Nach monatelangem Hin und Her ging es plötzlich ganz schnell: Letzte Woche marschierte Elon Musk mit einem Waschbecken (englisch: sink) in die Twitterzentrale und tweetete dazu „Let that sink in“ (kann bedeuten „Lasst das Waschbecken rein“ oder „Lasst das auf euch wirken“). In seinem Profil nennt er sich, um bei Wortwitzen zu bleiben, nun „Chief Twit“ (bedeutet „Chef-Tweeter“ oder „Obertrottel“).

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Das war es dann aber auch schon mit dem Humor auf der Plattform, denn zum Lachen ist sicherlich nicht nur der entlassenen Chefetage nicht zumute, sondern auch allen jetzigen und zukünftigen Inhabern eines begehrten blauen Hakens, der die Echtheit eines Accounts verifiziert – denn dies soll kostenpflichtig werden.

You better work, b*tch!

Auch die Twitter-Mitarbeiter sind ein wenig ratlos, was ihren neuen Chef angeht: Von ihm angekündigte Meetings wurden kurzfristig wieder abgesagt, er ließ sich Programmcodes ausdrucken, nur um diese dann wieder zu schreddern (er wollte prüfen, wie schnell die Mitarbeiter dies erledigen und was sie in den letzten sieben Tagen programmierten) und nun bekommen sie auch noch eine Frist bis zum 7. November für den kostenpflichtigen Haken – sonst werden sie gefeuert.

2021 wurde Twitter Blue eingeführt (wir berichteten), ein Abo-Modell für 4.99 Dollar, mit dem Tweets beispielsweise 30 Sekunden nach dem Absenden noch editiert werden können oder lange Threads automatisch in einfacher zu lesenden Text umgewandelt werden.

Dieses Abo-Modell soll nun laut Informationen von „The Verge“ und „Platformer“ auf 19.99 Dollar verteuert werden und eine Zusatzfunktion erhalten: Wer einen blauen Haken hat oder haben will, muss künftig dafür zahlen. Einen Hinweis, dass sich der Verifikationsprozess ändern wird, deutete Musk bereits am gestrigen Sonntag an:

Nutzer, deren Account bereits verifiziert ist, sollen bald eine Aufforderung erhalten, ein Abo abzuschließen: Sie haben 90 Tage Zeit, ansonsten wird der blaue Haken gelöscht.

Unklar ist derzeit noch, ob der blaue Haken dann immer noch durch einen Verifizierungsprozess erhältlich ist (was ihn so begehrt macht) oder er nun durch ein monatliches Abo einfach erkauft werden kann – was ihn paradoxerweise ziemlich wertlos macht, da man durch ihn dann nur noch erkennt, wer 20 Dollar im Monat an Twitter zahlt, aber nicht mehr, ob ein Account auch echt ist.

Quo Vadis, Twitter?

Eine andere Änderung wird manchen Nutzern vielleicht noch gar nicht aufgefallen sein: Die Startseite von Twitter enthält nun nicht mehr das bloße Login, sondern eine Auswahl von Trends und Tweets, um neue Nutzer, die noch damit hadern, sich zu registrieren, neugieriger zu machen.

Diese kleine Änderung aber, die unter der alten Leitung nie geschehen wäre, ohne dass es ellenlange Diskussionen zwischen den Teams gegeben hätte, hat auch einen symbolischen Charakter: Bei Twitter weht nun ein anderer Wind. Für Nutzer, die zahlen sollen, für Mitarbeiter, die unter Druck gesetzt werden.

Ob sich damit allerdings schnell die 44 Milliarden Dollar, die Musk für Twitter zahlte, wieder reinholen lassen, ist mehr als fraglich.

Artikelbild: Pixabay


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