Per Anzeige wurden Statisten für eine Corona-Demo gesucht – doch in einschlägigen Kreisen wurde sie komplett falsch verstanden!

Seit Mitte Januar schwirren Fotos dieser Anzeige durch das Internet: Das ZDF, genau genommen die Spiegel TV GmbH, suchte für die Sendung Terra Xpress Statisten, die als Statisten bei einer Corona-Leugner-Demonstration mitwirken sollten. Für so Manchen seltsamerweise ein Beweis, dass es gar keine echten Gegendemonstranten gibt…
Hier zwei Beispiele der Verbreitung auf Facebook und Twitter:

Die Anzeige in sozialen Medien
Die Anzeige in sozialen Medien

Die Stellenanzeige

Laut den Fotos suchte die Spiegel TV GmbH nach Statisten, die am Dienstag, dem 18. Januar eine Gruppe von demonstrierenden Menschen darstellen sollten, welche einem Aufruf des Bürgermeisters gegen die Teilnahme an Corona-Leugner-Demos reagierten und deshalb über 5 Wochen hinweg zu Montagsdemos gingen.
In den einschlägigen Kreisen wird deshalb gemutmaßt, dass es nicht wirklich Gegendemonstranten gibt, sodass diese medial inszeniert werden müssten, damit TV-Zuschauer glauben, dass es einen Widerstand gegen Corona-Leugner und Impfgegner gäbe – und wenn es tatsächlich Gegendemonstrationen gibt, seien diese bezahlt.

Warum Statisten gesucht wurden – und was falsch verstanden wurde

Spiegel TV sah sich aufgrund der Behauptungen genötigt, ein ausführliches Statement zu den Anschuldigungen zu veröffentlichen:

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Der Hintergrund: Für die ZDF-Sendereihe „Terra Xpress“ wurden Ereignisse aus dem Oktober 2020 nachgestellt, als Sebastian Dippold, Bürgermeister von Neustadt an der Waldnaab, sich gegen „Querdenker“ positionierte und sich daraufhin heftigen Anfeindungen ausgesetzt sah.
Und nun kommt der Clou:
Ein in der Corona-Leugner und Impfgegner-Szene bekannter Blogger berichtete ebenfalls über die Anzeigen (archiviert HIER) und verstärkt die Behauptung, dass Statisten für Gegendemonstranten gesucht wurden. Es wurden allerdings Statisten für die Rolle als Corona-Leugner gesucht.
Aus der Anzeige geht nur hervor, dass man „eine Gruppe von demonstrierenden Menschen“ darstelle, die „auf einen Aufruf des Bürgermeisters gegen die Teilnahme an Corona-Leugner Demos“ reagiert.

Die Anzeige wurde von dem Blogger und den Social Media-Nutzern schon falsch verstanden: Es wurden keine Statisten für eine Gegendemonstration gesucht, sondern Statisten für Corona-Leugner!

Spiegel TV macht es in der Stellungnahme noch einmal deutlich:

„Im konkreten Fall sollte in einer kurzen Sequenz nachgestellt werden, wie Corona-Leugner vor dem Neustädter Rathaus aus Protest gegen die Haltung des Bürgermeisters demonstrierten.“

Solcherlei Szenen werden sehr oft auf Basis von Zeugenaussagen nachgestellt und als solche auch gekennzeichnet. Der Grund dafür ist einfach: Manchmal gibt es keine guten Aufnahmen, manchmal gibt es nur private Aufnahmen, deren Urheber nicht bekannt ist, somit ein Sender auch nicht nach Verwertungsrechten fragen kann.
In solchen Fällen ist es dann auch weitaus günstiger und schneller, eine Szene nachzustellen, anstatt mühsam nach dem Ersteller eines wackeligen Handy-Videos zu forschen, von dem zudem unklar ist, ob er die Nutzung überhaupt erlauben wird.

Fazit

Dass immer wieder Szenen für Reportagen nachgestellt werden, ist normal. Dies wird dann auch entsprechend gekennzeichnet, genauso wie man oft auch Fotos in Artikeln sieht, unter denen „Symbolbild“ steht, wenn kein Fotomaterial eines Ereignisses verfügbar ist.
Eine zusätzliche, unfreiwillige Komik erhält die Empörung halt auch noch dadurch, dass durch die Bank weg angenommen wurde, dass Darsteller für Gegendemonstrationen gesucht wurden. Anscheinend hatte also niemand die Anzeige richtig gelesen, einfach seinen Teil gedacht und daraufhin fabuliert, dass bestimmt Gegendemonstrationen dargestellt werden sollen.
Im Endeffekt also auch ein kleines Lehrstück in Sachen Medienkompetenz.


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Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)