Sich das bildlich vorzustellen, ist eigentlich schon genug.

Es gibt da ein Phänomen im Internet, welches sich so manche Seiten zunutze machen: das sogenannte Clickbait. Darunter versteht man Artikel, die eine sensationsheischende Überschrift haben, welche durch den Artikel aber entweder relativiert oder nicht bestätigt wird.
Darunter fällt auch jener Artikel, zu dem wir Anfragen bekamen: Eine Frau soll durch Nasenspülungen ein Gehirnteil verloren haben!

Eine der Anfragen zu den Nasenspülungen über unser Meldeformular
Eine der Anfragen zu den Nasenspülungen über unser Meldeformular

Was stellt ihr euch denn vor, wenn ihr eine solche Überschrift lest? Dass ein Stück Gehirn durch die Nase mit ausgelaufen ist? Wie kann den sowas passieren?? Das MUSS man doch klicken, oder?

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Was tatsächlich geschehen ist

Bei Clickbait-Artikeln gibt es häufig noch ein weiteres Merkmal:
Wenn ein Artikel eigentlich nur recht kurz ist, wird er auf mehreren Seiten verteilt, so dass man nicht sofort liest, wie das sein kann. So muss mal oftmals zig Seiten blättern – auf denen dann natürlich immer Werbung erscheint – bis man den wahren Grund für die Angaben in der Artikelüberschrift erfährt.

Die Lösung lautet: granulomatöse Amöbenenzephalitis

Dabei handelt sich um eine zumeist tödliche Infektion des Zentralnervensystems. Das Hirn läuft einem dabei aber nicht aus der Nase!

Wodurch wurde die Infektion bewirkt?

Die auslösenden Akanthamöben befinden sich weltweit in der Erde, in Gewässern und in der Luft. Eine Infektion kann durch eingeatmete Luft oder durch kontaminiertes Wasser geschehen. Die Amöben geraten über die Blutbahn in den gesamten Organismus, auch ins Gehirn.

Die 69-jährige Frau aus dem Bundesstaat Washington, von der der Artikel berichtet, wollte eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung in den Griff bekommen und wendete deshalb Nasenspülungen an. Allerdings hielt sie sich nicht an die Anleitung: Sie verwendete normales Leitungswasser, weder abgekocht noch mit den speziellen Salzen versetzt.

Nun kann es tatsächlich vorkommen, dass sich im Leitungswasser solche Amöben befinden, wenn die Leitungen dazu noch verschmutzt sind. Wenn wir solches Wasser trinken, werden die Amöben durch die Magensäure abgetötet, jedoch ohnehin bereits angegriffene Nasenschleimhäute bieten keinen Schutz.

Somit infizierte sich die Frau mit den Amöben und starb knapp ein Jahr später an einer durch die Amöben ausgelöste Gehirninfektion.

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Fazit

Die Frau verlor nicht etwa ein Gehirnteil durch die Nasenspülung, sondern bekam durch die im Wasser enthaltenen Amöben eine Gehirninfektion… die sie nicht etwa ein Gehirnteil, sondern ihr ganzes Leben kostete.

Global gesehen sind Infektionen mit dieser Art der Amöben äußerst selten, weltweit sind nur rund 300 Fälle bekannt. Die Dunkelziffer kann jedoch weitaus höher liegen. Bei korrekter Anwendung von Nasenspülungen (destilliertes oder abgekochtes Wasser, möglichst kein Leitungswasser, Verwendung der Salze) kann es unmöglich zu einer solchen Infektion kommen.

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