Die Behauptung

Fidel Castro soll einmal gesagt haben „Der nächste Krieg in Europa wird zwischen Russland und dem Faschismus stattfinden, nur wird die westliche Welt diesen Faschismus als Demokratie bezeichnen.”

Unser Fazit

Das Zitat kursiert erst seit April 2022 im Internet. Weder in Deutsch, noch in Englisch oder Spanisch lässt sich das Zitat mit Suchmaschinen verifizieren.

Jedem sind diese Zitat-Bilder bestimmt schonmal auf Social Media begegnet: Eine Persönlichkeit (zumeist eine bereits verstorbene, denn die können sich nur schlecht wehren) soll irgendeinen klugen Satz gesagt haben, und alle so „Ooooh, wie weise, da seht ihr mal, der/die hatte damals schon recht gehabt“. Doch das angebliche Zitat von Fidel Castro über den nächsten Krieg in Europa, welches er bereits 1992 gesagt haben soll, tauchte trotz sehr umfangreicher Zitatsammlungen über ihn erst seit April 2022 im Internet auf.

Um dieses Zitat handelt es sich

Auf diversen Sharepics kursiert das Zitat in verschiedenen Sprachen: In Deutsch, Englisch und Castros Muttersprache Spanisch:

  • Auf Deutsch: „Der nächste Krieg in Europa wird zwischen Russland und dem Faschismus stattfinden, nur wird die westliche Welt diesen Faschismus als Demokratie bezeichnen.”
  • Auf Englisch: “The next war in Europe will be between Russia and fascism, except that fascism will be called democracy.”
  • Auf Spanisch: „La próxima guerra en Europa será entre Rusia y el fascismo, pero al fascismo se le llamará democracia.“
  • Nochmal Spanisch: „La próxima guerra en Europa será entre Rusia y el fascismo, solo que el fascismo se llamará „democracia“.“

Wann soll Castro das gesagt haben?

Alleine dabei sind sich die Verbreiter des Zitats schon uneinig:
Eine Journalistin von RT (ehemals Russia Today) behauptet, Castro hätte dies „vor mehr als 30 Jahren“ gesagt, also 1992 oder früher.

Fidel sagte dies in einem Gespräch mit Max Lesnik Menéndez, der sein guter Freund war und vor einigen Jahren öffentlich erklärte, dass Fidel ihm gesagt habe, dass mit der Niederlage der UdSSR der Krieg unvermeidlich sein würde.

Quelle: Twitter

Oh! Dieser Max Lesnik Menéndez erklärte dies also öffentlich vor einigen Jahren? Dann müsste sich ja dieses Zitat zumindest im Zusammenhang mit Menéndez finden lassen, oder?
Nicht so schnell, denn der nächste Tweet lautete:

„Das werden Sie online nicht finden, denn jeder revolutionäre oder antiimperialistische Text über Fidel wird bei der Suche stark behindert. Aber wenn Sie alles lesen, was Max gesagt hat, können Sie es finden.“

Quelle: Twitter

Sie hätte auch einfach eine Quelle nennen können, was als Journalistin doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte, aber Fehlanzeige. Nun mag es ja für Google richtig sein, dass bestimmte Suchergebnisse eingeschränkt werden, aber es gibt ja noch andere Suchmaschinen, wie beispielsweise das sehr freie DuckDuckGo, welche keinen Beschränkungen unterliegt.

Aber auch dort findet sich das Zitat in allen möglichen Variationen erst seit dem April 2022:

Auch die Suche auf DuckDuckGo ergibt keine besseren Ergebnisse
Auch die Suche auf DuckDuckGo ergibt keine besseren Ergebnisse

Auch die Suche auf der russischen Suchmaschine Yandex, die sicherlich nicht ein solches Zitat des kommunistischen Politikers Fidel Castro zensieren würde, führt ins Leere: keine Ergebnise vor dem April 2022.

Ein russischer Blog behauptet dasselbe wie die RT-Journalistin, nur steht dort, dass er dies 2001 zu Menéndez gesagt haben soll, und verlinkt sogar eine Quelle! Ja super, also gleich mal schauen…. doch die Enttäuschung ist groß: Die „Quelle“ ist die Seite „Quora“, auf der ein chinesischer Account das Sharepic am 29. April 2022 mit dem spanischen Zitat postete. Mehr nicht. Dazu auch noch mit der Behauptung „Vor über 30 Jahren…“, also sogar im Widerspruch zu dem russischen Blog, der das Zitat ja auf 2001 münzt, also vor 21 Jahren.

Fazit

Das angebliche Zitat Castros ist quasi aus dem Nichts im April 2022 im Internet aufgetaucht, es sind keine früheren Quellen zu finden. Auch die wohl umfangreichste Zitatensammlung von Castro beinhaltet nicht dieses Zitat.

Die Kollegen von „Correctiv“ bohren noch ein wenig weiter: Sie haben Max Lesnik Menéndez nun über seinen Sender „Radio Miami per E-Mail kontaktiert, bisher aber noch keine Antwort erhalten.

Nach bisherigen Erkenntnissen ist das Zitat somit als Fälschung einzustufen.

Artikelbild: pixabay

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