Mord, Sodomie, Nekrophilie, Kinderpornos und andere verstörende Dinge: Davon bekommen Content-Moderatoren auf TikTok massig zu sehen. Und nicht nur das: Um überhöhten „Produktivitätsstandards“ zu genügen, müssen sie eine Menge davon ohne Pausen ertragen.

Diesen Vorwurf erheben zwei Ex-Moderatoren in einer vor einem kalifornischen US-Bundesgericht eingebrachten Klage gegen die App und Mutterfirma ByteDance. Sie orten in der „extremen psychischen Belastung“ eine Verletzung des Arbeitnehmerschutzes und streben den Status einer Sammelklage an, der sich weitere unter den Folgen der Tätigkeit leidende Moderatoren anschließen könnten.

Ohne Ende Abartiges

Rund 10.000 Moderatoren hat TikTok weltweit. Sie sollen dafür sorgen, dass User endlos fröhlich bespaßt werden und von verstörenden Inhalten verschont blieben. Doch die Content-Wächter selbst bekommen davon massig ab.

„Wir mussten Tod und grafische Pornografie anschauen. Ich sah jeden Tag nackte minderjährige Kinder.“

Ashley Velez, eine Klägerin, gegenüber „NPR“

Beide Klageführer sprechen von Zwölf-Stunden-Schichten und kritisieren, dass sie aufgrund von Quotenvorgaben große Mengen derart verstörender Inhalte ohne Pause ertragen mussten.

Die Klageschrift erhebt zudem den Vorwurf, dass das Arbeitsumfeld der Moderatoren unsicher gewesen sei. Denn TikTok stelle keine adäquaten Mittel bereit, um den Mitarbeitern beim Umgang mit Ängsten, Depressionen und posttraumatischem Stress, die aus dem Ansehen der Flut an verstörenden Videos resultieren, zu helfen. Das Ansehen hunderter „höchst toxischer und extrem verstörender“ Clips pro Woche habe zu emotionalen Traumata geführt. Der mangelnde Schutz davor stelle Fahrlässigkeit und eine Verletzung kalifornischer Arbeitsschutzgesetze dar.

Altbekanntes Problem

Neu sind solche Vorwürfe nicht. Erst im Dezember 2021 hatte eine andere TikTok-Moderatorin eine ähnliche Klage eingebracht, doch diese wurde mittlerweile fallengelassen. Der aktuelle Rechtsstreit könnte für die Plattform aber eher zum Problem werden – insbesondere, falls er tatsächlich den Status einer Sammelklage erhält und sich weitere Betroffene anschließen.

Die Anwälte hinter der Klage hatten zudem vor einigen Jahren aufgrund vergleichbarer Vorwürfe bezüglich der psychischen Belastung von Moderatoren bereits eine Sammelklage gegen Facebook geführt. Dabei kam es im Mai 2020 zu einer Einigung, gemäß der Facebook 52 Mio. Dollar und damit zumindest 1.000 Dollar pro betroffenem Content-Wächter zahlen musste.

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Quelle: Pressetext

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