Ich hatte Corona: "Schwach wie ein Neugeborenes und ständige Luftnot waren meine Begleiter."
Ich hatte Corona: "Schwach wie ein Neugeborenes und ständige Luftnot waren meine Begleiter."

Menschen erzählen uns ihre Geschichte. Menschen senden uns ihre „My Corona-Story“ (sic!)


Mein „neues“ Leben begann am 10.04.2021. Ich hatte nie Angst vor Corona, nur Angst um meinen schwer herzkranken Mann und meine Eltern. Hab mich an alle Regeln gehalten und auf der Arbeit wurde sehr auf Trennung und Schutz geachtet und trotzdem hat es mich erwischt.

Ich hatte sowas noch nicht erlebt

Am 10.4. putzte ich morgens den Flur bei den Eltern und abends war ich noch bei einer Freundin. Gegen 18 Uhr merkte ich, dass etwas nicht stimmte. Konnte es aber nicht genau bestimmen. Um 19 Uhr fuhr ich nach Hause, auf dem Weg dorthin bekam ich Gliederschmerzen. Als ich nach 30 Minuten zu Hause war, fingen die Schmerzen an so schlimm zu werden, dass ich eine Paracetamol nehmen musste. Ich hatte so etwas noch nicht erlebt (bin zu diesem Zeitpunkt 49). Nachts vor Schmerzen immer wach geworden. Der Sonntag war ähnlich, Fieber kam gegen 14 Uhr und auch das zermatschte Grippegefühl. Am Montag ging es mir immer noch schlecht – kein Husten, nur Fieber, Gliederschmerzen und Grippegefühl. Ich schrieb meinen Chef an, dass ich zum Arzt wolle, er schrieb zurück, dass auch er seit Samstag krank wäre. (5 Kollegen waren gleichzeitig erkrankt)

Mein Arzt meinte beim Abstrich, ich sehe nach Corona aus. Hätte den typischen Augenausdruck. Ich nur: sagen Sie kein Quatsch, ist nur ne Erkältung 😉
Mein Fieber stieg auf 40 Grad, am Dienstagabend dann die Gewissheit: positiv. Fieber weiterhin 40 Grad. Es war dem kein beikommen. Mit Paracetamol sank die Temperatur für ca 2 Std auf 37,8, dann wieder ganz schnell 40. Donnerstag rief ich meinen Arzt an, was ich noch tun könne und er hat den Versuch mit Novalgin vorgeschlagen. Auch hier keine Chance, das Fieber dauerhaft runterzubekommen.

Ich war vom Fieber so geschwächt, dass ich nicht merkte, dass ich nicht mehr genügend Sauerstoff bekam. Husten hatte ich ja immer noch nicht. Nur Durst, wahnsinnigen Durst.

Auf dem Weg ins Bad wurde ich ohnmächtig

Samstag in der früh – so gegen 5:30 wurde ich auf dem Weg ins Bad ohnmächtig und schlug mir den Kopf ein. Dies war mein Glück, denn ich kam ins Krankenhaus. Fieber weiterhin bei 40 Grad und auch im Krankenhaus kam man diesen mit Infusionen nicht bei. Zweimal wurde ich noch Ohnmächtig, schafft es nicht mehr mich aufzurichten und nur mit Mühe umzudrehen. Man schaffte mich dann Dienstags auf die Intensivstation. Ich bekam die NIV Maske und kämpfte eine Woche ums Überleben. Ich hab es nicht so gesehen, der Kopf schaltet wohl in den Normalmodus. Hatte nur Angst Eltern, Mann und Freundin angesteckt zu haben. Nur mein Mann wurde noch positiv getestet und er hatte zu Hause einen mittelschweren Verlauf und hat alles sehr gut überstanden.

Donnerstag also 1,5 Wochen nach der Diagnose war endlich das Fieber runter, Sonntags darauf bekam ich besser Luft, die Sauerstoffsättigung stieg. Nach insgesamt 13 Tagen Intensiv wurde ich auf eine normale Station verlegt. Immer noch Sauerstoffpflichtig.

Als ich von der Intensiv geschoben wurde, sagte man mir, dass man auf mich keinen Pfifferling gegeben hätte. Es gab ein standing ovation von den Schwestern und Ärzten, ich so geweint. Hier nochmal mein Dank an dieses tolle Intensivteam im Essener Elisabethkrankenhaus.

Ich hatte die ganze Zeit keinen Husten, aber halt eine Lungenentzündung. Am 6. Mai wurde ich entlassen. Die ersten Schritte vorher schon geübt. Schwach wie ein Neugeborenes und ständige Luftnot waren meine Begleiter. Der Drang zu laufen sehr groß. Alles, was ich machen konnte, um meine Kraft zu steigen, hab ich unternommen (laufen, Treppensteigen)

Es ging sehr langsam vorwärts, aber es ging.

Zu Hause ein großer Sauerstoffkonzentrator und für unterwegs ein kleines Mobiles. Der Sauerstoff wurde Ende Juni in der Reha abgesetzt. Einarbeitung über zwei Monate, dann Urlaub und ab Ende September wieder Vollzeit im Beruf. Geimpft Ende September. Bis auf gelegentliches aussetzen der Konzentrationsfähigkeit, geht es mir nun gut. Nicht wie vorher, aber ich kann sehr gut damit leben. 2 x die Woche noch Lungensport, das ist immer noch sehr wichtig.

Das schlimmste für mich in den Erinnerungen an April ist, dass ich mitbekommen habe, wie neben mir Menschen an Corona verstarben. Höre die Stimmen, das Verabschieden und das Weinen von Ehefrauen und Kindern. Es war furchtbar und nimmt mich psychisch immer noch sehr mit.

Andy


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Weitere Storys findet man hier vor: https://www.mimikama.org/category/mycoronastory/

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