

Zu diesem Sharepic bekamen wir nun erneut Anfragen:

Das Sharepic über "Kanku", Verpixelung von uns
Das Sharepic über „Kanku“, Verpixelung von uns

Das ist Kanku.
Er ist 8 Jahre alt und arbeitet täglich 12 Stunden für ein bis zwei Dollar pro Tag in einer Kobaltmine im Kongo.
Mit etwas Glück (?) wird er das 30. Lebensjahr erreichen. Das von ihm geschürfte Kobalt wird nämlich ganz dringend für die Elektroautos der Grünen-Wähler gebraucht.
Bei Kanku ist also jeden Tag ein „Friday for future“.
Danke, Kanku!“

Ganz offensichtlich sollen also mit diesem gefälschten Bild der Grünen (auf keiner offiziellen Seite der Grünen ist dieses Bild zu finden) die Grünen-Wähler und Fridays for Future-Teilnehmer diskreditiert werden, indem suggeriert wird, dass Kobalt für Elektroautos (welche angeblich nur von Grünen-Wählern gefahren werden) grundsätzlich von Kindern in armen Ländern für einen Hungerlohn gefördert wird.

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Das Bild

Wir haben das Bild in der Vorschau und im Artikel verpixelt, da es urheberrechtlich geschützt ist. Verwendet wurde es unter anderem in diesem Bericht über Kobaltabbau im Kongo.
Der Name des Kindes ist unbekannt, der angebliche Name „Kanku“ taucht nirgendwo auf.

Wozu Kobalt?

Tatsächlich ist Kobalt als Übergangsmetall ein wichtiger Bestandteil bei der Herstellung von Akkus, unter anderem auch für Elektroautos. Aus dem Kongo kommen rund 64 Prozent des weltweit geförderten Kobalts, die Arbeitsbedingungen sind dort oft hart, unsicher und schlecht bezahlt.

Für den Abbau von Kobalt werden dort sehr häufig Kinder beschäftigt, was eine traurige Wahrheit ist und wovon schon häufig berichtet wurde.
Die Verbreiter jenes obigen Bildes bedenken häufig eines nicht:
Das Smartphone, welches sie in der Hand halten, hat ebenfalls einen Akku! Und auch dieser entstand nur durch den Abbau von Kobalt!

Es ist somit ein wenig heuchlerisch, die „Schuld“ für den Kobaltabbau auf Nutzer von Elektroautos zu schieben, während man gleichzeitig das Smartphone in der Hand hält oder ein Laptop vor sich hat: Ebenfalls weit verbreitete Geräte mit Akkus.

Kinderarbeit nur ein Teil des Problems

Der Vorwurf, Elektroautos seien Schuld am Anstieg von Kinderarbeit im Kongo, stammt von Vera Lengsfeld, die 2017 in der „Epochtimes“ und anderen rechtspopulistischen Medien diese Auffassung vertrat.

Dass weniger Elektroautos allerdings das Problem der Kinderarbeit nicht mindern, geschweige denn lösen, beschreibt ausführlich ein Artikel im „Handelsblatt„, da Kinderarbeit nur ein Teil des Problems darstellt. Jene Minderjährigen arbeiten hauptsächlich im Kleinbergbau von teilweise illegal betriebenen Minen, wo Kinder in weggeworfenen Abfallprodukten der industriellen Minen nach Kobalt suchen und die Erze sortieren und waschen, bevor sie verkauft werden.

Trotzdem ist es natürlich möglich, dass Kobalt, welches durch Kinderarbeit gefördert wurde, auch in den Akkus von Elektroautos landet.
Damit dies allerdings unterbunden wird, haben sich sowohl der VW-Konzern als auch BMW dazu entschlossen, die Herkunft des Kobalts für ihre Elektroautos zurückzuverfolgen bzw. komplett auf Kobalt aus dem Kongo zu verzichten.

Und was sagen die Grünen?

Die sind sich selbst auch darüber bewusst, dass ein Umstieg auf Elektroautos nicht von heute auf morgen geschehen kann, somit fordern sie, dass ab 2030 nur noch abgasfreie Neuwagen zugelassen werden. Bis dahin sind allerdings noch einige technische, organisatorische und bürokratische Hürden zu überwinden.

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Fazit

Das Sharepic ist nicht von der Partei „Die Grünen“ und suggeriert mit einem kurzen, polemischen Text, dass Elektroautos grundsätzlich nur von Grünen-Wählern gefahren werden, diese aber dadurch Schuld an Kinderarbeit im Kongo seien, weswegen auch die „Friday for Future“-Bewegung absurd sei.

Der Text aus unbekannter Quelle spricht allerdings nur einen Bruchteil der Problematik an, so wird Kobalt für die Herstellung sämtlicher Akkus in beispielsweise Smartphones, Laptops, Rollstühlen und Kameras verwendet, zudem sind sich die großen Hersteller von Elektroautos der Kinderarbeit-Problematik bewusst und stellen künftig sicher, dass deren Kobalt aus nachvollziehbaren und legalen Quellen kommt.

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