In den ersten drei Monaten diesen Jahres wurden rund 800 km² Regenwald vernichtet. – Ein Anstieg um 51 Prozent zum Vorjahr.

Brasilien: Rekordabholzung wegen der Coronakrise (Faktencheck) – Das Wichtigste zu Beginn:

Umweltschützer und Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Kontrollen durch Behörden während der Coronakrise nachgelassen hätten. Diese Vermutung kann nicht mit Sicherheit bestätigt werden.

Verstärkte Abholzungen im Amazonas-Gebiet

Neben den allgegenwärtigen Schlagzeilen über das Coronavirus gehen andere Informationen unter. So auch diese, dass aktuell riesige Flächen Regenwald im Amazonas-Gebiet verloren gehen.

Der Grund dafür: Illegale Abholzungen.

Das Nationale Institut für Weltraumforschung (Inpe) wertet Satellitenbilder aus, um Abholzung und auch Brandrodung zu erfassen. So werden auch Veränderungen des Waldes in Echtzeit analysiert und zeigen, wie sich der Waldbestand über ein Jahr hin entwickeln könnte.

Reuters berichtet, dass in den ersten drei Monaten diesen Jahres rund 800 km² Wald vernichtet wurden. Das entspricht einer Fläche, die ungefähr so groß ist wie New York. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Anstieg um 51 Prozent.

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Steigende Abholzung aufgrund der Corona-Pandemie?

Umweltschützer und Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Kontrollen durch Behörden während der Coronakrise nachgelassen hätten. So würde die brasilianische Umweltbehörde „IBAMA“ weniger Kontrolleure aussenden, was eine Vorsichtsmaßnahme gegen das Coronavirus darstellt. Dadurch wiederum fehlen Kontrollen gegen illegale Abholzung. – Die Regenwald-Gebiete sind weitaus weniger geschützt.

Auch wachse die Angst vor wirtschaftlichen Einbrüchen und Armut durch den Corona-Lockdown. Davon angetrieben würden eventuell mehr Menschen veranlasst werden, auf illegale Weise Geld zu verdienen, wie etwa durch Waldrodungen.

„Es besteht das Risiko, dass das Coronavirus und COVID-19 die Bedingungen für mehr Abholzung schaffen“, gibt Carlos Souza Jr., Wissenschaftler der NGO „Imazon“ zu bedenken.

Doch noch kann man einen direkten Zusammenhang nicht mit Sicherheit bestätigen.

Indigene Völker bedroht

Die Maßnahmen, welche aufgrund der Corona-Krise beschlossen wurden, erreichen nicht mit Sicherheit die abgelegenen Gebiete, die von Indigenen bewohnt werden.
Gleichzeitig erreicht das Virus durch Holzfäller und andere Menschen auch Indigene in geschützten Reservaten, die darauf möglicherweise nicht vorbereitet sind.

Im brasilianischen Fernsehen wurde eine groß angelegte Unternehmung von „IBAMA“ gezeigt. Grund dafür war, Holzfäller und Goldsucher aus den Gebieten der Indigenen im Süden Amazoniens zu vertreiben. Laut dem „Diário Oficial“, einer Art Amtsblatt, wurde Olivaldi Azevedo, einer der Direktoren des „IBAMA“ daraufhin gekündigt.

Weitreichende Schäden

Die Regenwälder im Amazonas werden nicht grundlos als „Grüne Lunge der Erde“ bezeichnet. Sie produzieren Sauerstoff, speichern CO2, sind Heimat vieler Tierarten und beeinflussen obendrein das Wetter. Die Abholzungen vernichten Lebensräume und tragen zur Klimakrise bei.

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro geriet bereits im vergangenen Jahr wegen seines Vorgehens bei den Bränden im Amazonas-Gebiet 2019 unter massive Kritik. Ihm wird von Umweltschützern vorgeworfen, Brände in Kauf zu nehmen, um die Flächen für die Landwirtschaft zu nutzen.

Während seiner Präsidentschaftskandidatur versprach Bolsonaro, den Amazonas für eine kommerziellere Entwicklung – unter anderem auch Bergbau und großflächige Landwirtschaft – zu öffnen.

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Begünstigung von Zoonosen

Durch massive Abholzung werden auch Zoonosen – Krankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen werden – begünstigt.
Aufgrund zerstörter Ökosysteme treffen Tiere aufeinander, die sich davor nicht über den Weg gelaufen wären. Auch die Wege von Menschen können sie kreuzen. So ist es möglich, dass Viren von einer Spezies auf die andere übergreifen.

Experten befürchten, Pandemien könnten vermehrt auftreten, wenn weiterhin riesige Flächen Regenwald abgeholzt werden.

Quelle: utopia.de / spektrum.de
Artikelbild: Shutterstock / Von Richard Whitcombe

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