Phallus, Schniepel, Zumpferl, Johannes, Lümmel, Nudel, Rohr, Pinsel, Riemen, Hammer, Gurke, Zauberstab, Ding, Piephahn. Viele Wörter und alle beschreiben das gleiche: Den Penis.

So vielfältig wie die Bezeichnungen des männlichen Geschlechtsorgans sind auch die Möglichkeiten dafür, dass Abbildungen dessen in den sozialen Medien gesperrt werden. Scheinbar auch dann, wenn es sich dabei nur um etwas handelt, das ähnlich aussieht.

Spargel nur für Erwachsene

Grund für das Löschen genitalähnlicher Darstellungen sind die automatisierten Contentfilter von Facebook. Diese erkennen Bilder, die scheinbar „sexuell explizite“ Inhalte zeigen und entfernen diese. Dabei kann es sich auch mal um ein unschuldiges Gemüse handeln. Genau das ist nun dem österreichischen Unternehmen Ögreissler widerfahren. Ögreissler ist ein lokaler Lieferdienst, der insbesondere regionale Produkte anbietet. Auf Facebook wollte das Unternehmen mit einem Foto für seinen weißen Spargel werben, das prompt in der „Inhalte für Erwachsene“-Schublade landete und gelöscht wurde. Der Betreiber selbst begegnet dem Vorfall in einem weiteren Beitrag mit Humor: „Ich versuche es mal nur mit Grünspargel, denn die Amis kennen keinen weißen Spargel“. (zum Statusbeitrag auf Facebook)

Contentfilter machen Fehler

Richtigstellung: Das Bild wurde von Google und nicht von Facebook gelöscht.  Das Bild, um das es geht, wollte das Unternehmen Ögreissler für eine Anzeigenkampagne über Google verwenden und dies als eines von vielen Motiven. Ögreissler bekam zu jenem Foto von Google die Fehlermeldung. „Inhalte nur für Erwachsene dürften nicht für Werbung benutzt werden“. Die Werbeanzeige werde daher nicht ausgeliefert. Ögreissler meint, dass er das  Motiv entfernt habe, danach war alles wieder in Ordnung.

Doch nicht nur der weiße Spargel fiel Facebooks Contentfiltern zum Opfer. Bereits in der Vergangenheit wurden durch die automatische Erkennung vermeintlich sexuell expliziter oder urheberrechtlich geschützter Inhalte, fehlerhaft Beiträge entfernt. Die Neptunstatue (Wahrzeichen der Stadt Bologna) und ein weltberühmtes Bild aus dem Vietnamkrieg, welches ein vietnamesisches, nacktes Mädchen zeigt, welches vor einem Napalm-Angriff flieht, sind nur zwei Beispiele von vielen.

Missbrauch von Filtermechanismen

Neben versehentlichen Sperrungen gibt es auch Fälle, in denen bewusst versucht wird, die Filter des sozialen Netzwerks zu missbrauchen. So auch in der US-Stadt Beverly Hills, in der ein Aktivist einen Besuch in der dortigen Polizeiwache live streamte. Die Polizeibeamten vor Ort schalteten ein urheberrechtlich geschütztes Lied ein und ließen dieses laut im Hintergrund laufen– scheinbar um die Verbreitung der Aufnahme zu verhindern.

EU-Urheberrechtsreform ebenfalls fehleranfällig

Ähnlich automatisierte Mechanismen werden voraussichtlich beim Inkrafttreten der neuen Urheberrechtsreform der EU angewendet. Diese soll Internetplattformen dazu verpflichten, jegliche Inhalte vor der Veröffentlichung auf mögliche Verletzungen des Copyrights zu überprüfen. Da die Menge der Inhalte jedoch zu groß ist, um diese manuell durch Menschen durchzuführen, werden wohl auch hier Uploadfilter in Aktion treten. Dadurch besteht zukünftig also im gesamten Internet die Möglichkeit vielfacher, falscher Sperrungen von Inhalten.

Quelle: Pornografischer Inhalt: Facebook löscht Foto von heimischem Spargel – Webmix – derStandard.at › Web
Artikelbild: Shutterstock / Von barmalini

Unterstütze jetzt Mimikama – Für Wahrheit und Demokratie! Gründlicher Recherchen und das Bekämpfen von Falschinformationen sind heute wichtiger für unsere Demokratie als jemals zuvor. Unsere Inhalte sind frei zugänglich, weil jeder das Recht auf verlässliche Informationen hat. Unterstützen Sie Mimikama

Mehr von Mimikama

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)