Todesursachen der letzten 4 Monate in Deutschland (Faktencheck)


Autor: Kathrin Helmreich
Datum: 20. Oktober 2020

Grafik von Todesursachen nicht korrekt
Grafik von Todesursachen nicht korrekt

Immer wieder taucht auf Social Media eine Grafik auf, die die Todesursachen der letzten 4 Monate in Deutschland zeigen soll. Sie ist jedoch verfälscht und irreführend.

Eine Grafik sorgt aktuell für Unsicherheiten bei Nutzern. Mit angeblichen Zahlen des Statistischen Bundesamts und des Robert-Koch-Instituts, soll sie die „Todesursachen der letzten 4 Monate in Deutschland“ zeigen.

Fälle, die an COVID gestorben sind, sollen demnach den letzten Platz belegen:

Screenshot der angefragten Grafik
Todesursachen der letzten 4 Monate in Deutschland

Todesursachen der letzten 4 Monate in Deutschland

Der Faktencheck

Wie die Faktenchecker von dpa factchecking berichten, ist die Grafik verfälscht und irreführend.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes liegen für den genannten Zeitraum noch gar keine Zahlen zu Todesursachen vor. Unklar ist auch, woher die angegebenen Daten stammen. Die angebliche Zahl der 427 Corona-Todesfälle ist falsch.

Der vom Robert-Koch-Institut (RKI) angegebene Wert vom 20. September ergibt insgesamt 9386 Verstorbene. Mit dem Wert von 8.090 Todesfällen vier Monate zuvor, also am 20. Mai, ergibt sich eine Differenz von 1.296 Todesfällen.

Die restlichen Zahlen finden sich in keiner der genannten Quellen. Weder das RKI noch das Statistische Bundesamt (Destatis) haben solche Werte für den angegebenen Zeitraum bislang veröffentlicht. Zudem teilte Destatis auf Twitter mit, dass zu den Todesursachen im Jahr 2020 noch gar keine Zahlen vorliegen.

Für die Werte in der Grafik könnten die Zahlen aus dem Jahr 2018 herangezogen worden sein, durch drei geteilt und dann als Werte „der letzten 4 Monate“ genutzt. Der Wert für den Balken „Herz“ beispielsweise ergibt ein Drittel der von Destatis für das gesamte Jahr 2018 genannten rund 345.000 Todesfälle im Zusammenhang mit Krankheiten des Kreislaufsystems.

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Auch 4.000 behauptete Fälle in der Kategorie „Haushalt“ entsprechen dem Drittel der rund 12.000 vom Bundesamt verzeichneten Todesfälle nach einem häuslichen Unfall. Abgesehen von den falschen Zahlen ist auch die Auswahl des behaupteten Erhebungszeitraums manipulativ.

Denn in den Sommermonaten wurden im Vergleich zum Frühjahr ja deutlich weniger neue Corona-Todesfälle verzeichnet. Mit den oben genannten mehr als 8000 Fällen bis zum 20. Mai fällt der Großteil der inzwischen insgesamt mehr als 9500 Todesfälle in Deutschland (Stand: 9. Oktober 2020) genau in den Zeitraum, als sich die erste Welle der Pandemie ausbreitete. Auch die Zahl der Neuinfektionen war damals deutlich höher als im Sommer.

Ein seriöser Vergleich lässt sich also vermutlich erst rückblickend am Jahresende ziehen. Hinweise darauf, dass das Coronavirus sich in der Sterbestatistik auswirken wird, gibt aber bereits die sogenannte Übersterblichkeit. Wie Destatis in einer Sonderauswertung zeigt, lag die Zahl der Sterbefälle in Deutschland in manchen April-Wochen klar über dem Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019.

Zugleich weist die Behörde aber darauf hin, dass diese statistischen Effekte der Pandemie in Deutschland verglichen mit stärker betroffenen Ländern wie Italien eher gering ausfallen.

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