Deutschland hat die ärmsten Rentner? Faktencheck


Autor: Kathrin Helmreich
Datum: 24. September 2020

Die ärmsten Rentner? Deutschland ist europaweit nicht das Schlusslicht.
Die ärmsten Rentner? Deutschland ist europaweit nicht das Schlusslicht.

Deutschland hat die ärmsten Rentner? So wird es zumindest seit Anfang September auf Facebook behauptet.

Aktuell erhalten wir einige Anfragen zu einer Behauptung, die ihren Ursprung auf Facebook findet.

Es geht dabei um folgenden Statusbeitrag auf Facebook:

 

Screenshot des angefragten Beitrags auf Facebook
Screenshot des angefragten Beitrags auf Facebook

Deutschland füttert Gratis alle Völker dieser Erde,hat aber die ärmsten Renter und die haben ihre Rente erarbeitet

Der Faktencheck

Wie die Faktenchecker von dpa-factchecking schreiben, gibt es keine Belege zur Richtigkeit dieser Behauptung. In OECD-Statistiken zum Vergleich der Rentenleistungen in europäischen Ländern liegt Deutschland nicht auf dem letzten Platz. (siehe dazu hier, hier und hier)

Der Verfasser gibt keine Quellen zur Behauptung an, auch geht nicht hervor, ob sich die Aussage auf die Durchschnittsrente oder die Rentenersatzquote bezieht oder ob es sich um einen welt- oder europaweiten Vergleich handelt.

dpa-factchecking hat im Folgenden nur die Bewertung im europäischen Raum beleuchtet. So fanden die Faktenchecker heraus, dass zur Durchschnittsrente keine europaweiten Zahlen vorliegen. Es existiert jedoch eine Annäherung der europäischen Statistikbehörde Eurostat, die unter anderem das durchschnittliche Nettoeinkommen von Menschen in Europa über 65 Jahren angibt.

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Deutschland liegt nach diesen Zahlen mit 19 809 Euro deutlich über dem Durchschnitt von 16 211 Euro. Länder wie Frankreich, die Niederlande oder Österreich liegen zum Beispiel über dem deutschen Niveau, jedoch liegen Bulgarien oder Kroatien auch deutlich darunter. So hängt die Rente auch unter anderem vom Lohnniveau im jeweiligen Land ab.

Ein weiterer wichtiger Punkt bezieht sich darauf, dass die Rente nicht die einzige Einkommensquelle sein muss. Der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zufolge lag das Durchschnittseinkommen der über 65-Jährigen 2016 in Deutschland bei fast 89 Prozent des Durchschnittseinkommens (Seite 186) der Gesamtbevölkerung – im OECD-Schnitt waren es etwa 87 Prozent. Das geht aus der OECD-Studie „Pensions at a Glance 2019“ hervor.

Ebenfalls in der OECD-Studie angeführt und ein weiteres Indiz für die Höhe der Renten in den europäischen Ländern, ist die Rentenersatzquote. Das Verhältnis des Einkommens im Rentenalter zu dem, was vorher verdient wurde.

So kann ein Arbeitnehmer in Deutschland, der 2018 in den Arbeitsmarkt eingetreten ist, später im Rentenalter mit staatlichen Bezügen von knapp 52 Prozent seines letzten Lohns rechnen. (Seite 157) Das sind rund 59 Prozent gemessen im OECD-Schnitt. Zum Schlusslicht macht dieser Wert Deutschland nicht: In Irland beträgt der Wert 36 und in Polen beispielsweise 35 Prozent.

Fazit:

Europaweit ist Deutschland kein Schlusslicht in Sachen Durchschnittseinkommen der über 65-Jährigen oder bei der Rentenersatzquote.

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Quelle: dpa-factchecking
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