Was sagte Loriot über Intelligente und Idioten in Krisenzeiten? Zumindest nicht das, was u.a. auf Social Media verbreitet wird.

Gerade in Krisenzeiten ist guter Rat teuer. So oder so ähnlich heißt es doch. Jedenfalls ist es auf Social Media zurzeit sehr beliebt etwas kostenlose Weisheit durch einen klugen Spruch von einer berühmten Person zu verstreuen. Vor allem wenn diese Personen dem Anschein nach etwas zu sagen hat und dabei auch noch vertrauenswürdig ist. Und lustig. So wie Loriot zum Beispiel.

Wenn der also sagt: „“In Krisenzeiten suchen Intelligente nach Lösungen, Idioten suchen nach Schuldigen.“, dann kann man das auch glauben. Haben schließlich auch Journalist*Innen, Politiker*Innen und Professor*Innen und dabei fleißig das Zitat auf Social Media mitverteilt.

Blöd nur, dass das Zitat gar nicht von Loriot stammt

Bemerkt hat das laut der Süddeutschen Zeitung der Wiener Philosoph Gerald Krieghofer. Jener beschäftigt sich seit über zehn Jahren in seinem Blog „Falschzitate“  mit entstellten, falsch zugeschriebenen oder sogar frei erfunden Zitaten, den von ihm sogenannten „Kuckuckszitaten“. Sogar alphabetisch sind berühmte Persönlichkeiten aufgelistet, um zu zeigen, was sie oder was sie vor allem nicht gesagt haben.

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Bereits im Mai, wurde der Philosoph auf das vermeintliche Loriot-Zitat hingewiesen. Er hatte noch nie davon gehört.Also begab er sich mit dem Stuttgarter Bibliothekar Bernd-Christoph Kämper auf eine digitale Suche und fand schließlich heraus, dass das Zitat wahrscheinlich auf eine spanische Schauspielerin zurückgeht, die es in einem Youtube-Video erwähnte.

Wie das Zitat dann bei Loriot landen konnte, ist nicht geklärt. Krieghofer spricht in dem Interview mit der Süddeutschen aber von einer gewissen Typologie der Zuordnung von Zitaten. Politik z.B. geht oft an Bismarck oder Churchill, Lustiges an Mark Twain. Und bei Loriot sagt der Philosoph: „Offensichtlich hat Loriot eine Autorität, auch wenn man bei ihm gerne an die Nudel an der Nase denkt. Wobei die Kenner von ihm sagen: Das Wort „Idiot“ hätte Loriot nie verwendet.“

Wer nun selbst in der eigenen Zitatekiste etwas nach Korrektheit sortieren will, dem rät Krieghofer Google Books. Damit lassen sich schon 95 Prozent der falschen Zitate innerhalb weniger Minuten berichtigen.

Man kann aber auch auf den Blog des Philosophen gehen. Doch Vorsicht, hier begegnet man vielleicht selbst seinem nicht ganz so fundierten Fundus an Zitate-Halbwissen. Zitate, die man schnell bei der nächsten Party von sich gibt, weil es gerade so gut passt und so intellektuell obendrauf wirkt. Merkt ja eh keiner, falls es nicht ganz akkurat ist. Nun dank Herrn Krieghofer vielleicht schon.

Also, wenn man jenes angeblich von Loriot stammende Zitat über Intelligente und Idioten demnächst mal wieder in der Timeline sieht und da steht drunter: „Wie recht er hatte!“, dann hatte er halt nicht recht. Über den Wahrheitsgehalt der Aussage an sich, lässt sich natürlich weiter diskutieren.

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