Der Comic zum Thema Pandemie aus dem Jahr 2012 (der Faktencheck)
Der Comic zum Thema Pandemie aus dem Jahr 2012 (der Faktencheck)

Ein Comic aus dem Jahr 2012 stiftet im Moment Verwirrung bei Social Media-Nutzern. Der Comic bezieht sich jedoch nicht direkt auf den neuen Coronavirus.

Aktuell taucht auf Social Media ein Video einer türkischen Berichterstattung auf, die über einen Comic aus dem Jahr 2012 spricht. Angeblich soll dieser Comic „nur für die Eliten bestimmt“ gewesen sein und „Corona hervorgesagt haben“.

Genau genommen geht es um folgendes Video:

Screenshot zum angefragten Video
Screenshot zum angefragten Video

Der Faktencheck

Im Jahre 2012 publizierte die EU tatsächlich ein Comic-Projekt, das sie zuvor finanziert hatten. Der Comic trägt den Titel „Infected“ und erzählt die Geschichte von Frau Chan Wenling und ihrem zeitreisenden Freund, die alle anderen davon überzeugen wollen, gemeinsam die Welt zu retten.

Die Geschichte beginnt damit, dass hochrangige Experten unter höchsten Schutzvorkehrungen ein sogenanntes P4-Labor in Peking besichtigen, in dem sich hochansteckende Krankheitserreger befinden. Nachdem es zum großen Knall kommt fordert die folgende Pandemie eine Milliarde Menschenleben, noch dazu übernimmt eine mafiöse Vereinigung die Regierung, der Kontakt zwischen Mensch und Tier ist verboten und die Bevölkerung verliert das Vertrauen in die Institutionen.

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„Infected“ mischt zwar Sciene Fiction mit Action, doch dient der Comic nicht eben nur der Unterhaltung. Auf der Webseite weist die EU daraufhin, dass es sich zwar um Fiktion handelt, aber dennoch mit einigen sachlichen Informationen verflochten ist. Im Anhang erfährt der Leser, warum die Geschichte in Peking beginnt. Denn dort fand 2006 die erste internationale Ministerkonferenz für Vogelgrippe und pandemische Influenza statt. Und auch, was es mit dem P4-Labor auf sich hat.

Der Comic soll laut WirtschaftsWoche einem jugendlichen Publikum erklären, was eine Pandemie ist und die Notwendigkeit internationaler Zusammenarbeit hervorheben. Es sollen aber nur gut 5.000 Exemplare gedruckt und in den EU-Delegationen in Asien verteilt worden sein. Das Projekt war aber auch nicht das erste seiner Art – im Jahr 2003 hatte das Europäische Parlament einen Comic in Auftrag gegeben, um den Gesetzgebungsprozess zu erklären. Mit einer Auflage von 500.000 Stück, hat sich das Konzept schon damals nicht durchgesetzt.

Hier der direkte Link zum Comic und dessen Anhang. (PDF)

Fazit:

Der Comic hat also die Corona-Pandemie nicht „vorhergesagt“, sondern basiert zum auf Teil realistischen Entwicklungen, die bereits zu Zeiten der Vogelgrippe oder pandemischen Influenza auftraten. Der Comic handelt also demnach bewusst von einer Pandemie, um junges Publikum über das Thema aufzuklären.

Die EU wollte mit dem Comic einem jugendlichen Publikum näher bringen, was eine Pandemie eigentlich ist und was da so alles passieren kann und könnteDafür ist die Szenariokonstruktion auch da -> ein Szenario erhebt laut der Bundeszentrale für politische Bildung den Anspruch, Möglichkeiten der Zukunftsentwicklung zu beschreiben, die mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eintreten können.

Und dass der Comic nur in geringer Auflage gedruckt wurde und wenige Menschen erreichte, liegt eher nicht daran, dass es sich um die „Elite“ gehandelt hätte. Das Konzept setzte sich bereits zum zweiten Mal nicht durch.

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