Ist man automatisch ein Nazi oder Verschwörungsjünger, wenn man Corona-Kritik übt? Nein, auf gar keinen Fall. Es kommt darauf an, wie man die Kritik übt.

Auf Social Media wird immer wieder laut, dass viele Menschen sich gar nicht trauen, eine Corona-Kritik zu äußern. Sie haben Angst, dann direkt in die rechte Ecke geschoben zu werden oder als Aluträger bezeichnen zu werden.

Doch grundsätzlich ist nichts verkehrt daran, an Corona Maßnahmen Kritik zu üben. Im Gegenteil, Kritiken sind wichtig und für eine Entwicklung förderlich. Dazu gehört aber auch, dass diese Kritik berechtigt ist und natürlich auch fundiert.

Über absurde Corona-Kritik.

Das große Problem ist natürlich, dass so manche Kritiker mit Verschwörungsmythen argumentieren. Da wird dann behauptet, 5G und das Coronavirus stehen in einem Zusammenhang oder dass Impfungen dazu genutzt werden, um Menschen ein Chip einzupflanzen. An dieser Stelle möchten wir auf die aktuelle Doku „Am Schauplatz“ mit dem Titel „Corona – eine große Verschwörung?“ verweisen (folgendes Video).

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Hierbei ist dann schnell die Rede von sogenannten Bio-Robotern, zu denen Menschen durch eine Chip-Impfung werden. Das ist natürlich absurde Kritik, die keinerlei wissenschaftliche Basis hat. Hier wird es problematisch, da diese Art von Kritik nicht ernst genommen wird und auch nicht werden kann, da sie eben auf Mythen basiert, deren Inhalte nicht existieren.

Teilweise sind diese Verschwörungsmythen sogar noch problematischer, da sie sich uralter Ritualmordlegenden bedienen. Hier muss man leider immer wieder auf die Adrenochrome-Geschichte verweisen, die tatsächlich in der Tradition klassischer antisemitischer Ritualmordlegenden steht (siehe hier). Diese Legenden besagen, dass unschuldigen Kindern (christlichen Kindern) etwas Schlimmes angetan wird.

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Sie werden angeblich gefangen gehalten, gequält und man nimmt ihnen Körperflüssigkeiten ab. Diese Körperflüssigkeiten waren ursprünglich in den Legenden Blut, in der Adrenochrome-Geschichte handelt es sich um ein Hormon. Diese Flüssigkeiten würden bestimmte und nicht näher definierte Eliten benötigen, um sich damit jung zu halten.

Auch diese Geschichte ist im Umfeld von Corona-Kritikern aufgetaucht. Hier haben wir es wieder mit absurden Kritikpunkten zu tun. Die Frage ist jedoch, wie nun berechtigte Kritik aussehen kann.

Berechtigte Corona-Kritik.

Eine berechtigte Kritik setzt sich mit den Daten und den Statistiken auseinander, die bereits existieren. Sie erschafft nicht irgendwelche Mythen oder wirft irgendwelche gegenteiligen Theorien auf, sondern schaut sich die Faktenlage an.

Hier ein Beispiel für eine berechtigte Kritik: Auf der Facebook-Seite Public Health Graz, die von Martin Sprenger betrieben wird, tauchte jüngst eine korrigierte Statistik auf. Es ging hierbei um die offiziellen Statistiken zur Hospitalisierung und die Darstellung der Intensiv- und Normalbetten in Österreich, welche von der AGES ausgegeben werden (siehe hier).

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Bei der AGES handelt es sich um die österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, auf die auch die österreichische Regierung in ihrer täglichen Veröffentlichung zurückgreift. Was ist hier geschehen?

Nach Ansicht der Facebook-Seite Public Health Graz hat die AGES in ihrer statistischen Darstellung der Hospitalisierung eine möglicherweise irreführende Skalierung angeführt. Das bedeutet, die genutzte Skala in den offiziellen Statistiken ist zu klein, da sie sich an der höchsten Zahl der GENUTZTEN Intensiv- und Normalstation Betten orientiert. Die Statistiken lassen jedoch komplett alle freien Betten aus und somit erscheint die Balken wesentlich höher und dramatischer, als wenn man die SKala inklusive der nicht genutzten Betten anlegt.

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Ob nun eine Dramatisierung absichtlich in den Statistiken erfolgt ist, können wir natürlich nicht sagen. Das will auch Martin Sprenger nicht unterstellen, jedoch deutlich auf diese Skalierung hinweisen.

Die Skalierung der AGES verzerrt durch die Auslastung der freien Betten in den Statistiken das Gesamtbild. Somit erscheint die Statistik auf Seiten der AGES wesentlich dramatischer als in der Darstellung der Facebook-Seite Public Health Graz. Die Darstellung unter Auslassung der freien Betten kann beim Betrachten den Eindruck erwecken, als finde eine gefährlich hohe Auslastung statt (linksseitige Bilder). Erweitert man die Skala um die freien Betten, um die Gesamtzahl der Betten zu berücksichtigen, zeigt sich ein ganz anderes Bild (rechtsseitige Bilder).

Falsche Zahlen übrigens nutzen beide nicht, das ist ganz wichtig hier anzumerken. Es geht jeweils um die Darstellung, bei der man den Statistiken der AGES in diesem Fall eine Auslassung vorwerfen könnte.

An dieser Stelle sieht man deutlich, dass berechtigte Kritik nichts mit einem Aluhut, Verschwörungsmythen oder Rechtsextremismus zu tun hat. Es geht halt darum, sich mit dem auseinanderzusetzen, was da ist, und eventuell vorhandene Fehler oder Verzerrungen zu korrigieren und zu erklären.

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Symbolbild „Corona-Kritik“, Artikelbild von JDzacovsky / Shutterstock.com

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